Fahrplan für den Klimaschutz – Potenzialanalyse zeigt Herausforderungen

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Auch erneuerbare Energien spielen eine Rolle im Klimaschutzkonzept. (Symbolbild) © Rupert Oberhäuser/Imago

Für die Stadt Schongau wurde ein Klimaschutzkonzept aufgestellt, in dem mehrere Maßnahmen als Leitfaden für die Zukunft festgehalten werden. Außerdem wurde der Ist-Zustand betrachtet. Bei der Treibhausgasbilanz liegt man weit über dem Bundesdurchschnitt.

„Auf keinen Fall nur für die Schublade“, betonte Klimaschutzmanagerin Julia Kurnoth, sei das Integrierte Klimaschutzkonzept (IKK), das nun im Stadtrat vorgestellt wurde. Es sei als Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für künftige energie- bzw. klimaschutzbezogene Aufgaben der Stadt zu verstehen, erklärte sie, soll als „Fahrplan“ dienen. Oberstes Credo bei der Erstellung sei es gewesen, nur realisierbare Maßnahmen zu formulieren, die alle drei bis fünf Jahre an sich ändernde Gegebenheiten (Gesetzgebung, Förderkulisse, Personalkapazität) angepasst werden sollen.

Zunächst galt es, den Ist-Zustand zu analysieren – nach deutschlandweit standardisiertem Verfahren. Bei der „endenergiebasierten Territorialbilanz“ werden nur durch Strom, Wärme und Verkehr verursachte Emissionen im Stadtgebiet berücksichtigt, so Kurnoth. Konsum, Reisen und Entsorgung, die eigentlich ebenfalls energieintensiv sind, finden sich beispielsweise nicht wieder. Da für 2022 bereits alle Daten vorlagen, wurde dieses Jahr herangezogen. 44 Prozent des Energieverbrauchs fiel im Bereich „Strom“ an, 51 Prozent bei „Wärme“ und vier Prozent bei „Verkehr“. Pro Einwohner liege der durchschnittliche Bedarf bei 6748 Kilowattstunden.

Hoher Energiebedarf in der Industrie

Schaut man, in welchen Sektoren (Industrie, Gewerbe/Handel/Dienstleistungen, Kommunale Einrichtungen, Haushalte, Verkehr), die meisten Emissionen anfallen, sticht die Industrie hervor. 86,8 Prozent der Endenergie würde hier anfallen (1 590761 MWh). Der Sektor treibt auch die Treibhausgasbilanz in „beachtliche“ Höhe: Heruntergerechnet kommt man für Schongau auf 46,5 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Kopf. Im Bundesdurchschnitt sind es 7,8 Tonnen pro Einwohner.

Alexander Majaru (SPD) fragte, ob aktiv mit der Industrie zusammengearbeitet werde, um Synergien oder Einsparmöglichkeiten zu finden. Man befinde sich im Spannungsfeld, was man tun könne und wo man sich lieber nicht einmische, so die Klimaschutzmanagerin. Sie sei aber im Austausch mit vielen Betrieben. Ihr Eindruck: Sie seien selbst dahinter, ihre Effizienz zu steigern und Energie einzusparen. Schließlich gehe es auch um Kosten, der CO₂-Preis steige an.

Beim Verkehr dominiert der Pkw (rund 90 Prozent). Der Energieverbrauch städtischer Einrichtungen sei vergleichsweise gering. Es handle sich vorwiegend um Verwaltungsgebäude sowie Schulen und Kitas ohne hohen Bedarf. Ausnahme ist das Plantsch.

Zwar werde lokal erneuerbare Energie erzeugt, bei der Bedarfsdeckung bleibe aber Luft nach oben. 18,4 Prozent des Strombedarfs konnten durch Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse gedeckt werden. Beim Wärmebedarf waren es durch Umweltwärme, Solarthermie, Fern- und Nahwärme sowie Biomasse 21,9 Prozent. Auch für die Zukunft sei eine bilanzielle Deckung durch regenerative Energien aus der Stadt „sehr unwahrscheinlich“, so ein Ergebnis der Potenzialanalyse. Zusätzliche Energieeinsparmaßnahmen seien unabdingbar. Beim Wärmebedarf könne zwar davon ausgegangen werden, dass eine hohe Wärmeeffizienz im Neubau sowie energetische Sanierungen zu einer Reduzierung führen, beim Strombedarf ist wegen Digitalisierung, E-Mobilität und Elektrifizierung der Wärmebereitstellung mit höheren Mengen zu rechnen.

Eine Lenkungsgruppe, der mehrere Stadträte angehörten, erarbeitete (auch mit einer Bürgerwerkstatt) 14 Kernmaßnahmen sowie fünf normative Aufgaben (siehe Kasten), die von Bürgern, Stadtverwaltung und -rat umgesetzt werden sollen. Auswirkungen auf die Energie- und Treibhausgas-Bilanz sollen regelmäßig kontrolliert werden.

Umsetzung jetzt wichtig

Im Konzept „steckt Arbeit ohne Ende“, sagte Ilona Böse (SPD). Nun sei die Umsetzung wichtig. Schon gesetzliche Vorgaben würden vorgeben, was dringend angegangen werden müsse, so Kurnoth. Das treffe etwa auf die Punkte „Schongau heizt nachhaltig“ oder „Fernwärmenetz der Zukunft“ zu. Weil der Vertrag mit dem Busunternehmen 2028 auslaufe, sei auch die klimafreundliche Mobilität mit dem Stadtbus ein Thema, mit dem man sich bereist beschäftige. Auch aus der Bevölkerung werden sicher Fragen – und damit Handlungsanweisungen kommen, so Kornelia Funke (CSU).

Ob externe Planer nötig seien, fragte Daniela Puzzovio (ALS). Aus Kapazitätsgründen und weil es für Förderungen teilweise bestimmte Anforderungen gibt, könne nicht alles von der Verwaltung erledigt werden, so Kurnoth. Es sei bedauerlich, dass der Klimaschutz oft in den Hintergrund gerate, so Gregor Schuppe (ALS). Er wolle Kurnoth ermuntern: „Seien Sie weiterhin der Stachel, der uns antreibt.“

19 Maßnahmen festgelegt

Aufgeteilt auf fünf Handlungsfelder wurden 14 Kernmaßnahmen im Klimaschutzkonzept festgelegt. Im Bereich „Beratung“ geht es etwa um die Maßnahme „Klimaschutz zum Mitmachen“: Es soll Infos, Aktionen und Beratung für die Bürger geben. Zur „Energieversorgung und -effizienz“ gehören Vorhaben wie eine „Energiespar-Offensive für Eisstadion und Plantsch“, „Fernwärmenetz der Zukunft“ oder „Mehr erneuerbare Energien“. Unter das Handlungsfeld „Mobilität“ fallen Maßnahmen wie der weitere Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge sowie der Stadtbus. Die Stadtverwaltung soll als Vorbild dienen: „Weniger Emissionen auf Dienstfahrten“ oder „Verantwortungsbewusste Beschaffung für die Stadt“ wurden hier etwa als Maßnahmen formuliert. Und bei „Klimafolgeanpassung und Naturschutz“ geht es z.B. um ein Hitze- und Sparregenmanagement oder mehr Lebensqualität durch Stadtgrün.

Zudem wurden fünf normative Aufgaben bestimmt: „100 Prozent erneuerbar – Klimafreundlicher Strom für Schongaus öffentliche Gebäude“, „Schongau setzt auf sichere und attraktive Radwege“, „Erneuerbare Energien in der Bauleitplanung priorisieren“, „Verrsiegelung auf eigenen Flächen reduzieren“ sowie „Altlech-Schleife bewahren – Naturraum für Schongau sichern“.

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