Von Weinkrämpfen geschüttelt: Ehefrau (25) schildert im Video-Interview ihr Martyrium

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Am Amtsgericht Ebersberg wird dem inzwischen weggezogenen Ehemann der Prozess gemacht. © PETER KEES

Erzwungener Oralverkehr, Vergewaltigung und noch mehr: Ein Ehemann muss sich wegen brutalen sexuellen Übergriffen vor Gericht verantworten.

Poing/Ebersberg - Ihre Oberschenkel hat die junge Frau fest aneinandergepresst, immer wieder rutscht sie unsicher über das Sitzpolster des babyblauen Sofas, ihre Hände zittern, die Augen sind rot von den vielen Tränen, die über ihre Wangen kullern. „Er hat mich gequält“, sagt sie schließlich mit brüchiger Stimme in das vor ihr aufgebaute Stativ mit einem Mikrofon. Dann erzählt sie stockend von den Handgreiflichkeiten und den sexuellen Übergriffen in ihrer Wohnung in Poing. Währenddessen zeichnet eine Kamera ihre Schilderungen auf.

Diese rund vierstündige Aussage der jungen Frau wurde nun vor dem Ebersberger Schöffengericht abgespielt. Dort muss sich derzeit der mutmaßliche Täter wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Vergewaltigung verantworten: ihr mittlerweile 35-jähriger Ehemann.

Schläge stehen auch noch zur Debatte

Es sei eine arrangierte Ehe der Eltern gewesen. Das Paar, beide pakistanische Staatsbürger, habe sich demnach erst kurz vor der Hochzeit zum ersten Mal gesehen, erläutert der Staatsanwalt bei der Anklageverlesung. Das sei im Jahr 2019 gewesen. Nach der traditionellen Trauung habe der Angeklagte, der bis dato bereits in Deutschland gearbeitet habe, seine Frau zu sich nach Poing geholt. Dort sei es schon kurze Zeit später zu mehreren sexuellen Übergriffen gekommen. So soll der Ingenieur die damals 25-Jährige etwa ohne ihr Einverständnis mit seinen Fingern vaginal penetriert, sie zum Oralverkehr und zum Sex gezwungen haben. Laut Anklage erlitt die mittlerweile promovierte Ärztin dabei blutende Verletzungen im Genitalbereich.

Zudem soll der Mann, der jetzt in Rheinland-Pfalz wohnt, seine Ehefrau nach einem Streit mit der Faust in den Oberkörper geboxt haben. Als die 25-Jährige daraufhin auf den Boden sackte, habe er sie mit den Füßen getreten und ihr nochmals mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, so der Staatsanwalt.

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Vor Gericht weist der Angeklagte die Anschuldigungen zurück. Über seinen Verteidiger lässt er erklären: „Der Geschlechtsverkehr war immer einvernehmlich. Er hätte nie etwas gegen ihren Willen gemacht.“ Zumal für ihn Sex ohnehin etwas Neues gewesen sei. Schließlich sei er bis vor der Hochzeit noch Jungfrau gewesen. Auch geschlagen haben will der Angeklagte seine Ehefrau nicht. „Es gab Streit. Als er ihr das Handy wegnehmen wollte, kam es zu einem Gerangel und er hat sie mit dem Fingernagel im Gesicht gekratzt. Das war nicht absichtlich und ihm tut das auch leid“, teilt der Anwalt mit. Nachfragen möchte der Angeklagte nicht beantworten.

Die Ehefrau schildert eine ganz andere Version der Vorfälle: Sie erklärt, der 35-Jährige habe sie bereits in ihrem Heimatland sexuell bedrängt. „Er hat mich betatscht, ich wollte das nicht, ich habe es ihm verboten“, sagt sie zwei Ermittlungsrichtern und einem Dolmetscher vor laufender Kamera. Zu ihrem Schutz, und weil sie mittlerweile schon das Land verlassen hat, ist ihre Aussage per Video festgehalten worden.

Ehefrau spricht vier Stunden lang im Videointerview über die Vorfälle

Sehr detailreich schildert die junge Frau dort, was an jenen Abenden in der gemeinsamen Wohnung vorgefallen sei. Wie ihr Mann sie zunächst am Hals geküsst, ihr ins Ohr geflüstert habe, was er mit ihr anstellen wolle. Wie er sein Glied aus seiner Hose geholt und ihren Kopf dagegen gedrückt habe. Wie sie geweint und gebettelt habe, er möge aufhören. „Mir war schlecht, ich habe gewürgt und keine Luft mehr bekommen“, berichtet sie weinend von dem Moment, als der Angeklagte sie gezwungen habe, seinen Penis in den Mund zu nehmen. Immer wieder hätte sie versucht, sich aus seinen Griffen zu lösen. Ohne Erfolg. „Er hat mir sehr wehgetan. Ich hatte höllische Schmerzen“, sagt sie.

Der mittlerweile 35-Jährige sei nach den Vorfällen sehr wütend geworden, hätte ihr Vorwürfe gemacht. Bei der Videovernehmung muss die Ärztin ihr Leid immer wieder unter Tränen vor den Ermittlungsrichtern aufrollen und wiederholen. Oft übersetzt ihr Dolmetscher die Geschehnisse dabei unzureichend. Das fällt am Verhandlungstag im Ebersberger Amtsgericht zumindest dem dort hinzugezogenen Übersetzer auf, der die Aussagen anschließend richtig stellt.

Der Prozess gegen den 35-jährigen Angeklagten dauert weiter an.

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