Putin in Gefahr? Präsidenten-Schutz wegen „Risikofaktoren“ wohl heimlich erhöht – bizarre Details

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Wladimir Putin wird besser geschützt: Das will die Moscow Times erfahren haben. © IMAGO/Andrei Gordeyev

Russlands Präsident wird neuerdings noch besser geschützt: Der Kreml macht sich Sorgen und listet „Risikofaktoren“ auf.

Moskau – „Der Kreml nimmt die Sicherheit Wladimir Putins sehr ernst. Er wird von einer ganzen Armee sichtbarer und unsichtbarer Wächter beschützt“, sagte ein russischer Beamter, der an der Siegesparade am 9. Mai teilnahm, der Moscow Times.

Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, aber auch nach Anschlägen auf Politiker anderer Länder, werde das Sicherheitsrisiko für den stets gut geschützten russischen Staatschef laufend neu bewertet und die Maßnahmen entsprechend verschärft, will die Moscow Times aus Kreml-Quellen erfahren haben. Und dafür soll es nun auch Belege geben.

„Risikofaktoren“ für Putin: Islamistische Anschläge, die Ukraine, ein internationaler Haftbefehl

Als weitere „Risikofaktoren“ für Wladimir Putin zählt die als unabhängig geltende russische Zeitung auf: der Haftbefehl gegen Wladimir Putin vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, das Risiko ukrainischer Drohnenattacken, aber auch islamistische Anschläge. Im März hatte es einen Anschlag auf ein Theater in Moskau gegeben, bei dem 137 Menschen starben – ein IS-Ableger hatte sich dazu bekannt.

All das sei der Moscow Times aus anonymen Quellen zugespielt worden. Denn die offizielle Verlautbarung geht demnach immer noch so: Es gibt keine besonderen Sicherheitsrisiken für den Kreml-Chef. „Die Sicherheitsmaßnahmen entsprechen dem Standardniveau. Wir tun alles, was getan werden muss, um die Sicherheit des Präsidenten zu gewährleisten“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow noch im Mai nach dem Attentat auf den slowakischen Regierungschef Robert Fico gegenüber Reportern.

Wladimir Putin wird besser geschützt – kugelsichere Weste bei Militärparade versteckt

Dabei will die Zeitung Anzeichen wahrgenommen haben, dass der Präsident derzeit besonders gut geschützt wird – vor allem an der Militärparade am 9. Mai. Dort habe Putin nach Aussage eines Beamten eine versteckte Schutzweste unter seinem Mantel getragen.

Die Moscow Times ließ Jade Miller, eine unabhängige britische Beraterin für feindliche Umgebungen und Hochrisikosicherheit, Videoaufnahmen von Putin bei der Siegesparade analysieren. Ihre Einschätzung: „Putin scheint ziemlich steif zu gehen und es gibt keine natürlichen Falten auf der Rückseite seines Mantels, wenn er geht und Militärangehörigen die Hand schüttelt“, sagte Miller. „In mehreren Fällen scheint Putin seine Schultern auf eine Weise zu heben und zu verstellen, die auf Unbehagen hinweist, da eine ballistische Weste so konstruiert ist, dass sie auf den Schultern oder dem Schlüsselbein sitzt“, sagte sie und merkte an, dass das Gewicht der Weste bei längerem Tragen Unbehagen und Reizungen verursachen kann.

Eine kugelsichere Weste am russischen Präsidenten wäre eine weitere Ergänzung zu den bereits umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen der jährlichen Siegesfeiern auf dem Roten Platz: eine Sperrung des Platzes Wochen im Vorhinein, Zugang nur mit persönlicher Einladung und Überprüfung, Scharfschützen und eben die sichtbaren und unsichtbaren persönlichen Wächter für Putin.

Putin lässt Sicherheitschef Patruschew ersetzen

In die Zeit erhöhter Sicherheit für den russischen Präsidenten fiel auch die Nachricht, dass Putin seinen langjährigen Sicherheitsberater, Nikolai Patruschew, durch den Ex-Verteidigungsminister Sergej Schoigu ersetzt habe.

Das US-Magazin Politico hat anlässlich dessen nochmals zusammengefasst, wofür Patruschew im System Putins stand. Er war nicht nur bis zuletzt einer der engsten Vertrauten Putins, sondern auch schon seit längerer Zeit im engeren Umfeld des russischen Präsidenten. Die beiden kannten sich demnach seit KGB-Zeiten. Patruschew gilt als Verschwörungstheoretiker: Er habe behauptet, dass der Westen in der Ukraine mit Organen und Waisenkindern handle, dass er durch revolutionäre Studenten in Russland westliche Werte durchsetzen lassen wolle. Darüber hinaus hing er der Idee an, dass Polen und die Ukraine in Russland einmarschieren würden - wobei letztere Idee ein großes Puzzlestück hinter der Invasion der Ukraine durch Russland sein könnte, wie von Beobachtern vermutet wird.

Wladimir Putin hat persönliche Köche und Offiziere, die seine Mahlzeiten überprüfen

Bizarr muten auch nach dem Wechsel des Sicherheitschefs weiterhin andere Sicherheitsmaßnahmen für Wladimir Putin an – Gerüchte, die sich Moscow Times bestätigen ließ: „Der Präsident hat persönliche Köche, die immer mit ihm reisen. Auch Lebensmittel werden mitgebracht“, sagte die anonyme Quelle der russischen Zeitung. „Aber selbst dann reist immer eine spezielle Gruppe von Offizieren mit Putin, die alle Mahlzeiten überprüfen, bevor Putin sie bekommt.“ Ehemalige Personenschützer beschreiben Wladimir Putins krankhafte Angst.

„Putin ist ein ziemlich einzigartiger Führer, da er normalerweise einer erhöhten Sicherheit/Ausweitung des Sicherheitsbereichs zustimmt, wenn seine Wachen darum bitten“, sagte der Investigativjournalist und Mitbegründer der russischen Geheimdienstaufsicht Andrei Soldatov der Moscow Times. „Normalerweise geraten andere Führer in ständigen Konflikten mit ihren Wachen, aber nicht Putin. Er kommt ihren Forderungen fast immer nach. Und im Moment, denke ich, kommt er ihnen nach.“

Ungefähr zur gleichen Zeit, Mitte Mai, sollen mindestens 170 Kriegsdienstverweigerer aus Russland an die Front in der Ukraine geschickt worden sein: Familienmitglieder berichten von Angst um das Leben von Männern, die eigentlich auf einen Militärgerichtstermin warteten oder sich als kampfunfähig gemeldet hatten.

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