„Neue Etappe im Ukraine-Krieg“: Selenskyj liebäugelt mit neuem geheimen Großangriff auf Putin
Kiews erfolgreiche Drohnenattacke auf russische Flughäfen zeigt dem ukrainischen Präsidenten: Moskaus Abwehr bietet Lücken für neue Angriffe.
Odessa – Bei der ukrainischen Geheimoperation „Spinnennetz“ mit Drohnenattacken gegen russische Militärflughäfen weit im Hinterland Anfang Juni ist Kiew ein enormer Schlag gegen Russland im Ukraine-Krieg gelungen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach im Interview mit der Bild-Zeitung davon, dass der Krieg jetzt in eine „neue Etappe“ eingetreten ist.
Der Grund: Bei dem geheimen Großangriff damals wurden Russlands Schwächen in der Luftabwehr enttarnt. „Wir reden hier nicht über dutzende Kilometer, sondern über Tausende Kilometer Entfernung von unserer Grenze. Dem Feind ist es nicht möglich, seine militärischen Ziele zu schützen.“
Operation „Spinnennetz“ trifft Putins Luftwaffe: Mehr als zwölf Kampfflugzeuge im Ukraine-Krieg zerstört
Tatsächlich hat die Ukraine damals mit Drohnenangriffen auf Flughäfen im Gebiet Irkutsk und Murmansk im Zuge der so bezeichneten Operation „Spinnennetz“ als beispiellosen Schlag gegen die russische Luftwaffe gefeiert. Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes SBU wurden mehr als zwölf Kampf- und Aufklärungsflugzeuge getroffen, die in der Lage sind, Marschflugkörper abzusetzen.
Von russischer Seite wurde damals aber eine scharfe Reaktion angekündigt. „Rache ist unvermeidlich“, schrieb der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, damals bei Telegram. Zugleich verwies er auf den aktiven Vormarsch der russischen Armee. „Alles, was in die Luft gesprengt werden sollte, wird in die Luft gesprengt werden, und diejenigen, die ausgelöscht werden sollten, werden verschwinden“, fuhr der russische Ex-Präsident fort.
In den russischen Medien wurde kaum über die Operation „Spinnennetz“ berichtet. Militär-Blogger sprachen aber von einem „schwarzen Tag“ für die Luftwaffe und für Wladimir Putin. Und äußerten Bedenken, dass die Ukraine dem russischen Militär weitere schmerzhafte Schläge zufügen könnte.
Selenskyj über weiteren geheimen Großangriff auf Putin: Wir wollen die „russische Militärstärke verringern“
Und tatsächliche plane die Ukraine weitere Operationen. „Ich kann leider nicht über alles sprechen“, erklärte Selenskyj im Bild-Interview, deutete aber an, dass Operationen natürlich in Planung seien: „Wir sprechen nicht über unsere nächsten Schritte – wie wir unseren Staat verteidigen wollen, wie wir die russische Militärstärke verringern wollen.“
Wir reden hier nicht über dutzende Kilometer, sondern über Tausende Kilometer Entfernung von unserer Grenze. Dem Feind ist es nicht möglich, seine militärischen Ziele zu schützen.
Wie am Donnerstag (12. Juli) bekannt wurde, hat Russland nach nicht überprüfbaren Angaben des ukrainischen Generalstabs seit Beginn seines Angriffskrieges mehr als eine Million Soldaten verloren. Russland selbst macht keine Angaben zu Toten und Verletzten. Überprüfbar sind die ukrainischen Angaben nicht, unabhängige Experten nennen niedrigere Zahlen. Fakt ist aber: Auf beiden Seiten gehen die Kämpfe an der Ukraine-Front erbittert weiter.
Denn ungeachtet internationaler Friedensbemühungen überzieht Russland die Ukraine seit einiger Zeit mit nochmals verstärkten Drohnen- und Raketenangriffen. Zu Wochenbeginn war gar der seit Kriegsbeginn umfangreichste russische Drohnenangriff gemeldet worden. Nach Darstellung von Selenskyj zeige der Trend, dass Russland nicht an Frieden interessiert sei.
Unterstützung für weitere Großangriffe gegen Putin: Pistorius reist für Militärhilfe in die Ukraine
Unterstützung für weitere geheime Großangriffe könnte Kiew bald auch aus Deutschland erhalten. Der Verteidigungsminister Boris Pistorius will die Militärhilfe für die Ukraine weiter ausbauen. Bei der Ankunft zu Gesprächen mit der Regierung in Kiew am Donnerstag (12. Juni) verurteilte der SPD-Politiker die verstärkten russischen Luftangriffe auf das Land, die „außerordentlich heftig und bedrohlich mit der großen Zahl von Marschflugkörpern und Drohnenangriffen“ seien.

„Das setzt ein klares Zeichen aus Moskau: Es gibt kein Interesse an einer friedlichen Lösung derzeit, sondern es werden mit unverminderter Härte und vor allen Dingen auch wieder zunehmend zivile Bereiche in der Ukraine angegriffen“, sagte Pistorius auf dem Bahnhof in Kiew.
Seine Reise zeige, dass auch die neue Bundesregierung weiter an der Seite der Ukraine stehe. Pistorius sagte: „Natürlich wird es darum gehen, wie die Unterstützung Deutschlands und auch der anderen Europäer in Zukunft aussehen wird. Was wir tun können, beispielsweise im Bereich der Industriekooperation, aber auch der sonstigen Unterstützung.“ (bg/dpa)