Wird an der Kasse im Kochler „Trimini“ bald ein Euro mehr verlangt? Kochels Bürgermeister will die Erhebung des Kurbeitrags für die Gemeinde neu organisieren. Doch die Thermen-Chefs sind davon nicht begeistert.
Kochel am See - Die Ankunfts- und Übernachtungszahlen haben sich nach der Corona-Zeit in Kochel und Walchensee wieder gut erholt. Entsprechende Statistiken stellte Bürgermeister Jens Müller auf der Bürgerversammlung vor. 2024 verzeichnete die Region gut 65 000 Ankünfte und über 250 000 Übernachtungen. Diese Zahl liegt über dem Jahr 2019 (240 000 Übernachtungen), aber unter dem Spitzenjahr 2018 mit knapp 260 000 Übernachtungen und über 70 000 Ankünften. So gut diese Zahlen auch sind: „Die Übernachtungsdauer wird immer kürzer“, sagte Müller. Durchschnittlich bleibe der Gast dreieinhalb Tage. „Wir wollen ja volle Betten, aber gerne eine längere Verweildauer und weniger Anreiseverkehr.“
Kurbeitrag: Geld dient dem Tourismus
Müller hatte damals im Wahlkampf angekündigt, die Erhebung des Kurbeitrags von Tagesgästen zu reformieren, und im Herbst ein Konzept vorgelegt. Wie berichtet, soll ein Beitrag in Höhe von einem Euro (bislang waren es zwei Euro über den Parkautomaten) über die großen Tourismus-Betriebe Therme, Herzogstandbahn und Franz-Marc-Museum erhoben werden. Was ist daraus geworden? „Als Luftkurort müssen wir einen Beitrag erheben“, sagte Müller in der Bürgerversammlung. Das Geld dürfe nur zweckgebunden für den Tourismus verwendet werden. Der Kochler Kurbetrieb verzeichnete 2024 ein Defizit von 840 000 Euro.

Müller: Thermenverwaltung „muss noch überzeugt werden“
„Die Herzogstandbahn wird den Beitrag ab Frühjahr von den Gästen einfordern“, sagte Müller. Die Bergbahn verzeichnet rund 200 000 Gäste pro Jahr und gehört anteilig der Gemeinde. Die Kristallbäder AG, die die Therme betreibt, „müsse dagegen erst noch überzeugt werden“, so Müller. Es habe vor einigen Tagen ein Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden Gerd Bittermann und Günther Beckstein, Chef des Aufsichtsrats, gegeben, sagte Müller nach der Sitzung auf Anfrage unserer Zeitung. Die Therme habe 300 000 bis 350 000 Besucher im Jahr. Der Jurist Müller pocht darauf, dass die Therme nach dem bayerischen Kommunalabgabengesetz (KAG) eine Kuranstalt ist und deshalb die Anweisung auch für sie gilt, den Kurbeitrag zu erheben. Dazu hat er sich Rückendeckung beim Bayerischen Gemeindetag geholt. Für die Osterzeit sei ein erneutes Treffen geplant, sagt Müller. „Ich hoffe auf eine einvernehmliche Lösung.“ Mit der Leiterin des Franz-Marc-Museums will Müller in Kürze sprechen. Mit rund 50 000 Besuchern im Jahr sei es der kleinste Betrieb unter den drei großen touristischen Attraktionen.
Bürgermeister will Toiletten am See verbessern
Was Müller in diesem Jahr auch noch wichtig ist, ist die Verkleidung der mobilen Toiletten an den Seen. „Das gehört für mich zu einem durchdachten, smarten Tourismus“, sagte der Bürgermeister. „Ich möchte keine Plastiktoiletten in Seenähe. Dass das was kostet, ist es mir wert.“
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Der Rathauschef kam auch nochmal auf den „Megamarsch“ zu sprechen. Wie berichtet, wird dieser nach den Protesten aus Kochel im vergangenen Jahr heuer nicht mehr durch die Gemeinde führen. „Wir wollen nicht mega sein“, meinte Müller angesichts der Hinterlassenschaften wie Fäkalien und Markierungen. Nachdem unsere Zeitung darüber berichtet hatte, habe er allerdings Kritik von einem Hotelbetreiber bekommen, der von dem Marsch profitierte. Man könne es aber nicht allen recht machen, so Müller. Wenn die Gemeinde am 25. Mai das 125-jährige Bestehen des Schmied-von-Kochel-Denkmals feiere, solle der Betrieb gut eingebunden werden.