30 Jahre Peißenberger Kletterhalle: Mehr als nur eine Sportstätte
Einst eine innovative und mutige Idee, heute eine zentrale Anlaufstelle für Kletterbegeisterte: Vor 30 Jahren öffnete die Kletterhalle des Alpenvereins Peißenberg erstmals ihre Tore. Seitdem prägt sie den Klettersport in der Region.
Peißenberg – Alles begann Anfang der 1990er Jahre: Der Alpenverein Peißenberg überlegte, wie man den Klettersport fördern könnte. Zunächst wurde eine Freikletteranlage angedacht, die nahe der Ammer errichtet werden sollte. Doch: „In letzter Minute wurde alles abgewunken“, erinnert sich Hans Hornauer, der heutige Vorsitzende des Vereins. Denn favorisiert wurde vor allem von der Jugend eine wetterunabhängige Kletterhalle. Diese Idee gewann schnell an Unterstützung.
Bei der entscheidenden Hauptversammlung im Jahr 1993 wurde bis tief in die Nacht diskutiert. Am Ende fiel die Abstimmung zugunsten der Kletterhalle mit 55:11 Stimmen aus. „Ich hab das damals in der Zeitung gelesen und mir erst gedacht: ‚Spinnen die jetzt?‘ “, sagt Hornauer, der damals noch in Habach lebte, und lacht. Doch was zunächst gewagt erschien, entwickelte sich zu einem Erfolg. „Alles Mögliche wurde hin- und herkonstruiert“, weiß der passionierte Kletterer, der das Geschehen in Peißenberg interessiert verfolgte und Gefallen daran fand. Denn Standards gab es damals noch keine. 1994 wurde die 700 000 Mark teure Kletterhalle, die der Verein selbst finanzierte, schließlich eröffnet – als eine der ersten in Deutschland.
Die Kletterwand in Peißenberg war felsähnlich gestaltet, mit vielen Tritten und nur wenigen zusätzlichen Griffen. Doch gerade diese natürliche Gestaltung zog nicht nur lokale Kletterer an. Abends waren oft viele Münchener zu Gast.
Die Kletterhalle etablierte sich schnell als bedeutender Trainingsort. Viele erfolgreiche Kletterer nutzten die Halle und bis in die 2010er Jahre wurden in Peißenberg sogar Wettkämpfe der Bayerischen Meisterschaften ausgetragen.
2016 erfuhr die Halle eine umfassende Modernisierung. „Die Wand war schon altersschwach und wir wollten sie ersetzen, bevor es gefährlich wird“, erzählt Hornauer. Wieder entschied man sich für eine verstellbare Strukturwand, die durch ihre Gestaltung ein Alleinstellungsmerkmal in der Region darstellt. „Bei uns gibt es einen naturnahen Tritt“, schwärmt der Vereinsvorsitzende. Eine weitere Besonderheit in Peißenberg: „Unsere Routen sind ehrlich und entsprechen der offiziellen Einteilung der Schwierigkeitsgrade“, erklärt Hornauer. Bei anderen Anbietern sei dies oft nicht der Fall und Routen bei ihnen teils deutlich leichter als angegeben.
Im Vergleich zur ersten Wand bietet die heutige noch mehr Möglichkeiten. Auf 400 Quadratmetern bei einer Wandhöhe von bis zu elf Metern sind rund 60 Routen angelegt. Der Schwierigkeitsgrad geht von III bis X. Der Boulderbereich misst 100 Quadratmeter und hat ein Moonboard, auf dem mit einer App nach angezeigten Lichtern gekraxelt werden kann. Jedes Jahr in den Sommerferien werden alle Routen neu montiert. „Es soll ja nicht langweilig werden“, betont Hornauer.
„Es ist nach wie vor keine kommerzielle Halle“, verdeutlicht Hornauers Tochter Andrea Pruy. Denn alles werde rein ehrenamtlich gestemmt. So auch die fünf vereinseigenen Klettergruppen für alle Altersklassen und die zahlreichen angebotenen Kletterkurse. „Man lernt hier von gut ausgebildeten Leuten und das ganz in Ruhe“, hebt die Kinder- und Jugendtrainerin hervor. Denn die Halle ist für andere während der Kurse geschlossen. Ein klarer Vorteil beim Klettern, für das es viel Konzentration bedarf.
„Viel mehr als eine Sportstätte“
Abseits der sportlichen Aktivitäten ist die Halle ein Ort der Begegnung. Jeder ist willkommen, sei es zum Klettern, zum Ratschen oder bei einer der vielen angebotenen Aktionen. „Die Halle lebt von den Menschen. Hier gibt es eine Gemeinschaft, in der jeder seinen Platz findet“, freut sich Pruy und ergänzt: „Es ist einfach viel mehr als eine Sportstätte.“
Meine news
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies an diesem Sonntag, 15. September, beim „Tag der offenen Tür“. Von 14 bis 18 Uhr wird zum kostenlosen Schnupperklettern für Kinder und Erwachsene geladen, außerdem zeigt der Kletternachwuchs sein Können. Es gibt Kaffee, Kuchen und kalte Getränke.