Zamma in Holzkirchen: Verbunden in Brauchtum und Tracht

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Traditionelle Festkleidung aus aller Welt versammelte die Präsentation „Kurze Hosn, lange Röck“ zum Zamma auf der Marktplatz-Bühne. Experte Alexander Wandinger (am Mikro) erklärte viel Wissenswertes. © Max Kalup

Tracht und Brauchtum geraten gern mal in den Ruch, engstirnig und ausgrenzend zu sein. Das genaue Gegenteil hat der Trachtenverein Holzkirchen beim Zamma bewiesen. Bei seinem Projekt war Festgewand aus aller Welt zu sehen.

Holzkirchen – Tracht und Brauchtum geraten gern mal in den Ruch, engstirnig und ausgrenzend zu sein. Das genaue Gegenteil hat der Trachtenverein Holzkirchen beim Zamma bewiesen: dass Menschen aus aller Welt Trachten- und Brauchtumspflege gemeinsam haben. Die Taubenberger feierten am Samstag am Marktplatz Tracht und Brauchtum – die eigene, aber auch die anderer Nationen. Da standen Schalkfrau, Miederdirndl und Mannerleut neben Trachten aus Somalia, Afghanistan oder der Ukraine.

Spannendes über die eigene Tracht und Gewand aus aller Welt

Alexander Wandinger, Leiter des Trachten-Informationszentrums des Bezirks Oberbayern, forscht seit Jahrzehnten zur Tracht. An seinem Wissensschatz ließ er die Besucher des Zamma bei „Kurze Hosen, lange Röck“ teilhaben. Da konnten auch gestandene Oberlandler noch was über die eigene Tracht lernen. Zum Beispiel, dass das Schmiesl vom französischen „chemise“ für Hemd kommt. Oder dass der Roagaspitz mit drei langen, schmalen Federn am Scheibling der Miesbacher Tracht nicht von irgendeinem heimischen Reiher stammt, sondern vom indischen Schlangenhalsvogel – zumindest früher, denn aus Artenschutzgründen dürfen heute nur noch Imitate gefertigt werden. Und dass das Spitzenkragerl am Kirchengewand der Frau aus der städtischen Mode Einzug in die hiesige Tracht hielt.

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Besonders zogen bei der Präsentation die vielfältigen Trachten aus aller Welt die Blicke auf sich. Teilnehmerinnen des Tanzkurses, den die Trachtler mit der Bürgerstiftung Holzkirchen seit April einmal wöchentlich ausgerichtet hatten (wir berichteten), zeigten dabei die Tracht ihrer Herkunftsländer. Wallende Gewänder und verhülltes Haar aus Somalia, die farbenfrohe ukrainische Tracht mit üppigem Blütenkranz als Kopfschmuck, die westlich inspirierte Festkleidung der Zulu aus Südafrika, indische Saris und edle, weiß bestickte Stoffe mit strengen Schnitten der afghanischen Tracht. Diese Stickerei, die sich später auch in Europa durchsetzte, habe im Nahen Osten ihren Ursprung, erklärte der Experte vom Zentrum für Trachtengewand.

Hau ruck: Am Marktplatz stellten die Trachtler den „Juli-Baum“ auf. Er erinnert ans Zamma, bis der neue Maibaum kommt.
Hau ruck: Am Marktplatz stellten die Trachtler den „Juli-Baum“ auf. Er erinnert ans Zamma, bis der neue Maibaum kommt. © Max Kalup

„Juli-Baum“ am Marktplatz als bleibende Erinnerung

Die Botschaft bleibt über das Zamma hinaus sichtbar: mit dem „Juli-Baum“, der Sonntagmittag nach kurzem Festzug über die innere Münchner Straße am Marktplatz aufgestellt wurde. Für das kleine Exemplar reichten eine Schwalbe und ein paar Minuten, Bürgermeister Christoph Schmid legte persönlich mit Hand an. Das große Original soll der „Juli-Baum“ nicht ersetzen: Im kommenden Jahr wird ein neuer Maibaum aufgestellt. Die Warngauer Blaskapelle spielte auf, Plattler zeigten Tänze.

Experte voll des Lobes für Holzkirchner

Tracht- und Brauchtumsexperte Wandinger war voll des Lobes für die Taubenberger und ihre Projektpartner: „Der Markt Holzkirchen kann sich glücklich schätzen, dass er solche Leute hat: offen, zukunftsorientiert, traditionell und mit riesigem Herz.“

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