Heftige Kritik an Windkraft-Plänen in Eschenlohe: So laut „wie eine Motorsäge“

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Blick auf das Solarfeld: In Eschenlohe wird auf der gut dreieinhalb Hektar umfassenden PV-Freiflächenanlage Energie für über 800 Vier-Personen-Haushalte erzeugt. Der Gemeinderat wünscht sich, dass bei Entscheidungen, die die Windenergie betreffen, die gesamte regenerative Energieerzeugung in der Region berücksichtigt wird. © Reindl

Das Thema Windkraft ist heikel. Denn es gibt wenige Orte, die sich um eine solche Anlage reißen. Auch in Eschenlohe hat man erhebliche Bedenken, wie sich in der Sitzung des Gemeinderats zeigte.

Eschenlohe – „Jetzt kommt ein etwas schwieriges Thema“, meinte Bürgermeister Anton Kölbl (CSU). Im Laufe der anschließenden Debatte hätte man das Wörtchen „etwas“ aber getrost streichen können. Im Rahmen der Fortschreibung des Regionalplanes Oberland – Kapitel Windenergie – musste sich der Eschenloher Gemeinderat mit der Vorstellung auseinandersetzen, ein Windrad auf Gemeindeflur rotieren zu sehen. Jedenfalls hatte sich das Gremium mit Suchräumen und damit mit potentiellen Flächen für Windenergieanlagen zu beschäftigen, ob es wollte oder nicht.

Zu einer „ominösen Bürgermeisterdienstbesprechung“ seien vor kurzem die Rathausspitzen aus der Region zusammengebracht worden, berichtete Kölbl. Dort informierten dann zwei Landräte „mit ernster Miene“ über die Aufhebung der bisherigen Regelungen zu Windrädern. Die Folge: Nun wird geprüft, wo im Landkreis Windkraftanlagen möglicherweise errichtet werden können. Mit welchem Bauwerk man da rechnen muss, daraus wollte Kölbl keinen Hehl machen: So ein Windrad sei gut 266 Meter hoch – oder anders ausgedrückt: „zweieinhalbmal Frauenkirche“.

Maximaler Schallleistungspegel liegt bei 106 Dezibel

Was die Lautstärke anbelangt: der maximale Schallleistungspegel liegt bei 106 Dezibel. Bei der Besprechung habe er darauf aufmerksam gemacht, berichtete Kölbl. Er sei aber darauf hingewiesen worden, dass diese Dezibel an der Nabe in fast 180 Metern Höhe zu verorten seien. Aber „der Wind trägt den Schall schon her, wie er lustig ist“, befürchtete Kölbl. Bei einem Wert von über 100 Dezibel ist man ihm zufolge „im Bereich einer Motorsäge“.

Zumindest eine gute Nachricht hatte Kölbl: Im Eschenlainetal sind keine Anlagen geplant – „Gott sei Dank“. Auch nicht auf der „Silhouette die Hohe Kisten hinauf“. Er sei froh, dass zumindest dort, „wo die Schokoladenseite“ sei, kein Windrad aufgestellt werden soll, aber „jeder muss Flächen bringen“.

Einen gewissen Flächenanteil müsse der Landkreis nämlich zur Verfügung stellen. Sollte das nicht funktionieren, werde das Vorhaben privilegiert, dann habe man als Gemeinde nichts mehr zu sagen. Wenn man nun Argumente aufführe, „Fledermäuse oder was man bringen könnte“, dann werde eben woanders gesucht, sagte Kölbl.

Zwei potentielle Suchräume betreffen Eschenlohe: mehrere Hektar im Bereich des Kleinen Labers an der Grenze zu Oberau und ein Areal nicht weit von der Soila-Alm entfernt, wo unter Umständen „in einer Delle drin“ auf etwa 1200 Metern Höhe ein fast 300 Meter messendes Windrad errichtet werden könnte, sagte Kölbl. Das nahegelegene Ettaler Manndl habe gut 1600 Meter. „Muss ich noch was sagen?“

Schönach beklagt „Energie-Hysterie“

Ob ein Windrad nach Eschenlohe komme oder nicht, sei dahingestellt, die Empfehlung laute aber, sich nicht entgegenzusetzen, betonte der Bürgermeister. Anton Schönach (CSU) war nicht begeistert davon, sich in der „Energie-Hysterie“ etwas „aufdrücken“ zu lassen. Auch Klemens Jais (BP) würde eine Zustimmung der Gemeinde sehr kritisch sehen. Er zeigte sich sicher, dass eine Bürgerbewegung kommen werde. Windräder in den Bergen, „das macht doch keinen Sinn“, betonte Thomas Rechberg (CSU). Kölbl dachte an die Winter in Höhenlagen, dann werde Schnee an den Rotorblättern „bappen“ und diese beschweren.

Ob man weder zustimmen noch ablehnen könne, wollte Schönach wissen. „Müssen wir überhaupt was sagen?“ Er lasse sich auch „ungern bedrohen“, betonte Schönach mit Blick auf die angekündigte mögliche Privilegierung. Thomas Oswald (FWE) würde dafür votieren, „wenn wir sowieso nicht auskommen“.

Am Ende stimmte das Gremium aber nicht zu und lehnte auch nichts ab. Das Gremium nahm geschlossen den Sachverhalt zur Kenntnis. Ferner hielt man fest, dass es in der Gemeinde „bislang keine allgemeinen Überlegungen beziehungsweise Aktivitäten“ hinsichtlich der Errichtung von Windenergieanlagen gebe. Die Begründung: Eschenlohe sieht „wesentlich mehr Entwicklungspotential in der Wasserkraft“. Laufende Bauleitplanungen, die sich auf die Suchräume auswirken könnten, sind nicht vorhanden. Konkret weist das Gremium außerdem darauf hin, dass es in der Gemeinde einen großen Solarpark gibt. Die Kommune wünscht sich, dass bei Windenergie-Entscheidungen die gesamte regenerative Energieerzeugung, etwa aus Wasserkraftwerken und Solarparks, in der Region mitberücksichtigt wird. Bauten wie Wasserkraftanlagen stellten schließlich auch eine „in Anführungszeichen Belastung“ dar, betonte Kölbl.

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