50 Jahre lang ein Retter: Wolfratshauser wird von Kameraden gefeiert - Er geht in Feuerwehrrente

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Großaufgebot zum Abschied: Wolfgang Schleibinger und seine Frau Evi wurden von einem kompletten Löschzug zur Feier gebracht – unter anderem von Vize-Kommandant Sebastian Höpfner. © sabine hermsdorf-hiss

Seit 50 Jahren ist Wolfgang Schleibinger Mitglied der Wolfratshauser Feuerwehr. Nun geht der 65-Jährige in Feuerwehrrente. Seinen Kameraden verabschiedeten ihn mit einem Großaufgebot.

Wolfratshausen – Das Großaufgebot haben viele bemerkt. Einige Wolfratshauser schauten dem Tross aus dem Fenster zu. Andere gingen auf ihren Balkon, als ein kompletter Löschzug vorfuhr – mit Drehleiter, Mannschaftswagen, Löschfahrzeugen. Die Ehrenamtlichen kamen nicht zu einem Einsatz, wo sie helfen mussten.

Nach 50 Jahren ist er in Wolfratshausen Mitglied: Nun geht Wolfgang Schleibinger in Feuerwehrrente

Sie holten stattdessen jemanden ab, der selbst Jahrzehnte lang geholfen hat: Wolfgang Schleibinger. Der Wolfratshauser ist seit 50 Jahren Mitglied der Feuerwehr, er war Maschinisten-Ausbilder und bis vor ein paar Jahren hauptamtlicher Gerätewart. Kürzlich ging er in die Feuerwehrrente – er wechselte in den passiven Dienst.

Der 65-Jährige kam im Jahr 1974 zu den ehrenamtlichen Rettern. „Günter Berchtold hatte schon früher versucht, mich zu einem Beitritt zu überreden. Aber ich wollte mich zuerst um eine Lehrstelle kümmern“, erinnert er sich.

Danach, das sagte er zu, wollte er eintreten. Schleibinger ließ sich bei der Deutschen Bundespost zum Elektromechaniker ausbilden – und stand zu seinem Versprechen. Als er die Zusage hatte, unterschrieb er den Aufnahmeantrag und trat der erst kürzlich gegründeten Jugendgruppe unter Hans Fagner jun. bei.

Völlig zerstört wurde ein Lager- und Aufenthaltsschuppen am Bahnhof im Jahr 1976 – es war einer der ersten Einsätze des jungen Feuerwehrmanns.
Völlig zerstört wurde ein Lager- und Aufenthaltsschuppen am Bahnhof im Jahr 1976 – es war einer der ersten Einsätze des jungen Feuerwehrmanns. © Repro: sh

An einen der ersten Einsätze kann sich der Wolfratshauser noch gut erinnern: „Der Brand bei einem Schrotthändler am Bahnhof im Juli 1976.“ Die Situation, die die Einsatzkräfte vorfanden, war alles andere als gut: Ein Schuppen brannte lichterloh. Er diente als Lager und Aufenthaltsraum. „ Dort wurden auch Gasflaschen gelagert“, so der langjährige Feuerwehrmann. Es kam zu mehreren Explosionen. Aufgrund der immensen Druckwelle barsten in der näheren Umgebung die Fenster.

An seine ersten Feuerwehreinsätze kann sich der Wolfratshauser noch gut erinnern

Eine Stromleitung wurde auch beschädigt. Die brennenden Bretter knallten auch auf die Einsatzfahrzeuge. „Wir haben uns zuerst einmal um unsere eigenen Autos kümmern müssen.“ Neben dem Schuppen standen zwei Waggons auf den Gleisen, die ebenfalls von den herumfliegenden Trümmern getroffen worden sind. Sie fingen Feuer. Auch ein Bagger brannte. „Als Ursache wurde Brandstiftung angenommen.“

An diesen Einsatz wurde der heutige Oberlöschmeister über die Jahrzehnte immer wieder erinnert: Ein Fragment einer der explodierten Sauerstoffflaschen hängt in der Fahrzeughalle des Feuerwehrgerätehauses – als Erinnerung an den Großeinsatz.

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Im Mai 1982 wurde die Verbindung von Schleibinger zu seiner Feuerwehr nochmals enger. Der Wolfratshauser übernahm einen wichtigen Posten bei der Wehr. „Es kam das Angebot, die Stelle des Gerätewarts zu übernehmen.“ Er sagte zu. Zuvor hatte sich Schleibinger für zwei Jahre als Soldat verpflichtet und im Anschluss erneut bei der Bundespost gearbeitet.

Privat hat Schleibinger mit seiner Evi das große Glück gefunden. Ein Jahr nach dem Kennenlernen zog das Paar in der Wohnung über dem Feuerwehrhaus zusammen. Die junge Frau brachte viel Verständnis für die Arbeit und das Ehrenamt ihres Partners auf. „Ich engagierte mich damals beim Roten Kreuz. Ich habe von Anfang an gewusst, worauf ich mich einlasse.“

Wolfgang Schleiblinger ist Oberlöschmeister
der Feuerwehr.
Wolfgang Schleiblinger ist Oberlöschmeister der Feuerwehr. © HL/Archiv

Das Ehepaar setzt auf Teamwork: „Wenn sich Wolfgang bei Alarm fertiggemacht hat, habe ich schon mal die Tore geöffnet, damit die ersten Fahrzeuge so schnell wie möglich zum Einsatz fahren konnten.“

Wenn sich Wolfgang bei Alarm fertiggemacht hat, habe ich schon mal die Tore geöffnet, damit die ersten Fahrzeuge so schnell wie möglich zum Einsatz fahren konnten.

Im Laufe der Zeit hat Wolfgang Schleibinger viel erlebt. Und viele engagierte Menschen kommen und gehen sehen. Kommandantenwechsel hat er mehrere gesehen: Sebastian Mair, Hans Sewald, Herbert Schölderle, Robert Woppowa, Andreas Spohn und aktuell führt Andreas Bauer die aktive Mannschaft.

Wolfratshauser geht in Feuerwehrrente: Konstant blieb sein Faible für angeschafften Unimog

Doch eines ist für Schleibinger immer konstant geblieben: sein Faible für den 1982 angeschafften Unimog. „Bei dem kenne ich jede Schraube.“ Als ihn die Kameraden abholten, um sein Engagement zu feiern, ließ es sich der Wolfratshauser auch nicht nehmen, sich selbst noch einmal an das Steuer des Mercedes-Benz-Fahrzeugs zu setzen und zur Feier zu fahren.

Bereits im Jahr 2020 hat Schleibinger seine Arbeit als Gerätewart abgegeben. Die freie Zeit nutzt er für seine Hobbys, für die er jetzt viel mehr Zeit hat: Er fährt gerne Motorrad und macht große Puzzles. Und natürlich freut er sich über Unternehmungen mit seiner Evi. Und so ganz weg ist Schleibinger ja auch nicht. Dem Feuerwehrverein wird er weiterhin die Treue halten. „Das ist Ehrensache.“ sh

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