Günstiger und ohne Loch in Decke
Auf der Baustelle am südlichen Ortseingang von Berg ist ein Ende absehbar: Die 24 Reihenhäuser sollen im Frühjahr bezugsfertig sein. Der neue Bauträger, die Pro-Invest-Gruppe aus Ulm, die das Areal nach der Euroboden-Insolvenz übernahm, hat die Preise gesenkt.
Berg - Die 24 Reihenhäuser zwischen Schatzlgasse und Seeshaupter Straße in Berg waren von Anfang an umstritten: zunächst wegen ihrer besonders schmalen Form, dann wegen der Preise, die der Investor Euroboden verlangte, und zuletzt, weil Euroboden Insolvenz anmelden musste. Seit einem knappen Jahr wirkt nun die Ulmer Pro-Invest-Gruppe auf der Baustelle im Süden des Ortes. Die Schwaben haben die Preise gesenkt und wollen erst einmal für Vertrauen sorgen, indem sie die Bauarbeiten abschließen, wie Pro-Invest-Geschäftsführer Nicolai Staiger im Gespräch mit dem Starnberger Merkur sagt.
Staiger ist entspannt und auskunftsfreudig. „Jetzt kann ich deutlich leichter sprechen als noch vor zwei, drei Monaten“, sagt er. Das Ende der Baustelle, die neben Wohnraum viele Gemeinschaftsgimmicks, so genannte Add-ons – von Sauna, Fitnessraum und Gästewohnung über Fahrradwerkstatt, Partyraum und Kino bis hin zum Elektroboot – schafft, ist absehbar. Das wirkt immer noch sehr teuer. Staiger betont, man habe alles durchgerechnet und auch die knapp 20-prozentige Preisreduzierung eingeplant. „Sonst wären wir diese Verpflichtung nicht eingegangen“, sagt der Unternehmer. „Wir haben mit der Prämisse gekauft: Dieses Projekt kann nur funktionieren, wenn wir einen solchen Preisschnitt machen.“ Staiger will die Preispolitik von Euroboden nicht bewerten, räumt aber ein: „Die Euroboden-Preise waren fast überzogen.“
Während beim insolventen Investor Drei- bis Fünf-Zimmer-Reihenhäuser mit Wohnflächen zwischen 130 und 170 Quadratmetern zwischen 1,79 und 1,93 Millionen Euro lagen, verlangt Pro-Invest zwischen 1,39 und 1,69 Millionen Euro. Euroboden hatte eine Einheit verkauft, Pro-Invest inzwischen eine weitere. Der Verkauf einer weiteren sei in Vorbereitung, sagt der beauftragte Makler, Elmar Ruschak von Riedel Immobilien in München.

Für Staiger waren die Handwerker ein großes Thema. „Das Schmerzhafte bei einer Insolvenz ist, dass die Handwerker schon 50 Prozent geleistet haben, aber nur 25 Prozent bezahlt bekommen. Das können wir nicht ersetzen.“ Einige hätten weitergemacht, andere die Baustelle nicht mehr betreten wollen. „Die großen Schlüsselgewerke haben wir alle behalten“, sagt Staiger. Nur die Elektrik habe man neu vergeben.
Ein Musterhaus hatte Euroboden schon fertig, Pro-Invest hat nun ein weiteres abgeschlossen, in gefälligeren Farben und ohne Galerie. „Dafür muss man schon Design-Liebhaber sein“, sagt Staiger über das Euroboden-Musterhaus. Tatsächlich sind die dunklen Böden und die gemusterten, unruhigen Fliesen dem schmalen Schnitt der Häuser nicht zuträglich. Die Pro-Invest-Variante mit hellen Böden und gleichmäßigeren Flächen tut der Optik besser. Auch der Verzicht auf die Galerie – einem Durchbruch in der Decke zwischen Wohnzimmer und erstem Stock – lässt die Wohnzimmer in den nur 3,60 Meter breiten Häuser räumlicher wirken. „Wir haben das Projekt in einem Stadium übernommen, in dem alles unumkehrbar war“, sagt Staiger über den Schnitt der Häuser. „Ich würde es von null auf nicht so planen. Aber der Grundriss funktioniert. Auf dem Plan schaut alles sehr lang und schmal aus, aber das Raumgefühl ist da.“ Wenngleich es nicht mit dem ursprünglichen Preis zusammengepasst habe.

Bei den Add-ons hat der neue Bauherr nachgebessert. Die Gemeinschaftssauna hat nun eine Dusche, die künftigen Reihenhausbesitzer können für den Weg zum E-Boot in Leoni ein E-Golfcar. „Wir übernehmen für fünf Jahre die Finanzierung der Add-ons“, sagt Staiger. „Dann hat die Hausgemeinschaft Sicherheit, was die Kosten betrifft.“ Das sei ein ungewöhnlicher Schritt, räumt er ein. „Aber wenn die Besonderheiten erklärungsbedürftig sind, muss man Antworten haben.“ Ruschak geht davon aus, dass die Nebenkosten inklusive der Add-ons mit fünf Euro pro Quadratmeter zu Buche schlagen werden.
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Staiger und Makler Ruschak gehen davon aus, dass der Verkauf deutlich anzieht, wenn die Häuser erst einmal fertig sind. „Wir müssen Aufbauarbeit leisten“, macht Staiger deutlich: „Nichts ist schlimmer als ein Immobilienprojekt, das liegen bleibt.“ Ähnlich sah es die Gemeinde Berg, die froh war, das weitergebaut wurde.
Ruschak berichtet von einigen Interessenten. „Darunter sind sogenannte High Performer, aber auch Familien mit ein oder zwei Kindern und Pensionäre, soweit sie sich mit der Wendeltreppe anfreunden können.“ Die Add-ons würden verhalten aufgenommen, „weil man bis jetzt noch nicht so viel davon sieht. Am meisten zieht das Elektroboot.“ Um den Verkauf anzukurbeln, verspricht Ruschak einen Rabatt: „Die nächsten fünf Käufer bekommen zehn Prozent Nachlass. Wir müssen Zug reinbringen.“