„Trump hat Krieg entfacht!“ – Medwedew warnt nach US-Schlag gegen den Iran vor Eskalation
Nach dem US-Angriff auf Iran warnt Medwedew: Die Atomwaffenproduktion geht weiter – Trump habe einen neuen Krieg entfesselt.
Moskau – Mit scharfer Rhetorik hat Russlands Ex-Präsident und heutiger Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, auf die jüngsten US-Angriffe auf iranische Atomanlagen reagiert. Der für seine regelmäßigen Schimpftiraden und Beleidigungen bekannte Putin-Loyalist zeichnet ein düsteres Bild der Folgen und erhebt schwere Vorwürfe gegen US-Präsident Donald Trump: Die militärische Operation habe nicht nur ihr Ziel verfehlt, sondern die Lage im Nahen Osten beziehungsweise im israelisch-iranischen Krieg massiv verschärft.
Medwedew fällt Urteil über Trumps Angriffe gegen Iran
„Was haben die Amerikaner mit ihrem nächtlichen Angriff auf drei Ziele im Iran erreicht?“, fragt Medwedew in einem Beitrag auf seinem Telegram-Kanal – und liefert in zehn Punkten eine Abrechnung: „Die kritische Infrastruktur des nuklearen Zyklus wurde offenbar gar nicht oder nur leicht beschädigt. Die Urananreicherung – und man kann jetzt direkt sagen: die künftige Produktion von Atomwaffen – wird weiterlaufen.“
Medwedew sieht durch den US-Schlag eine gefährliche Eskalation angestoßen. Die iranische Führung sei gestärkt worden, das Volk schare sich in seltener Geschlossenheit um die spirituelle Elite, selbst frühere Gegner des Regimes stellten sich nun hinter die Führung. Die israelische Bevölkerung sei, fährt er auf Telegram fort, durch Gegenschläge in Panik, während die USA in ein neues militärisches Abenteuer hineingezogen würden, das mit einer Bodenoffensive enden könne.
Medwedew kritisiert USA und Trump nach Angriff auf Teherans Atomanlagen
„Trump, der als Friedensstifter ins Weiße Haus kam, hat einen neuen Krieg für die USA begonnen“, schreibt Medwedew weiter. Und in ironischem Ton und mit Blick auf entsprechende Bestrebungen des US-Präsidenten fügt er hinzu: „Mit solchen Erfolgen wird Trump nicht einmal mit der ganzen Käuflichkeit dieser Auszeichnung den Friedensnobelpreis gewinnen.“
Auch die russische Regierung stellt sich entschieden gegen die US-Aktion. Das Außenministerium in Moskau erklärte laut verschiedener Medienberichte, die Luftschläge seien ein „eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen“. Besonders beunruhigend sei, dass ein ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates einen souveränen Staat angegriffen habe.

„Mehrere Staaten bereit, Iran mit Atomwaffen zu versorgen“ – Medwedew warnt vor Konsequenzen
Medwedews Einschätzung geht noch weiter: In seinem Telegram-Statement behauptet er, dass nun „eine Reihe von Ländern bereit sei, dem Iran direkt Atomwaffen zu liefern“. Konkrete Staaten nennt er nicht, doch die Andeutung ist brisant – zumal der iranische Außenminister Abbas Araghtschi noch am Sonntag seine Reise nach Moskau ankündigte, um dort Präsident Wladimir Putin zu treffen, wie das Portal Moneycontrol berichtet.
Die russische Regierung sei bereit, in der Krise zu vermitteln, heißt es aus dem Kreml. Zugleich bekräftigt Medwedew seine Kritik an der doppelten Standards des Westens. „Warum ist es für Tel Aviv in Ordnung, aber nicht für Teheran?“, fragt er mit Blick auf Israels nicht deklariertes Atomwaffenarsenal.
In einem Vorschlag, der bereits in früheren Jahren unter dem Begriff „Zero Option“ diskutiert wurde, fordert er die vollständige nukleare Abrüstung beider Staaten unter Kontrolle der UNO und der IAEA. „Natürlich werden sie das verweigern. Und keine Schläge werden helfen – zu hundert Prozent“, schrieb Medwedew.
Russland und Iran: Zwischen strategischer Nähe und gegenseitigem Misstrauen
Aspekt | Fakten & Einschätzungen |
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Formelle Kooperation | Im Januar 2025 unterzeichneten beide Staaten ein 20-jähriges Partnerschaftsabkommen – inklusive militärisch-technischer Zusammenarbeit |
Militärische Hilfe | Iran lieferte Russland Drohnen für den Ukrainekrieg. Russland gibt dafür Technologie zurück – jedoch keine strategischen Waffensysteme. |
Keine Beistandspflicht | Anders als das russische Abkommen mit Nordkorea enthält das Abkommen keine militärische Beistandsklausel für den Iran. |
Charakter der Beziehung | Die Kooperation ist pragmatisch, transaktional und asymmetrisch – kein echtes strategisches Bündnis. |
Zielsetzung | Beide Staaten wollen den westlichen Einfluss schwächen und die regelbasierte Ordnung ablösen. |
Begrenzte wirtschaftliche Tiefe | Gemeinsame Projekte wie der INSTC bestehen, aber Investitionen und Handelsvolumen bleiben begrenzt. |
Misstrauen auf beiden Seiten | Historisch gewachsenes Misstrauen prägt die Beziehung. |
Geopolitische Spannungen | Russland pflegt gute Beziehungen zu Irans Rivalen Israel, Türkei und Saudi-Arabien – zum Unmut Teherans. |
Regionale Konkurrenz | Im Nahen Osten und Südkaukasus verfolgen Moskau und Teheran oft konkurrierende Interessen. |
Fazit | Die Partnerschaft ist eine Allianz der Not, kein Bündnis der Loyalität – getrieben vom Wunsch, dem Westen zu schaden, nicht einander zu helfen. |
Quellen: Internationale Politik, tagesschau.de, Die Zeit, New York Times.
Trump nennt Luftschlag „historischen Erfolg“ – Iran spricht von begrenztem Schaden
Während Moskau warnt, feiert Trump den Angriff als vollen Erfolg. Über seine Plattform Truth Social ließ der US-Präsident verlauten, alle eingesetzten B-2-Bomber seien sicher zurückgekehrt, die Operation gegen die iranischen Nuklearanlagen in Fordo, Natans und Isfahan sei „äußerst erfolgreich“ gewesen. Trump sprach von einem „historischen Moment“ und forderte Iran auf, nun Friedensverhandlungen zuzustimmen.
Teheran reagiert zurückhaltend – zumindest öffentlich. Der iranische Parlamentsabgeordnete Mannan Raeisi erklärte, die Schäden an der geheimen Anlage in Fordo seien „nicht gravierend“, trotz eines kurzzeitigen Feuers. Auch der iranische UN-Botschafter sprach, berichtet der israelische Nachrichtensender i24News, von „illegalem amerikanischem Angriff“ und kündigte eine Beschwerde beim Sicherheitsrat an.
Internationale Angst vor Flächenbrand – Russland warnt vor „unverantwortlicher Eskalation“
Weltweit wächst die Sorge, dass die Angriffe den Nahen Osten in einen offenen Krieg stürzen könnten. Der Kreml warnte, dass direkte US-Beteiligung „den gesamten Nahen Osten in Brand setzen“ könne. Das Vorgehen sei ein „schwerer Fehler“ und bringe „die gesamte Region in eine neue Eskalationsstufe“, wird ein Kreml-Sprecher vom Business Standard zitiert.
Russlands Außenministerium forderte die IAEA und den UN-Sicherheitsrat auf, umgehend zu reagieren, um „konfrontative Schritte“ zu unterbinden und den diplomatischen Prozess wieder aufzunehmen.
Donald Trump wollte mit einem präzisen Militärschlag das iranische Atomprogramm stoppen – doch zumindest laut Russland, das seine Zusammenarbeit mit dem Iran seit Beginn des Ukraine-Kriegs deutlich intensiviert hat, hat er damit genau das Gegenteil erreicht. Die nuklearen Ambitionen Teherans, so Medwedew, dessen Land erst im Januar eine 20-jährige strategische Partnerschaft mit Teheran vertraglich festgelegt hatte, seien ungebrochen, und die geopolitische Lage ist gefährlicher denn je. (chnnn)