Landrätin Andrea Jochner-Weiß: Was im Landkreis Weilheim-Schongau für 2024 geplant ist
Region - Raumnot am Gymnasium Penzberg: Erste Abhilfe sollen Schulcontainer schaffen. Das kündigte Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) beim Jahrespressegespräch an. Es ging aber auch um Krankenhäuser, Finanzen und den Wolf.
„2023 war herausfordernd und 2024 wird herausfordernder.“ So stieg Weilheim-Schongaus Landrätin Andrea Jochner-Weiß (CSU) in das Jahrespressegespräch im Weilheimer Landratsamt ein. „Jammern hilft ja nix“, sie sehe positiv ins neue Jahr. Jetzt heißt es „Ärmel hoch krempeln und zusammenhalten“. Asyl, Krankenhaus, Klima- und Naturschutz sowie der neue Haushalt sind die wichtigen Themen 2024 für den Landkreis. Außerdem will sich das Landratsamt bürgernäher und als attraktiver Arbeitgeber aufstellen.
Asylgeschehen
Vergangenes Jahr wurden 1400 Geflüchtete dem Landkreis zugewiesen. Aktuell gibt es 200 dezentrale Unterkünfte; das Ziel „keine Turnhallenbelegung“ bestehe weiterhin. Zurzeit kommen etwa nur die Hälfte an gewohnten Zuweisungen an, allerdings rechne man ab März wieder mit einen Anstieg. Daher gelte auch 2024 wieder „anmieten, anmieten, anmieten“, so die Landrätin. Im Fokus stehen im Moment die sechs Thermohallen, die aber bis auf Wessobrunn noch nicht belegt seien, sowie die geplanten Neubauten von Modul-Unterkünften. „Bis jetzt haben wir alles gut im Griff“, betont Jochner-Weiß, auch dank der guten Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern vor Ort, dem Jobcenter und Ausländeramt. 2024 soll auch die Bezahlkarte für Asylleistungen kommen.
Krankenhaus GmbH
Schwierigster Brocken im letzten Jahr war das Thema Krankenhaus (wir berichteten). „Bei uns ist das Finanzierungsproblem als erstes aufgeploppt, bei den anderen schaut es aber nicht besser aus.“, erklärte Jochner-Weiß und bedauerte nochmals die nötigen Kündigungen. Der Transformationsprozess – Weilheim als Schwerpunktversorgung und Schongau als Ambulanzzentrum – soll am 1. März abgeschlossen sein. Bis 2027 habe der Landkreis finanzielle Zuschüsse im Haushalt berücksichtigt.
Haushalt und Bauprojekte
„Wir müssen auf Sparflamme fahren“, eröffnete die Landrätin das Thema Finanzen und Bauvorhaben. Der Haushalt 2024 ist mit einer erhöhten Kreisumlage von 55 statt bisher 54 Prozent gerechnet, muss allerdings erst am 22. März vom Kreistag auch so verabschiedet werden. „Wir wissen, die Gemeinden hängen genauso in den Seilen wie wir“.
Trotz der angespannten Lage werden notwendige Bauprojekte 2024 angegangen. Der Baubeginn der zwei neuen Turnhallen für das Gymnasium Weilheim steht im Februar mit dem Abriss der alten Halle an, auch wenn die Kosten enorm gestiegen seien. Weitere laufende Projekte: erster Bauabschnitt der FOS/BOS Weilheim, Sanierungsarbeiten Realschule Weilheim sowie Erweiterung und Brandschutzertüchtigung Realschule Peißenberg.
Container für Penzberger Gymnasium
Ein „großes Zukunftsprojekt“ sei die Situation am Gymnasium Penzberg, so die Landrätin. Es fehlten bis zum ersten G9-Abitur 2026 acht bis zehn Klassenzimmer. Erste Überlegungen („keine Versprechungen“): zeitnah Grundstücke in der Nähe zu finden für einen möglichen Neubau der Realschule, um so im Schulkomplex mehr Raum fürs Gymnasium zu schaffen. In der Zwischenzeit werde man auf „temporäre Klassenzimmer zurückgreifen, die aus Zeiten der alten Berufsschule vorhanden sind“, sprich Schulcontainer aufstellen.
Meine news
Da der Finanzplan des Landkreises äußerst eng gestrickt ist, hofft man auf keine unerwarteten Ausgaben. „Lassen Sie uns die Daumen drücken, dass die Deckenkonstruktion des Weilheimer Hallenbades der Überprüfung 2024 standhält“, meinte Jochner-Weiß. Zur Personalsituation in den Schwimmbädern: Man wolle 2024 selbst einen Fachangestellten für Bäderbetriebe ausbilden.
Der Wolf im Landkreis
2023 hat der Wolf nachgewiesen zwei Wildtiere und drei Nutztiere gerissen, ein weiterer Fall vom Dezember wird noch vom Landesamt für Umwelt (LfU) geprüft. Jochner-Weiß: „Unser Landkreis ist landwirtschaftlich geprägt und steht für ein harmonisches Miteinander von Natur und Mensch. Aber der Mensch muss im Mittelpunkt bleiben.“ Man wolle eigene „Rissgutachter“ bestellen. Ein Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde und ein Ehrenamtler absolvieren gerade eine Schulung und können dann ab Februar 2024 hier vor Ort das LfU als zuständige Behörde unterstützen.
Klima- und Katastrophenschutz
Die Moorrenaturierung ist ein großer Baustein beim Klimaschutz im Landkreis. 2023 habe man 18 Hektar für eine Wiedervernässung gewinnen können. 2024 sollen nochmals sechs Hektar hinzukommen. Damit könnte man jährlich circa 360 Tonnen CO2 einsparen. Außerdem hat sich Weilheim-Schongau als Pilotregion für ein EU-Moorforschungsprogramm an der Hochschule Weihenstephan beworben.
Weiterer Fokus: Der Landkreis muss sich zukünftig auf Extremereignisse wie Hitzewellen, Starkregen und Unwetter wie der Hagel im letzten August einstellen. Das Landratsamt als Katastrophenschutzbehörde möchte 2024 deswegen 20 Notdächer à 1.000 Euro erwerben und empfiehlt den Kommunen sich je zwei sowie Weilheim, Schongau, Penzberg, Peiting und Peißenberg je fünf weitere Notdächer zuzulegen.
Zudem will der Landkreis beim Klimaanpassungsnetzwerk KARE mitmachen, einer Online-Plattform für Kommunen im Oberland, wo Beratung und Klimaservice wie zum Beispiel Risikokarten zur Verfügung stehen.
Naturschutz
Der Landkreis nimmt seit 40 Jahren am bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) teil, im Moment mit knapp 2.700 Hektar (circa 3.000 Feldstücke) ökologisch wertvoller Fläche. Für deren schonende Bewirtschaftung erhalten 750 Landwirte über das Förderprogramm 1,85 Millionen Euro. Für 2024 rechnet man mit 100 Hektar mehr und damit zwei Millionen Euro.
Mobilität
Aushängeschild in Sachen Mobilitätswende ist der für 2025 geplante MVV-Beitritt des gesamten Landkreises. Damit erhöhe sich zwar nicht das Angebot des ÖPNV, aber die Landrätin hofft „auf den ein oder anderen, der das Auto mal stehen lässt“. Übrigens, 2023 waren gut 142.000 Fahrzeuge angemeldet, etwas mehr als Landkreis-Einwohner (139.000). Im Februar 2024 erwarte man das Ergebnis eines Bedarfsverkehrskonzeptes, das in Auftrag gegeben wurde.
Der neue 5,6 Millionen Euro teure Radweg durch Hohenpeißenberg soll 2025 fertig sein und dem Landkreis nach Abzug der Förderungen 1,2 Millionen Euro kosten. Für 2024 sind lediglich Kleinmaßnahmen beim Radwegnetz geplant, die Finanzlage ließe nicht mehr zu.
Landratsamt
Das „Image einer verstaubten Behörde“ wolle man abschütteln und ein „attraktiver Arbeitgeber“ werden. Deshalb setze man weiterhin auf Digitalisierung des Bürgerservices – auch in leichter Sprache – und eine Ausweitung der Präsenz in den sozialen Medien, um junge Leute zu erreichen. Die Ausbildung im eigenen Haus werde forciert: Statt sieben Auszubildende (2023) wolle man nun 19 junge Menschen für eine Ausbildung gewinnen.