Direktorin der US-Geheimdienste warnt vor „nuklearem Winter”

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Die US-Geheimdienstdirektorin mahnt angesichts multipler Krisenherde vor einer wachsenden nuklearen Bedrohung. Die Zerstörungskraft moderner Atomwaffen sei immens.

Washington, D.C. – Mit seiner im Februar 2022 initiierten Invasion der Ukraine schürte Wladimir Putin neue Ängste in Europa und der Welt, im Zuge derer sich besonders Russlands westliche Nachbarländer und darunter insbesondere baltische Staaten den Gefahren einer Ausdehnung der Gewalt ausgesetzt sehen. Mit Blick auf die nicht nachlassenden Angriffe Russlands, die weiterhin fehlende Kompromissbereitschaft des Kremls hinsichtlich Bemühungen um eine Befriedung des Ukraine-Kriegs und neuerlichen Gerüchten um Vorbereitungen eines Angriffs auf die Nato, meldet sich nun auch die Direktorin der US-Geheimdienste mit einer allumfassenden Warnung zu Wort.

Direktorin der US-Geheimdienste warnt vor wachsender nuklearer Bedrohung weltweit

Auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) veröffentlichte die 44-jährige US-Geheimdienstdirektorin Tulsi Gabbard am Dienstag einen Videobeitrag, in dem sie angesichts der weltpolitischen Lage vor ausufernden globalen Bedrohungen warnt. Ihre Ansprache im betreffenden dreieinhalb Minuten langen Video leitet Gabbard ein, indem sie von ihrem jüngsten Besuch im japanischen Hiroshima berichtet – der Stadt, die 1945 durch eine US-Atombombe nahezu vollständig zerstört wurde und in der die Narben jenes Angriffs auch gegenwärtig „noch immer sichtbar sind“, wie Gabbard es beschrieb. 

300.000 Menschen verloren beim Atomwaffen-Angriff auf Hiroshima am 6. August 1945 ihr Leben, bei vielen weiteren wurden die Auswirkungen des atomaren Schlags durch Krebserkrankungen in späteren Jahren und Jahrzehnten sichtbar. Für Gabbard sei es schwer, ihre Erlebnisse in Hiroshima 80 Jahre nach dem nuklearen Angriff in Worte zu fassen, sagt die US-Geheimdienstdirektorin in ihrem Videobeitrag. Mit heutigen Atomwaffen seien die 1945 verwendeten nuklearen Bomben, die auf Hiroshima und drei Tage später auf Nagasaki abgeworfen wurden, in ihrer Zerstörungskraft jedoch nur bedingt vergleichbar, warnt Gabbard.

US-Geheimdienstdirektorin mahnt vor der Zerstörungskraft heutiger Atomwaffen

Die Bomben, die Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren trafen, hatten eine Detonationskraft von 15 Kilotonnen Sprengstoff, während heutige Atomwaffen in ihrer Sprengkraft von 100 Kilotonnen bis zu über einer Megatonne rangieren, mahnt die US-Geheimdienstdirektorin weiter. Sie seien in der Lage, innerhalb von Sekunden ein kaum vorstellbares Maß an Zerstörung anzurichten und „Millionen Menschen zu töten“. So hätte ein Abwurf einer der modernen Atombomben nicht nur eine immense unmittelbare Zerstörungskraft, sondern könnte in der Folge auch einen sogenannten „nuklearen Winter“ auslösen – als solches wird das Phänomen der Verdunkelung und Abkühlung der Erdatmosphäre durch besonders viele oder besonders schwere Kernwaffenexplosionen bezeichnet.

Die US-Geheimdienstdirektorin warnt angesichts multipler Krisenherde vor einer wachsenden nuklearen Bedrohung. Die Zerstörungskraft moderner Atomwaffen sei immens.
Tulsi Gabbard, Direktorin der US-Geheimdienste, im Hintergrund US-Präsident Donald Trump © IMAGO / Newscom / AdMedia

Angesichts multipler globaler Krisenherde und nicht nachlassender Aggressionen in Konflikten wie dem Ukraine-Krieg, dem Krieg zwischen Israel und der Hamas in Nahost oder dem ungelösten Konflikt zwischen China und Taiwan warnte Gabbard in ihrem X-Video auch, die Menschheit befände sich gegenwärtig „näher am Rande der nuklearen Vernichtung als je zuvor“, was die Direktorin der US-Geheimdienste den „politischen Eliten und Kriegstreibern“ anlastet.

Trump-Vertraute wiesen offenbar auf wachsendes Potenzial einer nuklearen Bedrohung hin

Wie der US-Nachrichtendienst Newsweek ausgehend von Gabbards Videobeitrag auf X schreibt, besitzt Gabbard als Direktorin der nationalen Geheimdienste die Aufsicht über alle nationalen US-Institutionen dieser Art, einschließlich der Central Intelligence Agency (CIA) und der National Security Agency (NSA). Ihre Warnung ist aber nicht nur deshalb schwer zu ignorieren, sondern auch wegen der bildhaften Sprache und der Emotionalität, die Gabbard in ihrer Videoansprache walten lässt. 

Obwohl Gabbard in ihrem Videobeitrag auf X keinen Staat- oder Regierungschef direkt beschuldigte, nukleare Bedrohungen voranzutreiben, indem sie auf die Nennung von Namen verzichtete, dürfte der Bezug zum russischen Präsidenten Putin auf der Hand liegen. Der drohte in jüngster Vergangenheit nämlich bereits häufiger, potenzielle nukleare Attacken als Reaktion auf ukrainische Angriffe im Ukraine-Krieg zu erwägen – sicherlich auch, um damit den Druck auf US-Präsident Donald Trump zu erhöhen, seine Unterstützung für die Ukraine bei ihrer Verteidigung gegen Russland zu reduzieren. Zuletzt berichtete etwa der britische Guardian, Kreml-Berater und Personen im Umkreis Trumps hätten den US-Präsidenten gewarnt, dass Spannungen hinsichtlich einer nuklearen Konfrontation aktuell anwachsen.

Zuletzt sei die Bedrohung durch ukrainische Angriffe auf nuklear bewaffnete Flugzeuge auf Flugplätzen in Russland angewachsen, da der Kreml drohte, seinerseits ebenfalls auf jene Angriffe „antworten zu wollen“. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass eine nukleare Eskalation von russischer Seite befürchtet wird: Als sich Moskaus Streitkräfte im September 2022 in der Nähe von Charkiw und im Süden Chersons einer ukrainischen Offensive ausgesetzt sahen, sendeten russische Offizielle Signale, dass der Kreml offenbar den Einsatz einer Atomwaffe auf dem Schlachtfeld in Erwägung zieht, erklärten hochrangige Beamte des damaligen US-Präsidenten Joe Biden damals. (fh)

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