Mit einem magischen und rundum erfolgreichen Wochenende ist das Theaterfestival Isny in die Festival-Woche gestartet. Und auch die weiteren Festivaltage waren ein voller Erfolg.
Isny – Am diesjährigen Eröffnungsabend brachte das „T:K-Theater in Kempten“ am Freitag mit „David Bowie – Asteroid 342843“ eine mitreißende, schrille und tiefgründige Hommage an die Glam-Rock-Ikone auf die Bühne. Die Besucher erlebten ein Spektakel voller Musik, Theater und Emotion – ein vielstimmiges Porträt Bowies und seiner Zeit.
Am Samstagnachmittag sorgte Rapper, Autor und Aktivist Roger Rekless für nachdenkliche Töne und starke Botschaften, als er in seiner Wort-Musik-Performance gesellschaftliche Themen eindrucksvoll mit persönlichen Geschichten verband. Und am Abend dann: eine Explosion aus Rhythmus und Lebensfreude. Die zehn Musikerinnen vom Balkan Paradise Orchestra aus Barcelona rissen das Publikum mit auf eine temperamentvolle musikalische Reise durch Balkan-Beats, globale Grooves und mediterrane Klangwelten – Frauenpower pur!
Der Festival-Sonntag begann mit einem musikalisch außergewöhnlichen Frühschoppen im vollen Gastrozelt: Das Duo Matria mit Tamara Lukasheva und Matthias Schriefl, verschmolz Volksmusik aus Süddeutschland und aus der Ukraine mit Jazz und Improvisation. Dazu ein leckeres Weißwurst-Frühstück aus bestem Bio-Fleisch. Danach begeisterte die Akrobatin Theresa Kuhn auf dem Schlappseil mit Poesie, Kraft und Balancekunst das Publikum am Festivalgelände. Für strahlende Kinderaugen sorgte am Nachmittag Clown Otsch mit seinen fantasievollen Flausenspielen und am Abend holten das belgische Duo OKIDOK mit siener berühmten absurd-poetischen Clownerie generationsübergreifende Cirque du Soleil Atmosphäre ins Zirkuszelt.
Parallel liefen die ersten der etwa 60 Workshops in ganz Isny an, die Aftershow-Partys luden zum Tanzen und Feiern, die Foodtrucks sorgten für kulinarische Versorgung.
Doppelsieg beim Poetry Slam und starke Klänge von Rainer von Vielen
Am Montag begeisterte das Publikum gleich doppelt: Zuerst mit einem ausverkauften Poetry Slam, dann mit einem emotionalen Konzert von Rainer von Vielen.
Sprachgewalt, Humor und Tiefgang. Beim beliebten und schon traditionellen Poetry Slam am Theaterfestival Isny traten drei Wortkünstlerinnen (Gina Walter, Martina Miller, Silke Weißenrieder) und drei Wortkünstler (Florian Wintels, Nik Salsflausen, Marius Loy) im K.O.-System gegeneinander an. Das Publikum war aufmerksam und euphorisch, ließ sich von Text zu Text mitreißen und entschied am Ende mit tosendem Applaus über den Ausgang des Wettbewerbs. Eine Besonderheit: Es gab einen Doppelsieg! Florian Wintels aus Bad Bentheim und Nils Salsflausen aus Esslingen teilten sich verdient den ersten Platz. Moderiert wurde der Abend gewohnt souverän von Andreas Rebholz.
Ab 22 Uhr folgte dann der zweite Höhepunkt des Abends: Rainer von Vielen präsentierten ihr neues Album „BERGEN“ exklusiv im Allgäu. Zwischen Zen-Metal und Bastard Pop nahm die Band das Publikum mit auf eine emotionale Reise – roh, ehrlich und voller Energie. Die neuen Songs verbanden Tanzbarkeit mit nachdenklichen Momenten, brachten das Zirkuszelt gleichermaßen zum Beben wie zur Ruhe. Ein intensives, handgemachtes Musikerlebnis.
Emotionen hinter Masken
Das Zirkuszelt war voll, als die Theatergruppe Familie FLÖZ das Publikum am Dienstag mit ihrem Meisterwerk Teatro Delusio in die wortlose, aber umso ausdrucksstärkere Welt hinter den Kulissen eines Theaters entführte. Drei Schauspieler schlüpften mit unglaublicher Wandlungsfähigkeit in unzählige Rollen – tragisch, komisch, schrullig – und erschufen mit Maskenspiel und Körpersprache ein ebenso berührendes wie hintersinniges Szenario über die kleinen und großen Dramen des Bühnenlebens. Das Publikum ließ sich verzaubern, lachte, staunte, und belohnte die Darbietung mit langanhaltendem Applaus.
Wer danach noch nicht genug hatte, fand sich im Gastrozelt zur Aftershowparty mit Markusen ein. Das ursprünglich aus der Straßenmusik stammende Ein-Mann-Soundsystem sorgte mit seinem komplett analogen Setup für überraschende Tanzbarkeit. Zwischen Loops, Beats und Multiinstrumental-Performance verwandelte er das Zelt in einen pulsierenden Klangraum. Hochkomplex und gleichzeitig direkt – ein energetischer Ausklang für einen Abend voller Emotionen, Theatermagie und Rhythmus.
Die Antilopen Gang rockt das Theaterfestival Isny
Was für ein Abend! Das Zirkuszelt am Baggersee war am Mittwoch bis auf den letzten Platz gefüllt – das Konzert der Antilopen Gang war restlos ausverkauft. Mit harten Beats und pointierten Texten eröffnete grim104 als Vorgruppe den Abend. Als dann Danger Dan, Koljah und Panik Panzer die Bühne betraten, kochte das Zelt. Mit ihrer Mischung aus Rap, Punk und politischer Haltung rissen sie das Publikum mit ihrer unglaublichen Energie mit. Sehr persönlich, nah am Publikum, aber auch wütend und humorvoll. Ein Konzert voller treffsicherer Gesellschaftskritik, kompromissloser Botschaften und lauter Gitarren. Und dabei fühlte sich die Antilopen Gang in Isny offensichtlich rundum wohl – waren Baden im Baggersee, Trainieren im Fitnessstudio, haben Störche und das Leben am Marktplatz beobachtet. Die Antilopen Gang in Bestform – ein Höhepunkt des Festivals, der lange nachhallen wird.
Indie mit Haltung und Herz – kraftvoll, kompromisslos, zärtlich
Am Donnerstag sorgten zunächst zarte Töne, dann ehrliche Energie für Begeisterung im Zirkuszelt. Den Anfang machte Newcomerin fiora, die allein auf der Bühne stand – aber keineswegs verloren wirkte. Mit sanften Indie-Pop-Klängen zog sie das Publikum in ihre eigene Klangwelt. Ihre klare, ungeschminkte Sprache, getragen von nostalgischen Melodien, schuf eine berührende Atmosphäre, die sofort Nähe herstellte.
Danach übernahm Lara Hulo die Bühne – und mit ihr kam die geballte Ladung Indie-Leichtigkeit mit Haltung. Zwischen kraftvoller Melancholie und schelmischem Humor füllte sie den Raum mit Songs, die vor Authentizität nur so strotzten. Ihre kratzige Stimme – irgendwo zwischen Nina Hagen und Hildegard Knef – traf mitten ins Herz. Ob empowernde Zeilen wie „Ich will nicht nur deine Side B*tch sein“ oder fragile Liebeslieder: Lara Hulo erzählte sehr persönlich von queerer Identität, vom Lieben, Loslassen und Weitermachen – und traf damit voll den Nerv des Publikums.
Die „Jungen Wilden“ des Festivalteams haben ein gutes Gespür bewiesen: Der Abend war nicht nur musikalisch ein Highlight, sondern auch ein klares Statement für Diversität, Selbstbestimmung und künstlerische Freiheit. Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus.
Nik West entfesselt pure Energie
Die Funk-Ikone Nik West brachte am vorletzten Festival-Tag das vollbesetzte Zirkuszelt beim Theaterfestival Isny zum Kochen. Vom ersten Bassriff an war klar: Diese Frau ist eine Naturgewalt. Mit einer Bühnenpräsenz, die elektrisierte, zog sie das Publikum sofort in ihren Bann – kein Wunder, dass Musikgrößen wie Prince, Steven Tyler oder Lenny Kravitz längst zu ihren Fans zählen. West ließ die Grenzen zwischen Rock, Funk und Soul verschwimmen und begeisterte mit einer Performance, die mal virtuos, mal wild, aber immer absolut mitreißend war. Nicht nur musikalisch zeigte sich die US-Amerikanerin als Ausnahmetalent – sie tanzte, sang, spielte, flirtete mit dem Publikum und bewies einmal mehr, dass sie nicht nur Prince’ Lieblingsbassistin, sondern tatsächlich die „Queen of Funk“ ist.
Am vergangenen Samstag beschloss Critical Mess mit einer großartigen modernen Jonglage-Show das diesjährige Festival.
Alle Infos zum Theaterfestival Isny gibt es unter www.theaterfestival-isny.de.