Notfallseelsorgerin Friderike Häringer unterstützt das Trostkoffer-Projekt. Der Koffer hilft Kindern, mit Trauer bei einem Todesfall umzugehen.
Schwabsoien – Es ist eine Situation, die jede Familie treffen kann: Ein geliebter Mensch, egal ob Oma, Opa, ein Elternteil oder gar das Schwesterchen oder Brüderchen wird unerwartet aus dem Leben gerissen. Da sitzt der Schmerz tief. Vor allem Kinder sind dieser Situation verständlicherweise nicht gewachsen, können nur schwer damit umgehen. Denn es ist schon für Erwachsene belastend, mit diesem Sachverhalt zurechtzukommen. Für Kinder muss es erdrückend sein.
„Wie können wir Kinder und auch Familien in Situationen der Trauer unterstützen?“, lautete die große Frage, die sich die Religionslehrerin Stefanie Witte und Pastoralreferent Martin Kienast von der Erzdiözese München und Freising stellten. Dabei dachten sie vor allem an Eltern und den alten Ausspruch: „Wie sag ich es meinem Kind?“
Die beiden entwickelten gemeinsam den sogenannten Trostkoffer. In diesem sind Bücher und Sachinformationen zum Thema Trauer bei Kindern enthalten. Darüber hinaus auch Lektüre, die den Kindern helfen soll, die Trauer auszudrücken und miteinander zu teilen.
Friderike Häringer erfuhr von dieser Idee samt Koffer und war sofort Feuer und Flamme. Sie ist Notfallseelsorgerin im Landkreis Weilheim-Schongau mit 40 Jahren Erfahrung als Schwester im Krankenhaus. Sie kennt sich also mit dieser Thematik bestens aus. Sie musste schon vielen Menschen die traurige Nachricht vom Tod eines geliebten Menschen überbringen.
Von Notfallseelsorger und Pfarrer Dirk Wollenweber aus Peiting erfuhr Häringer, dass es in der Bücherei in Peiting so einen Trostkoffer gibt. Diese Information brachte Häringer auf die Idee, für ihre Gemeinde Schwabsoien mit Sachsenried so einen Koffer samt Inhalt anzuschaffen. Also rührte sie die Werbetrommel, um so ein Projekt aus der Taufe zu heben. Es waren Spenden gefragt.
In Peiting gab es den Koffer schon
Die Hauptperson im Koffer ist der Engel „Charlie“: Diese handgefertigte Stoffpuppe soll eine Trostpuppe sein, die in der betroffenen Familie bleiben darf. „Sie ist ideal zum Knuddeln, zum Umarmen, und auch um seinen Kummer mit ihr zu teilen“, erklärt Notfallseelsorgerin Häringer. Und sie setzt nach, dass sie die erste Puppe, also den ersten Engel „Charlie“, selbst angefertigt hat. „Ich habe mir die Anleitung aus dem Internet geholt, wo alles bestens beschrieben und erklärt war“, so Häringer. Und wirklich, ihr ist ein wunderbarer „Charlie“ gelungen.
Für wen soll der Trostkoffer denn genau sein?, stellt sich die Frage. Häringer erklärt, dass die Zielgruppe Familien mit Kindern im Alter von drei bis etwa zwölf Jahren sind. Der Koffer mit seinem individuell zusammengestellten Inhalt soll den Eltern in der Trauersituation, die sehr oft von Sprachlosigkeit und innerer Leere geprägt ist, nicht alleine lassen.
Wenn also im Fall der Fälle die Eltern der betroffenen Familie den Koffer zusammen mit ihrem Kind öffnet, wird als Erstes dieser besondere Engel „Charlie“ auffallen. Ihn darf das Kind sofort in die Arme schließen und natürlich für immer behalten. Weiter finden die Eltern Bücher und Lektüre, die auf den Trauerfall abgestimmt sind.
Schatzkästchen individuell füllen - Engel „Charlie“ als Trosthelfer
Ein kleines Schatzkästchen aus Pappe, das selbst zusammengefaltet werden darf, fällt außerdem auf. In dieses darf das Kind Erinnerungsstücke legen, die an gemeinsame Zeiten mit dem Verstorbenen erinnern. „Es können ein ausgefallener Stein sein, ein Ring, eine Kette oder auch Bilder“, so Häringer. Zu besonderen Gelegenheiten wie Weihnachten oder Geburtstagen kann dann das Kästchen geöffnet werden, und der Verstorbene ist dem Kind oder der Familie dann ganz nah, ist dann einfach nochmal mit dabei.
„Die Kinder können auch die beigefügten Postkarten bemalen oder beschreiben und sie dann per Gasballon als Himmelspost versenden“, zählt Häringer eine weitere Einsatzmöglichkeit auf. Zusätzlich sind Kerzen beigelegt, die vom Kind bemalt oder beklebt werden können. Selbst an kleine Bänder ist gedacht, die mit Wünschen versehen als wehende Erinnerungen an Zweige oder Äste angebracht werden können.
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Eine große Hilfe ist in Form eines Begleitheftes beigelegt: „Jeder trauert anders, eine typische Trauerform gibt es nicht“, so Häringer, und formuliert weiter, dass Kinder das Gefühl, das sie in so einem Fall erleben, nicht benennen können. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass auch das Alter des Kindes eine wichtige Rolle spielt. Egal ob Kleinkinder, Kindergartenkinder, Grundschulkinder oder Kinder im Jugendalter betroffen sind, das Begleitheft gibt ganz wichtige Hinweise und Informationen.
„Für den Trostkoffer mit Engel „Charly“ fallen keinerlei Kosten an“, betont Häringer. Alles ist durch großzügige Spenden abgedeckt worden. Der Koffer samt Inhalt kann nach vorheriger Absprache und Einweisung bei Friderike Häringer (Schmiedestraße 22 in Schwabsoien, Telefon 08868/1313) abgeholt werden. Darüber hinaus würde sie sich freuen, wenn sie Unterstützung bekäme, weitere Engel zu nähen.