„Können uns den Weg im Notfall nicht freischneiden“: Wegen Rettungsweg müssen zwei Bäume gefällt werden

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Der Baum vor dem Mehrfamilienhaus an der Karlstraße (im Bild), gegenüber der Rathauspassage wird gefällt, genauso wie ein weiterer Baum am Rathausplatz. © Wolfgang Schörner

Ein zwölf Meter hoher Silberahorn an der Karlstraße gegenüber der Rathauspassage und eine Zehn-Meter-Robinie am Rathausplatz müssen gefällt werden. Das hat die Stadt Penzberg angekündigt. Die Bäume, so die Begründung, stehen im Weg, falls die Feuerwehr die Drehleiter aufstellen und bei den Hochhäusern löschen muss.

Die Stadt gab vor kurzem bekannt, dass sowohl ein Silber-Ahorn vor der Fassade eines Mehrfamilienhauses an der Karlstraße 18 als auch eine Robinie am Rathausplatz vor dem Gebäude „Karlstraße 22“ gefällt werden müssen. Bei drei Feldahorn, die ganz in der Nähe im Innenhof des Mehrfamilienhauses „Sigmundstraße 11 und 11a“ stehen, sollen zudem die Baumkronen halbiert werden. Begründet wird dies mit der bayerischen Bauordnung, wonach Feuerwehrzufahrten und Aufstellflächen ständig freizuhalten sind. Auf Nachfrage hieß es, dass die Bäume voraussichtlich im Herbst gefällt werden.

Ausgangspunkt war ein rund 50 Jahre alter Plan

Dass es dazu kommt, ist quasi dem Zufall geschuldet. Ausgangspunkt war der rund 50 Jahre alte Bebauungsplan für das Quartier. Er soll geändert werden, um die Aufstockung der ehemaligen Stadtbücherei am Rathausplatz zu ermöglichen. Ordnungsamtsleiter Joachim Bodendieck erklärte, dass in dem Zusammenhang untersucht worden war, wie die Baustelle eingerichtet werden kann. Dabei sei bemerkt worden, dass der Innenhof hinter der Bücherei wegen der darunter liegenden Tiefgarage nicht mit schweren Fahrzeugen befahren werden kann. Was nicht nur für Baustellen-Fahrzeuge, sondern auch für die Feuerwehr gelten würde. Daraufhin, so Bodendieck, habe man sich das ganze Quartier näher angeschaut, ob der alte Plan den heutigen Gegebenheiten entspricht und die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen überall hinkommt und ihre Drehleiter aufstellen kann. Das geschah mithilfe eines Fachbüros.

„Aber wir sind auf andere Probleme gestoßen“

Laut dem Ordnungsamtsleiter kam heraus, dass die Feuerwehr die Häuser hinter der Bücherei von einer anderen Stelle erreicht. Dafür gab es eigens eine Stellprobe. „Aber wir sind auf andere Probleme gestoßen“, so Bodendieck. Und dies betraf die fünf Bäume, von denen nun zwei gefällt und drei zurückgeschnitten werden sollen. Sie stehen auf Feuerwehrzufahrten und Aufstellflächen.

Stadtratsmitglied und ehemaliger Feuerwehrkommandant Christian Abt (CSU) stellte dazu in der jüngsten Bauausschusssitzung klar, dass es dabei nicht um Wünsche der Feuerwehr gehe, sondern um gesetzliche Vorschriften. Daran könne man nicht rütteln. Bei den Aufstellflächen gehe es um vorbeugenden Brandschutz, was Aufgabe der Kommune sei. Außerdem, so Abt: Man dürfe nicht erwarten, dass sich die Feuerwehr im Notfall mit der Motorsäge den Rettungsweg erst freischneidet. In einer Stellungnahme der Feuerwehr heißt es, fälle man den Baum erst im Einsatzfall, würde immer noch der Baumstumpf ein Hindernis für die Abstützung der Drehleiter darstellen.

Ersatzpflanzungen im Innenstadtbereich

Ludwig Schmuck (CSU) sagte, es sei immer schwierig, Bäume wegzuschneiden, „aber Menschenrettung geht vor“. Martin Janner (PM) erklärte, dass der Rettungsweg natürlich gewährleistet sein müsse, er bat aber darum, dass die Situation dem Bauausschuss noch einmal gezeigt wird. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) sagte, dies sei „nichts, was man sich bei der Feuerwehr ausdenkt, das sind Maßgaben der Bauordnung, über die man nicht diskutieren kann“. Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung, geeignete Ersatzflächen für Neupflanzungen vorwiegend im Innenstadtbereich und auf städtischen Grundstücken auszuwählen.

„Rückschritt im Kampf für den Erhalt von (Alt-)Bäumen“

Die städtische Baumkontrolleurin hatte zuvor gewarnt, dass die Feldahorne im Innenhof nicht dauerhaft erhalten werden können, wenn die halbe Krone entfernt würde. Es handle sich um wertvolle Bäume mit Schutzfunktion für Klein- und Kleinstlebewesen. Die Fällung der Robinie am Rathausplatz (von der Karlstraße aus gesehen die erste in der linken Reihe vor der Hausfassade) würde zudem das Gesamtbild zerstören und den Erholungsfaktor verringern. In einer weiteren Stellungnahme der Stadtverwaltung hieß es, der Wegfall von zwei Bäumen werde das Stadtbild erheblich verändern. Nachdem bereits Bäume an der Sigmundstraße gefällt wurden, sei „dies ein weiterer Rückschritt im Kampf für den Erhalt von (Alt-)Bäumen und somit Abkühlung und Eingrünung im Innenstadtbereich“.

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