West-Panzer verloren: Ukraine greift in Russland an – und gerät in „brutalen Hinterhalt“

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Schmerzhafter Verlust: Die Ukraine operiert in ihrem Vorstoß auf die russische Region Kursk auch mit deutschen Marder-Schützenpanzern. Einen davon soll sie jetzt verloren haben; daneben auch schwedische sowie US-Schützenpanzer. (Archivbild) © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB

Die Ukraine ist Russland wohl in eine Falle getappt und hat wertvolle Waffen verloren. Allerdings scheint sich der Krieg auch bei Kursk festzufahren.

Weseloje – Man werde sich um die ukrainischen „Banditen“ auf russischem Territorium kümmern, wird Wladimir Putin zitiert. Anfang September hatte der russische Diktator im Rahmen einer Veranstaltung einer Schule in Russland klargestellt, dass er den Angriff der Ukraine in Kursk doch ernst zu nehmen gedenke; das legte die Moscow Times nahe. Möglicherweise könnten die ukrainischen Streitkräfte nahe Kursk tatsächlich mit ihrem Latein ans Ende gekommen sein, wie unbestätigte russische Quellen nun unterstellen.

Wie das Magazin Forbes berichtet, soll die Ukraine vergeblich versucht haben, russische Truppen in die Zange zu nehmen. In diesem Zusammenhang seien deren Einheiten offenbar in einen, wie Forbes schreibt, „brutalen Hinterhalt“ der Russen geraten und hätten wertvolle westliche Kampffahrzeuge verloren. „Natürlich müssen wir uns mit diesen Banditen auseinandersetzen, die in das Territorium der Russischen Föderation, insbesondere in die Region Kursk, eingedrungen sind und versucht haben, die Lage in den Grenzgebieten zu destabilisieren“, sagte Putin, laut Moscow Times Anfang September.

Falle zugeschnappt: Ukraine wollte Tausende Soldaten Russlands einschließen

Das ist jetzt offenbar geschehen. Mehrere Schützenpanzer sollen die ukrainischen Kräfte eingebüßt haben. Damit scheint eine Mitte September begonnene Operation nach vier Wochen ihr blutiges Ende gefunden zu haben. Im Rahmen einer zweiten Invasions-Spitze etwa 30 Kilometer westlich des Hauptvorstoßes von Kursk bei Nowy Put hatten ukrainische Truppen offenbar das ehrgeizige Ziel verfolgt, „Truppen nach Osten zum Hauptvorsprung zu drängen und potenziell Tausende russischer Soldaten zwischen den ukrainischen Invasoren und der Grenze einzuschließen“, wie Forbes-Autor David Axe aktuell berichtet.

„Wenn es einen Trostpreis für die frustrierten Ukrainer gibt, dann ist es die Tatsache, dass die Russen auf der Straße zwischen Weseloje und Gluschkowo ebenfalls Probleme haben.“

Die motorisierten Truppen seien unterwegs gewesen mit deutschen Marder-Schützenpanzern, schwedischen CV90, US-amerikanischen Strykern sowie Stridsvagn 122 – dem schwedischen Pendant zum deutschen Leopard 2-Kampfpanzer. Der Hinterhalt habe die ukrainischen Truppen wohl auf der Hauptstraße zwischen Weseloje und Gluschkowo erwischt. Wie Forbes erfahren haben will, hätte die russische 106. Luftlandedivision dort in Deckung gelegen und Minen ausgebracht.

Aufgrund dieses Hindernisses sollen die vorrückenden ukrainischen Kräfte in das Feuer von Artillerie, Panzerabwehrraketen und Drohnen gelangt sein. Nach den Quellen von Forbes hätten die Russen den von der Ukraine begonnenen Vorstoß vom 20. September sowie die darauffolgenden Angriffe damit vorerst oder endgültig zurückgeschlagen. „Ein Drohnenvideo, das die 106. Luftlandedivision diese Woche veröffentlichte, zeigt 15 oder 16 zerstörte ukrainische Fahrzeuge, darunter einige der besten Kampffahrzeuge der Ukrainer: ein oder zwei CV90, einen Marder und einen Stryker aus den USA“, schreibt Axe.

Trotz der Westpanzer: Vormarsch der Ukraine in Russland scheinbar ins Stocken geraten

Insofern scheint nach wochenlangen erbitterten Kämpfen der Vorschoß der Ukrainer auf den Feldern südlich der Stadt Weseloje, wenige Kilometer nördlich von Nowy Put, zum Halten gezwungen worden zu sein. Anfang August war die Ukraine mit nennenswerten Kräften – etwa bis zu 5.000 Mann aus bis zu acht verschiedenen Brigaden – in die russische Region Kursk eingedrungen und hatte binnen kurzer Zeit gegen überraschte russische Truppen rund 1.000 Quadratkilometer russischen Bodens unter ihre Kontrolle gebracht.

Mitte September startete eine separate ukrainische Truppe mit mehreren Kompanien oder Bataillonen eine zweite Invasion – sie durchbrach die russisch-ukrainische Grenze bei Nowy Put, rund 30 Kilometer westlich des Hauptvorsprungs von Kursk. Die Ausrüstung der mechanisierten ukrainischen Brigaden scheint der dort stattfindenden Operation eine herausgehobene Bedeutung zu verleihen. Kompanien beziehungsweise Bataillone der 21. und 47. Mechanisierten Brigaden mit CV90-Schützenpanzern und der 95. Luftangriffsbrigade mit Marder und Stryker-Fahrzeugen hätten sich, laut Forbes, dem 225. Angriffsbataillon und dem 501. Marinebataillon angeschlossen und die Kräfte gen Weseloje und Gluschkowo verstärkt.

„Dies sind einige der besten Brigaden und Bataillone der ukrainischen Streitkräfte“, so David Axe; trotz dessen ist der Vormarsch der Ukraine offenbar ins Stocken geraten.

Vermeintlicher Skandal: Deutsche Marder in ukrainischen Diensten auf russischem Territorium

Ende August hatte es für einen Skandal gesorgt, dass die Ukraine ihren Vorstoß nach Kursk teilweise mit deutschen Marder-Panzern unternommen hatte. „Gemeinsam sind wir der Überzeugung, dass die Ukraine das völkerrechtlich verbriefte Recht hat, sich gegen Angriffe zu wehren. Dazu kann sie auch die dafür gelieferten Waffen in Übereinstimmungen mit ihren internationalen rechtlichen Verpflichtungen einsetzen; auch die von uns gelieferten“, hatte Deutschlands Regierungssprecher Steffen Hebestreit Ende Mai gesagt. Laut Aussagen von Völkerrechtlern reiche das Recht zur Verteidigung durchaus über territoriale Grenzen hinweg; und auch der Ursprung der eingesetzten Waffen spiele höchstwahrscheinlich keine Rolle.

Letztendlich sprach die russische Nachrichtenagentur Tass von drei „Marder“-Panzern auf russischem Gebiet – und von Kampfpanzern, die aussahen wie der deutsche Leopard 2. Allerdings scheinen die in Kursk eingesetzten Panzer eher Bergepanzer Wisent gewesen zu sein – also Fahrzeuge, die auf dem gleichen Fahrgestell wie der Kampfpanzer basieren, aber lediglich den Unterstützungstruppen zuzuordnen und an keinem Gefecht direkt beteiligt sind.  Dass in Kursk auch Leopard-1-Kampfpanzer der Ukraine zerstört worden sein sollen, wurde zwar behauptet, aber nirgends bestätigt.

Allerdings scheint das aktuelle Kriegsgeschehen nahe Kursk den realen Kriegsverlauf widerzuspiegeln – jedenfalls laut den Gedanken von Martin Stanton. Der ehemalige US-Oberst schreibt für das Small Wars Journal der Arizona State University, dass die russische Seite in ihren Abwehrbemühungen stärker werde und die Ukraine tatsächlich an das Ende ihrer Möglichkeiten komme: Ihnen würden schlichtweg die Kräfte fehlen, um die Front entweder in die Breite zu ziehen oder in der Tiefe vorwärts zu schieben.

Mögliches Ende bei Kursk: Der Ukraine fehlt vielleicht die Kraft zu weiterer Offensive

Der im Irak-Krieg kampferprobte Ex-Soldat behauptet, den Ukrainern fehle generell die Auswahl an Ressourcen für weit greifende Operationen – zumal auf fremdem Territorium, wie er im Small Wars Journal schreibt, und vergleicht das mit der letzten großen Schlacht des Zweiten Weltkriegs, als der Krieg bereits längst entschieden war: „Die Ukrainer haben möglicherweise alles, was sie vernünftigerweise hätten tun können, in diese Offensive gesteckt, in der Hoffnung auf ein militärisches/politisches Ergebnis – eine Art ukrainische Version der deutschen Ardennenoffensive im Dezember 1944“.

Forbes-Autor David Axe sieht in der vermeintlichen Niederlage in diesem Gefecht noch keine Vorentscheidung. Offenbar ist die Hauptstraße das Nadelöhr für beide Kriegsparteien. Ab Mitte Oktober beginnt die Rasputiza („Wegelosigkeit"), während der aufgrund des fortwährenden Regens die Landschaft außerhalb der befestigen Straßen verschlammt und für Fahrzeuge unpassierbar wird. Solange den Ukrainern die Hauptstraße zwischen den Siedlungen versperrt ist, liegt auch ein Ausbau des Kursker Frontvorsprungs in unerreichbarer Ferne.

Auf der Straße und den umliegenden Feldern zählt Forbes allerdings ebenso viele zerstörte russische Fahrzeuge wie ukrainische – die Gefechte arten offenbar auch in dieser Front in einen zähen Abnutzungskrieg aus, wie Axe behauptet. Gegenangriffe der 106. Luftlandedivision oder anderer Fallschirmjägerverbände Russlands hätten das Schicksal mit den ukrainischen Angreifern geteilt – und seien von Raketen, Artillerie und Drohnen getroffen worden. „Wenn es einen Trostpreis für die frustrierten Ukrainer gibt, dann ist es die Tatsache, dass die Russen auf der Straße zwischen Weseloje und Gluschkowo ebenfalls Probleme haben.“

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