Der erste Lastkraftwagen auf dem Hohen Peißenberg

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LK_Jubiläum Lkw Rigi.jpg © Privat

Wer schon einmal im Restaurant „Bayerischer Rigi“ auf dem Hohen Peißenberg war, kennt wahrscheinlich dieses Bild an der Wand: Entstanden ist es, als der erste Lastkraftwagen den Gipfel erreichte – vor ziemlich genau hundert Jahren.

Hohenpeißenberg – „Der erste Lastkraftwagen auf dem Hohenpeissenberg (1000 m) – ein O p e l wagen des Konsumvereins U.-Peissenberg – anläßlich der Verfassungsfeier am 17. August 1924.“ So verrät es die Aufschrift. Rückseite: „Romuald Fischer, Peissenberg“.

„Der Fahrer, der Mann im Vordergrund, ist mein Urgroßvater – Georg Fischer“, schildert Manuela Hager-Wutzke. Hundert Jahre nachdem das Bild entstand, holte sie Erkundigungen ein. „Die Konsumgenossenschaft ist eine Form der Genossenschaft im Einzelhandel, die in erster Linie Nahrungs- und Genussmittel sowie verwandte Waren des täglichen Bedarfs beschafft und verkauft“, erklärt sie. „Sie wurde gegründet mit dem Ziel, die Lebenshaltung durch günstigere Warenversorgung zu verbessern.“

Diese Zusammenschlüsse wurden deutschlandweit in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg gegründet und waren auch hilfreich während der schweren wirtschaftlichen Lage zwischen den beiden Weltkriegen.

Feier zum Verfassungstag 1924

Anlass, mit dem Lastkraftwagen Lebensmittel und Getränke auf den Berg zu bringen, sei die Feier des Verfassungstags am 11. August gewesen, erfuhr Hager-Wutzke. Da dieser im Freistaat Bayern kein Feiertag war und 1924 auf einen Montag fiel, beschloss man offensichtlich, die Feierlichkeiten am Sonntag, 17. August, zu begehen. „Mein Urgroßvater ist auf diesem Bild 40 Jahre alt“, so Hager-Wutzke.

Geboren wurde Georg Fischer 1884 in Hallnberg/Walpertskirchen im Landkreis Erding. Kurz nach der Geburt des Sohnes Alfred im Jahr 1919 zog der gelernte Mechaniker mit Nachwuchs und Frau Kunigunda nach Peißenberg, wo er als Bergmann arbeitete. 1921 kam Tochter Irmgard zur Welt. Zwischen 1921 und 1934 zog die kleine Familie nach Weilheim. Nach kurzer Zeit im Bergwerk gab Georg diesen Beruf wieder auf und bekam die Möglichkeit, als Kraftwagenführer bei der Brauerei Bräuwastl in Weilheim zu arbeiten.

Lkw Rigi 1924 Nachkommen
Hundert Jahre später: Lothar Barth (angeheiratet), seine Frau Silke Barth (Georg Fischers Urenkelin), Julian Barth (Ur-Urenkel), Karl Hager (Enkel) und seine Frau Christa Hager, Klaus Hager (Enkel), Manuela Hager-Wutzke (Urenkelin) und ihr Mann Markus Wutzke unter dem bekannten Bild. © Privat

Georgs Sohn Alfred Fischer war alt genug, um während des Zweiten Weltkrieges kämpfen zu müssen. Er starb im Dezember 1941 im Reservelazarett Lebach. „In der Familie wird erzählt, dass es der Kummer und die Trauer um seinen Sohn gewesen sei, an dem Georg Fischer ein knappes Jahr später verstorben ist“, so Hager-Wutzke. So erlebte er die Hochzeit seiner Tochter im Jahr 1946 nicht mehr. Georg Fischer hätte heute zwei Enkel, drei Urenkel und vier Ur-Urenkel.

100 Jahre nach der ersten Lkw-Fahrt auf den Hohen Peißenberg: Nachkommen treffen sich auf dem Rigi

Sein Bild mit dem Lastwagen auf dem Hohenpeißenberg haben seine Nachfahren zum Anlass genommen, sich hundert Jahre später im Restaurant „Bayerischer Rigi“ zu treffen. Dort gibt es auch noch Stühle mit dem Logo der Brauerei Bräuwastl“. „Und so leben wir alle auf die ein oder andere Weise auf dem Fundament, das uns unsere Vorfahren hinterlassen haben“, so Hager-Wutzke.

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