Debatte um Obdachlosenunterkunft: Bürgermeister bietet BI Dialog an

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So ähnlich könnte die geplante Obdachlosenunterkunft in Eching laut der Gemeinde aussehen. Am Donnerstagabend wurde das Konzept erläutert. © Gemeinde

Auf große Resonanz stieß Echings Infoabend zur geplanten Obdachlosenunterkunft. Auch die Bürgerinitiative kam zu Wort. Am Ende stand ein Kompromiss.

Eching - Dass zum Start der dreistündigen Veranstaltung noch weitere Stühle aufgebaut werden mussten, überraschte auch Rathauschef Sebastian Thaler: „Dass so viele Anwohner kommen. . .“ Letztlich waren es um die 450, die am Donnerstag kamen. Und die stammten nicht nur aus dem in der Einladung angesprochenen Bereich östliche Kleist- und nördliche Goethestraße.

Vertreten war auch die Bürgerinitiative „Kein Containerdorf im Echinger Schrebergarten für Obdachlose“, die vor Versammlungsbeginn ihr „Positionspapier“ verteilte. Der Grund: Von der Verwaltung war dem Wunsch der von 650 Unterschriften unterstützten BI, ihre Standpunkte in einem Vortrag zu präsentieren, eine Absage erteilt worden. Doch das änderte sich noch: Bürgermeister Thaler genehmigte ein 15-minütiges Zeitfenster.

„Noah“ & „Hermann“ kennengelernt

Zuvor allerdings sprach Thaler selbst. Unterstützt von Simone Herrmann und Rassilo Winhart vom Katholischen Männerfürsorgeverein (für die soziale Betreuung der Wohnungslosen beauftragt) versuchte der Bürgermeister anhand des Definition des Begriffs Obdachlosigkeit und der Beschreibung von zwei Fällen in Eching – „Noah“, der ein Praktikum bei der Vhs macht, und „Hermann“, der als Aushilfe für die Gemeinde arbeitet –, den Anwohnern mögliche Ängste zu nehmen. Simone Herrmann: „Wir sprechen hier von Leuten, die nach Schicksalsschlägen keine Ressourcen und kein soziales Netz haben, das sie auffängt.“

Echings Bürgermeister bei der Infoveranstaltung im Bürgerhaus
Drei Stunden dauerte die von Bürgermeister Sebastian Thaler (r.) moderierte Info-Veranstaltung im Bürgerhaus zur künftigen Unterbringung von Obdachlosen in Eching. © Wilms

In der Alten Post (Bahnhofstraße) leben laut Thaler derzeit 17 Personen ohne Wohnsitz. Die geplante Unterkunft am nordöstlichen Ortsrand soll Platz für 30 Obdachlose bieten, bei Doppelbesetzung bis zu 44. Die Tendenz gehe dabei eher zu einer Container- als zu einer Modulbauweise. Der Bürgermeister wies außerdem darauf hin, dass es sich um eine Pflichtaufgabe der Kommune handle – und die Leute dort auch nicht gratis wohnen. Monatlich werden 7,96 Euro pro Quadratmeter fällig.

Dass man keine Unterkunft im Ortszentrum anbieten könne, begründete Thaler damit, dass die beiden möglichen, sich im Gemeindebesitz befindlichen Alternativen schlicht nicht nutzbar seien: Besagte Alte Post befinde sich in einem maroden Zustand und müsste kernsaniert werden, für den Huberwirt schräg gegenüber (Thaler: „Da wäre eigentlich alles da“) erhalte man von den Behörden wegen Brandschutzmängeln kein grünes Licht. Auch hier seien hohe Kosten im Millionenbereich fällig, wenn man sich zu einer Sanierung entschließen würde.

BI: „Wir sind politisch neutral“

Und dann kam die BI zu Wort, vertreten durch Adrian Marggraf (Anwohner), Jarek Jabawa (Kleingärtner) und Nicole Streidl (Kindergarten-Eltern), die vor zwei Wochen erstmals in Erscheinung getreten ist. Marggraf hob dabei hervor, dass es der Initiative (“Wir sind politisch neutral“) in der Debatte rein um den Standort gehe. Man befürworte „eine Erweiterung der Parkanlage und Kleingartenkultur“ im Echinger Norden, weshalb die Erholungsfläche Schrebergarten „kein geeigneter Standort für Wohnunterkünfte jeglicher Art“ seien. Obdachlose sollten „nicht in irgendein Eck“ abgeschoben werden. „Sie brauchen eine sozialverträgliche, sichere und menschenwürdige Unterbringung“, forderte er.

Adrian Marggraf, Sprecher der Echinger Bürgerinitiative
Für die BI am Mikro: Sprecher Adrian Marggraf. © Wilms

Mitstreiter wiesen in der Folge auf naturschutzrechtliche Belange und die Artenvielfalt in dem Gebiet hin, warnten vor der Entstehung eines möglichen „Brennpunkts“ und kritisierten die fehlende Einbindung der Bürger in die Planungen. Die BI ist sich sicher: „Die Alte Post ist der beste Standort zur Integration der Obdachlosen in der Gemeinde.“

Im Anschluss äußerten sich auch andere Besucher des Info-Abends – mal mehr, mal weniger einer Meinung mit der Gemeinde oder der Bürgerinitiative. So wurde Kritik daran laut, dass die Alte Post „so runtergewohnt wurde“, Zweifel an der Kostenkalkulation für die neue Unterkunft geäußert oder erneut eine „konkrete Standortüberprüfung“ gefordert.

Thaler kündigt weitere Bürgerversammlung an

Um kurz vor 21 Uhr, als sich der Saal bereits deutlich geleert hatte, versicherte Thaler der Bürgerinitiative: „Wir nehmen das alles mit.“ Nun werde zunächst nichtöffentlich im Gemeinderat darüber beraten und geprüft, was machbar sei. Bevor eine Beschlussfassung erfolge, sicherte Thaler eine weitere Bürgerversammlung zu.

Als Kompromiss zur Einbindung schlug der Gemeindechef vor, im Anschluss der internen Beratungen und vor einer öffentlichen Beschlussfassung in einen Dialog mit der BI-Spitze zu treten. Damit waren deren Vertreter einverstanden.

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