Die Pläne für eine neue Obdachlosenunterkunft im Norden Echings stoßen auf Widerspruch. Eine Bürgerinitiative macht mobil gegen das Vorhaben, konfrontiert Bürgermeister, Verwaltung und Gemeinderäte mit jeder Menge Kritik, Fragen und Forderungen. Der Sozialreferent verteidigt das Projekt.
Eching – Es rührt sich Widerstand: Nur wenige Tage nach dem Beschluss des Gemeinderats, auf einem Teil des Bauabschnitts 3 der geplanten Kleingartenanlage mittels Container eine neue Unterkunft für Obdachlose zu realisieren (wir haben berichtet), hat sich eine Bürgerinitiative gebildet. Ihr Name und ihr Ziel: „Kein Containerdorf im Echinger Schrebergarten für Obdachlose.“
Neben einem entsprechenden Anschreiben an die Gemeinde haben die Initiatoren und Unterzeichnenden einen neun Seiten umfassenden Fragenkatalog erstellt und am Freitag der Gemeinde übergeben. Offiziell überreicht werden sollen die Unterlagen am Dienstag im Rahmen der Gemeinderatssitzung an Bürgermeister Sebastian Thaler, der laut BI-Sprecher Adrian Marggraf dem Wunsch der Bürgerinitiative zur Einberufung einer Anwohnerversammlung zur Klärung der eingereichten Fragen nachkommen wolle.
Gegner stören sich am Standort
Im Anschreiben an die Gemeinde werden drei Punkte aufgeführt, die die BI bemängelt: Die Kleingärten seien „Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen – hier ist kein Platz für Beton, Container oder Lärm in den Abendstunden“, heißt es dort. Der ausgewählte Standort bedeute eine „Abschiebung aus der Dorfmitte an das Ende von Eching in ein Containerdorf ohne direkten Zugang zur Dorfgemeinschaft“. Und schließlich kritisiert man die „fehlende Einbindung der Bürger“ und fordert mehr Transparenz, da es vorab keinerlei Gespräche und keine Informationen gegeben habe.
Dass die neue Unterkunft für 50 Obdachlose ausgelegt ist, in der jetzigen Unterkunft in der Alten Post aber nur 15 Obdachlose leben, ist eine von schier unzähligen Fragen der BI. Wie man sicherstelle, dass keine Flüchtlinge in die neuen Container einziehen, will man wissen. Sorge hat man beispielsweise auch vor „Müllverschmutzung“ und wegen der eh schon verschärften Parksituation in diesem Gebiet. Fraglich sei auch, ob „mehrstöckige Container“ in das Landschaftsbild dieser Erholungsfläche passen. Vor allem auch die Auswahl des Standorts und mögliche Alternativen treiben die BI um: Ist die Alte Post wirklich so sanierungsbedürftig? Könne man nicht den Huberwirt sanieren? Biete nicht der Bürgerplatz zwischen ASZ und Rathaus „beste Voraussetzungen“? Sei es wirklich zumutbar, Obdachlose in so einem „dunklen Eck“ unterzubringen?
Schlechte Erfahrung mit „dunklen Ecken“
Denn mit „dunklen Ecken“ habe man schlechte Erfahrungen: So sei am Ende der Kleiststraße eine Gartenlaube verwüstet worden, habe es einen Selbstmord gegeben, fänden immer wieder Geld- und Drogenübergaben statt. Wolle die Gemeinde in Not geratene Mitbürger jetzt „auf einen Parkplatz setzen und sich selbst überlassen“? Und schließlich habe man es in der Umgebung nachweislich mit einer sinkenden Lebensqualität zu tun, was wiederum sinkende Immobilienwerte zur Folge habe.
Sozialreferent verteidigt die Pläne
Herbert Hahner (SPD), seines Zeichens Sozialreferent der Gemeinde Eching, verteidigt die Pläne der Gemeinde. Am jetzigen Ort habe es keinerlei Probleme mit der Nachbarschaft gegeben. „Wieso auch?“, so Hahners rhetorische Frage. Seien es doch „ganz normale Mitbürger, die eben in Not geraten“ seien. „Ich unterstelle, dass da völlig falsche Vorstellungen darüber herrschen, wer dieser Personenkreis ist“, sagte Hahner gegenüber dem FT. Und auch den Vorwurf mangelnder Transparenz kann er nicht nachvollziehen: Solle man mit allen Anwohnern von zehn untersuchten Standorten erst Gespräche führen, bevor man sich entscheide? Es sei schon ureigenste Aufgabe der Gemeinde und des Gemeinderats, eine solche Entscheidung zu treffen.