Katze Lilly hat nur noch drei Beine und ist sehr ängstlich. Im Februar erlitt sie ein Trauma, als sie in ein illegales Fangeisen auf einem Privatgrundstück trat. Ihre Besitzer, Familie Roß aus Langenbach, kümmern sich gut um sie, brauchen jedoch Hilfe. Sie suchen Zeugen und Hinweise.
Langenbach – Es waren Szenen geprägt von Blut, Schmerz, Ungewissheit und Fassungslosigkeit. Die Katze der Familie Roß aus Langenbach gerät mit einer Pfote in eine illegale Tierfalle, wird Stunden später entdeckt. Nach tagelangem Bangen dann die Gewissheit: Das verletzte Bein muss amputiert werden. Familie Roß hat sich weitestgehend von dem Schock erholt, Katze Lilly leidet nach wie unter den Geschehnissen dieses Tages im Februar. Weil die Ermittlungen der Polizei laut Andrea Roß ins Stocken geraten sind, hat sie auf Facebook einen Zeugenaufruf gestartet. Die Tierschutzorganisation PETA wurde ebenfalls auf den Fall aufmerksam.
Der 7. Februar – Andrea Roß erinnert sich genau – war ein Freitag und sie arbeitete im Home Office. „Mein Sohn Patrick ist mit unserer Schäferhündin Nixi nachmittags spazieren gewesen“, fängt die Langenbacherin an zu erzählen. „Nixi wollte unbedingt an den Zaun der Nachbarin und hat meinen Sohn dorthin gezerrt. Da hörte er es Miauen.“ Was ihr Sohn dann mit Blick über den Zaun in der Lindenstraße erblickte, schockierte ihn. Eine Katze lag blutverschmiert und geschwächt auf dem Grundstück im Gebüsch. Er rief seine Mutter an, die direkt mit einem Katzenkorb von der anderen Straßenseite schräg gegenüber aus der Hausnummer 1 geeilt kam.
„Am Telefon hat mein Sohn noch vehement abgestritten, dass es sich bei der Katze um unsere Lilly handelt. Ich denke, er wollte es einfach nicht wahrhaben in dem Moment“, erzählt die Tierliebhaberin. Sie selbst erkannte Lilly zwar, war sich aber aufgrund der Gewissheit ihres Sohnes dann selbst nicht mehr sicher. „Es war ja auch überall Blut“, erzählt Andrea Roß. Doch in der Tierklinik kam die Gewissheit: Bei der Katze handelte es sich tatsächlich um die fast zweijährige Lilly.
Drei Tage bangen um Katze Lilly in Tierklinik
Als die beiden vor Ort erkannten, dass die Freigängerin mit der rechten Pfote in einer rostigen Tellerfalle gefangen war, holte Andrea Roß schnell Handschuhe. „Wir wussten ja nicht, wie die Katze reagiert in ihrer Lage.“ Die beiden riefen die Polizei, schilderten die Lage. Eine Streife war unterwegs, die sie später in der Tierklinik antreffen sollten. Bis dahin sollte Andrea Roß das Tier „sichern“, bekam dafür die Erlaubnis, mit ihrem Sohn über die Tore zu klettern, um auf das Grundstück zu gelangen.
In einer Decke eingewickelt brachte das Mutter-Sohn-Gespann das Tier samt Falle vom Grundstück. „Die Katze hat gezittert, es war ein furchtbarer Anblick“, erinnert sie sich genau. Mindestens zehn Stunden muss sie dort schon gelegen haben. Die Falle wollten die beiden ohne Hilfe nicht öffnen, aus Angst, dass eine wichtige Arterie getroffen wurde. Bei einem Tierarzt in Moosburg wurde das Tier unter Narkose gesetzt, von der eisernen Falle befreit und auch mit Medikamenten behandelt. „Ihr Zustand war nicht gut.“
Nachbarin streitet Aufstellen der Falle ab
Die Familie bangte daraufhin das ganze Wochenende um ihre Lilly. Die Hoffnung: Ihr Liebling schafft es, ohne Entzündung und mit allen vier Beinen aus der Klinik raus. Doch am Montag dann die Gewissheit: Das rechte Pfötchen ist nicht mehr zu retten, es musste amputiert werden. Die Tierarztrechnung nach den Strapazen: 1400 Euro. Andrea Roß hat Anzeige erstattet.
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Die Nachbarin, in deren Garten die Falle platziert war, gab laut Andrea Roß bei der Polizei an, dass ihr die Falle nicht gehört und sie von ihr nichts wusste. Seitdem seien die Ermittlungen eingeschlafen, so der Eindruck der Tierliebhaberin. Deshalb sucht sie seit dem 26. März auf Facebook Zeugen. Sie schreibt: „Gibt es jemanden, der zu dem Vorfall etwas bemerkt hat, oder jemanden, der die Falle dort platziert hat oder sogar die Falle kennt und schon irgendwo einmal gesehen hat?“ Die Tierschutzorganisation PETA wurde auf den Fall aufmerksam und verspricht 500 Euro Belohnung für helfende Hinweise.
„Sie ist nun sehr ängstlich gegenüber Geräuschen“, sagt Andrea Roß zum Zustand von Lilly, die nach zwei Monaten nach wie vor Schmerzmittel bekommt. Die Familie wünscht sich vor allem, dass sich ihre sonst lebensfrohe Freigängerin von dem traumatischen Erlebnis erholt und weiterhin ein glückliches Katzenleben hat.
So fies sind Tellereisen
Tellereisen, auch bezeichnet als Schlagfalle, Fangeisen, Fußeisen oder Tellerfalle, werden durch einen Tritt ausgelöst. Schnappt die Falle zu, graben sich die scharfkantigen Zacken tief in das Bein des Tieres. Das Auslegen von Tellereisen ist seit 1995 durch die sogenannte Tellereisenverordnung in der Europäischen Union verboten. Wer dennoch Tellereisen auslegt, muss mit Geld- oder Freiheitsstrafen wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechnen. Der Handel oder Besitz von solchen Fallen ist in Deutschland nicht verboten.