52 Gehwege in Starnberg gesperrt: Bürgermeister schlägt neue Lösung vor

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Diese Treppe am Fernbergweg sollen Schulkinder wie der sieben Jahre alte Benedikt nicht mehr nutzen dürfen. Nicht nur seine Mutter Annette Wahlfels ist darüber erbost. © Andrea Jaksch

Die Empörung über die Sperrung von 52 Gehwegen in Starnberg hält an. Bürgermeister Patrick Janik strebt nun für diesen Winter eine Übergangslösung an, wie er am Freitag im Gespräch mit dem Starnberger Merkur erklärte. Vor allem die Schulwege sollen wieder frei begehbar sein.

Die Stadt Starnberg reagiert auf die Protestwelle wegen der gesperrten Gehwege. Bürgermeister Patrick Janik kündigte am Freitag gegenüber dem Starnberger Merkur an, das Thema in der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses des Stadtrats (Montag, 18. November, 18 Uhr, Schlossberghalle) erneut vorzulegen.

Dann wolle er vorschlagen, dass die Stadt in diesem Winter noch einmal den Winterdienst an den Kindergarten- und Schulwegen sowie ein bis zwei weiteren stark frequentierten Wegen, zum Beispiel der Brücke beim Kandler, übernimmt. Alle anderen Wege sollen gesperrt bleiben. Vom Winter 2025/26 an wolle er dann die Anliegerregelung einführen, wonach diese für den Winterdienst an allen 52 sogenannten beschränkt-öffentlichen Wegen zuständig sind, sagte Janik und betonte: „Wir sollten die Reaktionen der Bevölkerung berücksichtigen und noch einmal darüber reden.“

Seitdem der städtische Betriebshof aufgrund eines Stadtratsbeschlusses die Sperren aufgestellt hat, hat das Rathaus eine Welle der Empörung erreicht. Beispielhaft für viele Eltern von Kindergarten- und Schulkindern in Starnberg steht Annette Wahlfels. Ihr sieben Jahre alter Sohn Benedikt besucht die zweite Klasse der Grundschule an der Schlossbergstraße und nutzte auf seinem Schulweg – wie viele andere Schulkinder aus dem Wohngebiet rund um die Ottostraße – bislang zwei dieser beschränkt-öffentlichen Wege: die Treppenanlage am Fernbergweg und den Siebenquellenweg. Beide Verbindungen gehören zu den 52 Wegen, die die Stadt gesperrt hat. Wer sich daran hält, muss seitdem die Ottostraße entlang gehen, die keinen eigenen Gehweg hat, kurvig und schlecht einsehbar ist, zumal in der morgendlichen Dämmerung.

„Wie sollen die Kinder jetzt zu Fuß zur Grundschule gelangen?“

„Wie sollen die Kinder jetzt zu Fuß zur Grundschule gelangen?“, fragt Wahlfels. „Wir können die Kinder ja nicht die Ottostraße entlang schicken. Irgendwann landet da ein Kind vor einem Auto“, sagt die Juristin. Im Übrigen nutzten auch viele Fußball- und Tenniskinder der FT 09 den Fernbergweg. „Das ist völlig absurd. Die haben da überhaupt nicht nachgedacht“, sagt die Anwohnerin mit deutlicher Kritik Richtung Rathaus und Stadtrat. Ähnliche Kritik kommt auch aus anderen Teilen der Stadt, zum Beispiel von Eltern von Starnbergs größtem Kindergarten, St. Nikolaus, am Tannenweg.

Janik kann den Ärger verstehen. „Die Reaktionen sind nicht völlig überraschend“, sagte er. Das Grundübel sei ein älterer Beschluss des Stadtrats, den Winterdienst an diesen 52 Wegen nicht mehr an die Anlieger zu delegieren. Dabei habe das fünfzig Jahre lang funktioniert. Dann allerdings war es zu juristischen Problemen gekommen, die der Freistaat mittlerweile ausgeräumt hat. Eine Mehrheit des Stadtrats wollte den Anliegern trotzdem den Winterdienst nicht zumuten – obwohl es andernorts Usus ist, Gehwege freizuräumen. Mit der von ihm vorgeschlagenen Übergangslösung lasse sich dieser Malus beseitigen, sagte Janik. Wie viele der 52 Wege darunter fallen, werde gerade erarbeitet.

Dass der Stadtrat Anfang dieses Jahres dafür gestimmt habe, kein Geld mehr für diesen Winterdienst auszugeben und damit bis zu 70 000 Euro einzusparen, halte er dagegen nach wie vor für richtig, sagte der Bürgermeister, der sich in der Vergangenheit stets für die Anlieger-Regelung ausgesprochen hatte. Den vom FDP-Ortsverband geäußerten Vorwurf des „mangelhaften Managements“ wies er zurück. Wenn der Vollzug von Stadtratsbeschlüssen als Missmanagement gewertet würde, könne er das nicht ernst nehmen.

Annette Wahlfels hofft wie viele andere Eltern auf eine Änderung. „Wir haben hier oben für die Kinder leider keine Alternative, um zu Fuß zu gehen. Autos sind vor der Schule zu Recht unerwünscht. Und einen Bus gibt es hier oben nicht.“

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