Auswirkungen durch Iran-Israel-Krieg: Das passiert, wenn der Iran die Straße von Hormus blockiert
Der Iran droht mit der Blockade der Straße von Hormus. Das könnte gravierende Folgen für die Weltwirtschaft und auch Deutschland haben.
Teheran/Berlin – Der militärische Konflikt zwischen Israel und dem Iran erreicht nach der US-Attacke auf drei iranische Atomanlagen eine neue Eskalationsstufe – und mit ihm gerät ein strategisch zentrales Nadelöhr der Weltwirtschaft in den Fokus: die Straße von Hormus. Laut Berichten des iranischen Senders Press TV hat das iranische Parlament einer Blockade der Meerenge bereits zugestimmt, wenngleich die endgültige Entscheidung beim Obersten Nationalen Sicherheitsrat liegt.
Auswirkungen durch Iran-Israel-Krieg: Das passiert, wenn der Iran Hormus blockiert
Dieser steht unter der Kontrolle des Obersten Führers Ali Chamenei. Der einflussreiche Revolutionsgardist und Abgeordnete Esmail Kosari erklärte gegenüber iranischen Medien, wie The Economic Times schreibt: „Für den Moment sind wir zum Schluss gekommen, dass wir die Straße von Hormus schließen sollten, aber die endgültige Entscheidung liegt beim Sicherheitsrat.“
Die politische Lage hatte sich dramatisch verschärft, nachdem die USA in der Nacht vom 21. auf den 22. Juni gezielte Luftschläge gegen wichtige iranische Atomanlagen durchgeführt hatten. Der Iran kündigte daraufhin Konsequenzen an. Vizeaußenminister Tacht-Rawantschi schloss laut n-tv.de jegliche Gespräche mit den USA oder Israel kategorisch aus: „Es macht überhaupt keinen Sinn, weiter zu verhandeln.“
USA warnen – China soll Iran zur Zurückhaltung bei Hormus-Blockade bewegen
Die USA reagieren mit diplomatischem und militärischem Druck auf die Drohung. Verteidigungsminister Marco Rubio forderte öffentlich China auf, den Iran von einer Blockade abzuhalten, da Peking stark auf Ölimporte aus der Region angewiesen ist, schreibt Reuters. Rubio sprach von einem „wirtschaftlichen Suizid“ des Iran und warnte: „Falls sie das tun, wäre das ein weiterer schwerer Fehler.“
Ökonomische Schwierigkeiten würden jedoch nicht nur den Iran treffen, sondern die gesamte Weltwirtschaft: Analysten von Goldman Sachs und Deutsche Bank sehen im Falle einer tatsächlichen Blockade ein realistisches Preisszenario von 120 bis 130 US-Dollar pro Barrel, so Die Zeit.
Globale Energieversorgung in Gefahr – Bedeutung der Straße von Hormus
Die Straße von Hormus ist eines der wichtigsten See-Nadelöhre weltweit. An ihrer engsten Stelle ist sie nur 33 Kilometer breit, mit einer Fahrrinne von lediglich rund drei Kilometern pro Richtung. Etwa 20 bis 25 Prozent des globalen Ölhandels und ein Drittel des weltweit gehandelten Flüssigerdgases passieren täglich die Meerenge, schreibt die Energy Information Administration (EIA), einer Behörde des US-amerikanischen Energieministeriums. Katar allein verschifft sein gesamtes LNG-Angebot – unter anderem für den europäischen Markt – durch diese Passage.
Eine Sperrung würde laut der Internationale Energieagentur (IEA) nicht nur kurzfristig das Angebot an fossilen Brennstoffen verknappen, sondern auch etwa 80 Prozent der globalen Reservekapazitäten unzugänglich machen, da sie im Persischen Golf konzentriert sind, konstatiert euronews. Eine Umleitung über alternative Pipelines wäre nur begrenzt möglich: Lediglich rund vier Millionen Barrel pro Tag könnten über andere Routen transportiert werden – deutlich weniger als die täglich rund 20 Millionen Barrel, die aktuell durch die Meerenge fließen.
Übersicht: Was möglicherweise passiert, wenn der Iran die Straße von Hormus blockiert?
Auswirkung | Direkt betroffen | Kurzfristige Folgen | Langfristige Folgen |
---|---|---|---|
Ölpreis (Brent) | Global | Anstieg auf 100–120 $/Barrel möglich | Risiko globaler Rezession |
Gaspreise (LNG) | Europa, Asien | Verknappung durch Ausfall von Katar | Intensiver Wettbewerb zwischen Regionen |
Heizölpreise in DE | Deutschland | Starker Preisanstieg in wenigen Tagen | Belastung für Haushalte, soziale Schieflage |
Industriekosten | EU, v.a. Deutschland | Anstieg der Produktionskosten | Gefahr für energieintensive Branchen |
Inflation | EU, Österreich, Deutschland | +1 bis +2 Prozentpunkte möglich | Rückschlag für EZB-Ziele |
Seefracht & Logistik | Global | Verzögerungen, Routenverlagerungen | Engpässe bei Import/Export |
Politische Folgen | Iran, USA, China | Verschärfung geopolitischer Lage | Mögliches Eingreifen weiterer Mächte |
Quellen: Die Zeit, oe24.at, euronews, eia.gov, t-online.de, ADAC, Berliner Morgenpost, DIHK, n-tv.de, The Economic Times
Deutschland wäre von Hormus-Blockade stark betroffen – Energiepreise, Inflation, Industrie
Auch für Deutschland hätte eine Blockade unmittelbare Auswirkungen. Schon jetzt beobachtet die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) die Lage mit Sorge. „Die deutsche Wirtschaft ist auf Energieimporte wie Öl und LNG angewiesen“, so DIHK-Außenwirtschaftsexpertin Melanie Vogelbach gegenüber der Berliner Morgenpost. Zwei Drittel der deutschen Exporte laufen über den Seeweg – sichere Schifffahrtsrouten sind also essenziell.
Die Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung warnt: „Insbesondere Niedrigeinkommensbezieher würden überproportional unter steigenden Sprit- und Heizkosten leiden.“ Auch der ADAC empfahl bereits vor einer Woche, jetzt noch die Tanks zu füllen, bevor es zu drastischen Preissteigerungen kommt.
Sollte Iran die Straße von Hormus abriegeln: Inflation könnte bis auf fünf Prozent steigen
Laut Ökonom Josef Baumgartner vom Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) könnte die Inflation beispielsweise in Österreich, heißt es auf oe24.at, auf bis zu fünf Prozent steigen – ähnlich dramatische Szenarien gelten auch für Deutschland. Die Gasreserven sind aktuell zudem nur zur Hälfte gefüllt, bemerkt Die Zeit.
Besonders hart würde eine Blockade die energieintensive deutsche Industrie treffen. „Hohe Energiepreise treffen vor allem die Metall- und Chemieindustrie“, warnt Philipp Lausberg, wiederum gegenüber der Zeit, vom European Policy Centre. Die Wettbewerbsfähigkeit der Branche sei durch hohe Produktionskosten ohnehin bereits geschwächt.
Militärisches Eskalationsrisiko – USA bereiten sich auf mögliche Hormus-Sperre vor
Militärisch bereitet sich die US-Marine auf eine mögliche Sperrung vor. Wie die New York Times berichtet, verfügt Iran aber über ausreichend Minen und operative Fähigkeiten, um die Meerenge kurzfristig zu blockieren. Im „Tankerkrieg“ der 1980er Jahre setzte Teheran bereits ähnliche Mittel ein. Die 5. US-Flotte ist mit vier Minenräumern in Bahrain stationiert, Einsatzpläne liegen bereit.
Allerdings warnt der ehemalige US-Kommandeur Kevin Donegan: „Eine Blockade würde auch Iran selbst hart treffen – insbesondere die Exporte nach China.“ Trotzdem sei Teheran unter zunehmendem Druck, sich angesichts der westlichen Luftangriffe strategisch zu behaupten.
Iran droht mit Blockade der Straße von Hormus: Strategisches Risiko mit globaler Sprengkraft
Ob der Iran seine Drohung umsetzt, bleibt offen. Die Drohung ist nicht neu – doch diesmal ist der Kontext ein anderer: massive Luftschläge gegen Nuklearanlagen, eine faktische Kriegsbeteiligung der USA und ein totales Scheitern diplomatischer Kanäle.
Der Iran könnte die Straße von Hormus als letztes Druckmittel einsetzen – wissend, dass dies weltweite ökonomische Schockwellen auslösen würde. Für Deutschland, das trotz Energiewende weiterhin stark auf fossile Importe angewiesen ist, wäre eine Eskalation eine absolute Konjunkturbremse.
Die Bundesregierung beobachtet die Lage und steht beispielsweise mit Reedereien im Austausch. Die Straße von Hormus – eng, verwundbar, geopolitisch überladen – droht zur Zündschnur einer weltweiten Energiekrise zu werden. (chnnn)