Kletterhalle Peißenberg wird 30 Jahre alt – Am 15. September ist Tag der offenen Tür
Was einst als kühne Vision begann, ist heute eine feste Institution im lokalen Sportleben: Vor 30 Jahren eröffnete der Alpenverein Peißenberg seine Kletterhalle – eine der ersten in ganz Deutschland. Ihre Geschichte ist ein lebendiges Zeugnis von Engagement, Pioniergeist und einer starken Gemeinschaft, die den Klettersport maßgeblich geprägt hat.
Peißenberg – Es war Anfang der 90er-Jahre, als der Peißenberger Alpenverein überlegte, wie man den Klettersport vor Ort fördern kann. Lange war eine Freikletteranlage angedacht, ein Platz nahe der Ammer war dafür auserkoren. „In letzter Minute wurde alles abgewunken“, weiß der heutige DAV-Vorstand Hans Hornauer. Denn die Nutzung wäre nur bei passendem Wetter möglich gewesen, gerade die Jugend war dagegen und brachte die Idee einer Kletterhalle ins Spiel. Diese fand immer mehr Anhänger. In der Hauptversammlung 1993 ging es brisant her. Bis Mitternacht diskutierten die Anwesenden. Schließlich fiel die finale Abstimmung mit 55:11 Stimmen zugunsten des Baus einer Kletterhalle aus.
„Ich hab das damals in der Zeitung gelesen und mir erst gedacht: ‚Spinnen die jetzt?‘ “, sagt Hornauer, der zu dieser Zeit noch in Habach lebte und lacht. „Alles Mögliche wurde hin- und herkonstruiert“, erinnert sich der passionierte Kletterer, der das Geschehen in Peißenberg interessiert verfolgte und gefallen daran fand. „Es gab noch keine Standards“, ergänzt er. Denn Kletterhallen seien damals noch rar gesät gewesen. Als eine der ersten Kletterhallen in Deutschland wurde das 700.000 Mark teure Exemplar, das der Verein selbst finanzierte, in Peißenberg 1994 schließlich eingeweiht.
„Am Anfang war die Wand sehr felsähnlich und hatte viele Tritte“, denkt Hornauer zurück. Nur wenige zusätzliche Griffe habe es gegeben. Für die Kletterer aus der Region und darüber hinaus war die neue Möglichkeit, ihren Sport abseits der Berge auszuführen, ein Segen. „Abends sind viele Münchener zu uns gekommen“, erzählt der DAV-Chef.
Schnell sprach sich das Renommee der Halle herum. Zahlreiche erfolgreiche Kletterer trainierten dort und sogar Wettkämpfe im Rahmen der Bayerischen Meisterschaften wurden bis in die 2010er-Jahre in Peißenberg veranstaltet.

2016 wurden die Klettermöglichkeiten in der Halle komplett erneuert. „Die Wand war schon altersschwach und wir wollten sie ersetzen, bevor es gefährlich wird“, berichtet Hornauer. Wieder wurde eine verstellbare Strukturwand gewählt. Ein Alleinstellungsmerkmal in der Gegend. Denn auch wenn inzwischen viele Hallen gebaut wurden, sind die meisten Wände aus Platten, auf die Griffe geschraubt werden. „Bei uns gibt es einen naturnahen Tritt“, schwärmt der Vereinsvorsitzende. Eine weitere Besonderheit in Peißenberg: „Unsere Routen sind ehrlich und entsprechen der offiziellen Einteilung der Schwierigkeitsgrade“, erklärt Hornauer. Das sei bei anderen Anbietern oft nicht der Fall und Routen dort seien teils deutlich leichter als angegeben.
Im Vergleich zur ersten Wand bietet die heutige noch mehr Möglichkeiten. Auf 400 Quadratmetern bei einer Wandhöhe von bis zu elf Metern sind rund 60 Routen angelegt. Der Schwierigkeitsgrad geht von III bis X. Der Boulderbereich misst 100 Quadratmeter und ein Moonboard, auf dem mit einer App nach angezeigten Lichtern gekraxelt werden kann. Jedes Jahr in den Sommerferien werden alle Routen neu montiert. „Es soll ja nicht langweilig werden“, betont Hornauer.
„Es ist nach wie vor keine kommerzielle Halle“, verdeutlicht Hornauers Tochter Andrea Pruy. Denn alles werde rein ehrenamtlich gestemmt. So auch die fünf vereinseigenen Klettergruppen für alle Altersklassen und die zahlreichen angebotenen Kletterkurse. „Man lernt hier von gut ausgebildeten Leuten und das ganz in Ruhe“, hebt die Kinder- und Jugendtrainerin hervor. Denn die Halle ist für andere während der Kurse geschlossen. Ein klarer Vorteil beim Sportklettern, für das es viel Konzentration bedarf.
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Ansonsten geht es aber immer gesellig zu und jeder ist willkommen, sei es zum Klettern, zum Ratschen oder bei einer der vielen angebotenen Aktionen. „Die Halle lebt von den Leuten. Hier gibt es eine Gemeinschaft, in der jeder seinen Platz findet“, freut sich Pruy und ergänzt: „Es ist einfach viel mehr als eine Sportstätte.“
Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies am Sonntag, 15. September, beim Tag der offenen Tür. Von 14 bis 18 Uhr wird zum kostenlosen Schnupperklettern für Kinder und Erwachsene geladen, außerdem zeigt der Kletternachwuchs sein Können. Es gibt Kaffee, Kuchen und kalte Getränke.
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