Sorge in Staats-TV: Putins Propagandisten zeigen, wo die Ukraine angreifen könnte

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Russische Propagandisten fürchten ukrainische Angriffe auf das Territorium von Wladimir Putins Regime. Eine Karte soll Kiews mögliche Ziele nennen.

Moskau - Wie sehr werden diese Entscheidungen den Ukraine-Krieg beeinflussen? Die Ukraine bekam von mehreren Nato-Staaten die Erlaubnis, Russland direkt mit von ihnen gelieferten westlichen Langstrecken-Waffen anzugreifen. Vorausgesetzt, es handelt sich um militärische Ziele.

Ukraine-Krieg: Russische Propagandisten warnen vor westlichen Waffen Kiews

Unklar ist bislang, was Kiew aus diesem Okay machen will. Die USA hatten ihrerseits eine begrenzte Zusage gemacht, und zwar für Attacken gegen Einrichtungen, mit denen das Moskau-Regime die ukrainische Großstadt Charkiw heimtückisch aus der Luft bombardieren lässt. Zum Beispiel mittels russischer Militär-Flugplätze in Grenznähe.

In der Propaganda-Sendung „60 Minutes“ polterten nun Stimmungsmacher von Kreml-Autokrat Wladimir Putin im Staatsfernsehen Russia-1 gegen die drohenden ukrainischen Angriffe mit Mittel- und Langstreckenwaffen auf ihr Territorium. Damit nicht genug: Sie zeigten ihrem Publikum auch eine Landkarte des europäischen Teils der Russischen Föderation, und unterteilten diese in mögliche Angriffssektoren für westliche Waffensysteme der Ukrainer.

Mit ATACMS? Ukrainer treffen russische Raketenbasis wohl in Russland selbst

Ein Rückblick: Für Aufsehen sorgten in diesem Zusammenhang zuletzt Anfang Juni Fotos und Videos einer zerstörten russischen S-300- oder S-400-Raketen-Batterie, welche in den Sozialen Medien die Runde machten. Denn: Die Aufnahmen sollen aus der russischen Grenzregion Belgorod stammen. Kamen bei diesem Luftschlag die wuchtigen und schlagkräftigen ATAMCS-Mittelstreckenraketen zum Einsatz, die die Vereinigten Staaten den ukrainischen Streitkräften im April geliefert hatten? Diese Frage blieb bis zum Mittwochabend (5. Juni) bislang unbeantwortet.

Besagtes Army TACtical Missile System hat eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern. Die Raketen sind mit einer Länge von vier Metern und einem Durchmesser von 60 Zentimetern sehr schwer und können etwa mit Streumunition im Gefechtskopf enorme Schäden anrichten. Zuletzt hatte die ukrainische Armee Ziele auf der Krim und auch in der durch Russland besetzten Region Luhansk mit den ATACMS-Raketen ins Visier genommen. Die bekannte russische Propagandistin Olga Skabeyeva listete die ATAMCS in ihrer Sendung dann auch unter jene Waffen, die dem russischen Festland gefährlich werden könnten.

Verluste für Russland: Moskau-Propagandisten fürchten HIMARS-Angriffe

„Der Radius der Ziele, die jetzt mit Hilfe von HIMARS getroffen werden können, sieht so aus“, sagte Skabeyeva und zeigte auf der Karte eben jenen Radius. Gezeigt wurden Regionen entlang der ukrainisch-russischen Grenze, darunter Belgorod, Kursk, Brjansk und Smolensk. Über all diese Regionen organisiert Moskau den Nachschub für seine Invasionstruppen im völkerrechtswidrig überfallenen Nachbarland. Mit den HIMARS sind High Mobility Artillery Rocket Systeme gemeint, selbstfahrende Mehrfachraketenwerfer, aus denen wiederum die ATACMS abgeschossen werden.

Skabeyeva deutete mit ihren Studiogästen, ebenfalls (teils sehr polemische) Propagandisten, zudem auf die russischen Regionen Rjasan, Tambow oder Saratow. Diese liegen 600, manche bis zu 1000 Kilometer im Landesinneren. Als mögliche weitere Waffen für Angriffe visualisierte die Redaktion der Sendung die Marschflugkörper Scalp-EG und Storm Shadow, die technisch in etwa deckungsgleich sind und im Krieg von den ukrainischen Piloten von Kampfjets MiG-29 sowie Su-25M aus abgefeuert werden. Die Reichweite beider Marschflugkörper wird im Westen indes auf 560 Kilometer geschätzt, ohne dass dies der europäische MBDA-Rüstungskonzern offiziell bestätigt hat.

Eine russische Karte soll mögliche Zielradien der Ukrainer für den Einsatz ihrer westlichen Waffen gegen das Festland Russlands zeigen.
Eine russische Karte soll mögliche Zielradien der Ukrainer für den Einsatz ihrer westlichen Waffen gegen das Festland Russlands zeigen. © Screenshot X@Anri__Tina

Ukraine-Angriffe auf Russland: Moskau-Propagandisten zeigen „Ninja“-Drohne

Und noch was: Die Propagandisten bildeten auf der Landkarte ferner eine große Langstrecken-Kamikaze-Drohne ab, die gar nicht von den Nato-Unterstützern Kiews stammt, sondern welche die Ukrainer in Eigenregie entwickelt hatten. Die Rede ist von der „Ninja“, die optisch und von ihrem Aufbau her stark an ein Kleinflugzeug des Typs A-22 erinnert.

Mit dieser Drohne „Ninja“ hatten die ukrainischen Streitkräfte am 9. Mai eine Gazprom-Raffinerie in Salawat (Teilrepublik Baschkortostan) angegriffen - und zwar rund 1380 Kilometer von der Ukraine-Front bei Kramatorsk entfernt. Laut der Ukrainska Pravda stellte die Drohne damit den „Reichweiten-Rekord“ im Drohnen-Krieg mit einer Entfernung von rund 1500 Kilometern „bis zum Werk Gazprom Neftekhim Salawat“ auf. Während die Ukrainer mit Drohnen auch russische Konvois in Grenznähe in Russland attackieren, bangen Putins Propagandisten wohl vor dem, was da noch aus der Luft kommen könnte. (pm)

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