Provokation von Putin? Russisches Atom-U-Boot sorgt für Alarm in Großbritannien

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Das russische Atom-U-Boot „Kazan“ in den Gewässern vor der kubanischen Hauptstadt Havanna (Archivbild). © IMAGO/Li Zijian

Das russische Atom-U-Boot „Kazan“ war wohl vor dem Besuch der kubanischen Hauptstadt vor Großbritannien unterwegs. In London herrschte kurzzeitig Alarmstimmung.

London - Vor der Westküste Schottlands wurde ein russisches Atom-U-Boot gesichtet, die zuständigen Behörden wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak und Verteidigungsminister Grand Shapps wurden in einem geheimen Briefing informiert. Das berichtet die britische Zeitung Daily Mail.

Ein Überwachungsflugzeug der Royal Air Force soll dem Bericht zufolge die 13.800 Tonnen schwere Kazan, ein U-Boot der Jasen-Klasse, bemerkt und es entlang der irischen Küste bis nach Schottland beobachtet haben. Das russische U-Boot habe dabei auch den britischen Atomwaffenstützpunkt in Faslane am Gare Loch passiert, schreibt die Zeitung weiter.

Russisches Atom-U-Boot sorgt für Alarm: Machtdemonstration und Provokation gegen den Westen

Die Kazan wurde am 5. Juni aufgespürt, wie jetzt bekannt wurde. Genau eine Woche später ist dasselbe Boot in Kuba eingetroffen. Beobachter werteten die Aktion als russische Machtdemonstration und Provokation der USA und des Westens. Die Spannungen zwischen Russland und der Nato könnten nun weiter zunehmen.

Das russische Atom-U-Boot Kazan im Hafen von Havanna.
Das russische Atom-U-Boot „Kazan“ im Hafen von Havanna (Archivbild). © IMAGO/Russian Defence Ministry

Aus Militärkreisen war zu hören, schreibt die Daily Mail, dass Befehlshaber der britischen Armee besorgt seien, dass das russische U-Boot in britischen Gewässern nach Schwachstellen in der Verteidigung suchen könnte. Oberstleutnant a.D. Stuart Crawford, heute als Verteidigungs- und Sicherheitsberater tätig, sagte der Zeitung: „Die Achillesferse der britischen Inseln ist Irland. Sie haben praktisch keine militärischen Fähigkeiten, um solche russischen Vorstöße zu überwachen oder abzuwehren, und das ist dem Kreml nicht unbekannt.“

Atom-U-Boot „Kazan“: USA und Großbritannien wollen wachsam bleiben

Ein Sprecher der Royal Navy sagte am Wochenende: „Wir überwachen routinemäßig die britischen Hoheitsgewässer und die angrenzenden Seegebiete, um bösartige Aktivitäten zu verhindern und unsere nationalen Interessen zu schützen.“ Ähnlich äußerte sich auch der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, als das russische U-Boot vergangene Woche bis auf 40 Kilometer an die Küste des US-Bundesstaates Florida herankam. Die USA würden wachsam bleiben, erklärte Sullivan daraufhin.

Aus Russland waren beschwichtigende Stimmen zu hören. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, solche Übungen seien Routine und normale Praxis für alle Staaten, auch für eine große Seemacht wie Russland. Laut dem kubanischen Außenministerium führe das U-Boot keine Atomwaffen mit sich.

Russisches Atom-U-Boot: „Kazan“ besucht Kubas Hauptstadt Havanna

Am Mittwoch vergangener Woche lief die Kazan zusammen mit der russischen Fregatte Admiral Gorschkow in den Hafen der kubanischen Hauptstadt Havanna ein, nachdem sie im Atlantik nach offiziellen Angaben aus dem Kreml ein Training für Hochpräzisionsraketenwaffen durchgeführt hatte. Sowohl die Admiral Gorschkow als auch die Kazan sind Schlüsselschiffe in Putins nuklearer Streitmacht.

Russland verfügt insgesamt über vier U-Boote der Jasen-Klasse. Die Nato bezeichnete sie als „eine der großen strategischen Herausforderungen“ für den Westen. Die Admiral Gorschkow ist mit modernen Tarnvorichtungen und hochempfindlichen Radarsystemen ausgestattet, verfügt zudem über ein großkalibriges Geschütz, Torpedorohre und einen Hubschrauber.

Video: Kubaner strömen zu russischen Schiffen im Hafen von Havanna

Der Aufenthalt russischer Marineschiffe in unmittelbarer Nachbarschaft zu den USA erfolgt inmitten zunehmender Spannungen zwischen Russland und dem Westen wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Eine Pentagon-Sprecherin erklärte zwar, der Aufenthalt der russischen Schiffe stelle keine „Bedrohung für die USA dar“. Es handele sich zudem nicht um den ersten Hafenbesuch russischer Kriegsschiffe in Kuba. Jake Sullivan betonte aber, dass bisher nie ein Atom-U-Boot dabei gewesen sei.

Russland hat auf der Suche nach neuen Handelspartnern seine Beziehungen zur kommunistischen Regierung in Kuba seit 2022 verstärkt. Im November 2022 reiste der kubanische Staatschef Miguel Díaz-Canel nach Moskau, um Kreml-Chef Wladimir Putin zu treffen. Im April 2023 sicherte der kubanische Präsident Moskau „Kubas bedingungslose Unterstützung“ in seinem „Kampf mit dem Westen“ zu. Kritik am Angriff auf die Ukraine äußerte Kuba nicht.

Während des Kalten Krieges war Kuba ein wichtiger Verbündeter der damaligen Sowjetunion. Die Stationierung sowjetischer Atomraketen auf der Insel löste 1962 die Kubakrise aus, als die Welt zwei Wochen lang kurz vor einem Atomkrieg zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR stand. (fmü/dpa)

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