Im Photo- und Video-Center ist am 31. März Zapfenstreich

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Sie sagen leise „Servus“: Werner Knoll (links) und Jürgen Kastl schließen nach 35 Jahren, dann ist für das Photo- & Video-Center Zapfenstreich. © Hans-Helmut Herold

Wer hat nicht mal im Photo- & Video-Center (PVC) in Schongau einen Film entwickeln oder von sich ein Portrait-Foto erstellen lassen? Von den Passbildern ganz zu schweigen. Wem wurden nicht bei Schwierigkeiten mit dem PC an Ort und Stelle die Probleme gelöst? Bei Werner Knoll, Helmut Salver und Jürgen Kastl fand der Kunde 35 Jahre lang immer kompetente Ansprechpartner. Ende März ist damit Schluss.

Schongau – Egal bei welchem Event oder welcher Feier etwas in Bild und Ton festgehalten werden sollte, auf das PVC-Team war immer Verlass. „Geht nicht, gab’s nicht“, kann man es zusammenfassen. Am 31. März werden Werner Knoll und Jürgen Kastl in der Münzstraße 15 die Lichter und Lampen ihres Fotostudios ausschalten. Dann ist Zapfenstreich.

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Viele Kunden können sich gar nicht mehr an die Anfangsjahre erinnern. Bei einem Glas Abschiedssekt plaudern Knoll und Kastl aus dem Nähkästchen. „Ich kam wie die Jungfrau zum Kind“, erzählt Knoll über seinen Einstieg in die Fotografie. Nach der Schule bekam er vom Arbeitsamt drei Vorschläge für eine Lehrstelle. „Elektriker, Verkäufer im Supermarkt oder im Fotoladen“, waren die Angebote. Für das Letztere entschied sich Knoll und begann 1981 bei „Fotoni“ in Landsberg die dreijährige Ausbildung.

Gegen Ende der Lehre bekam Knoll immer wieder Besuch von einem Kunden, der großen Wert auf Fachberatung legte. Später entpuppte sich dieser als Peter Repper, der damals schon in Schongau das bekannte Foto-Geschäft führte. Repper stellte Knoll sofort nach der Lehre ein. Sieben Jahre lang war Knoll bei Foto Repper die gute Seele der Fotografien.

Das Geschäft von Rudolf Gigl übernommen

Als 1990 der bekannte Schongauer Fotograf Rudolf Gigl verstarb, fragte Knoll bei der Ehefrau nach, ob er den Laden in der Weinstraße 10 weiterführen könnte. „Ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt, wenn alles im Sinne meines Mannes weitergehen würde“, so die Antwort der Witwe. Die Chance für Knoll, ein eigenes Geschäft zu führen. Er übernahm den Laden mit all dem Warenbestand. Am 31. März 1990 war große Eröffnung.

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Knoll setzte sofort auf neue Techniken in der Farbfotografie und eröffnete das erste Stundenlabor. „Das war ganz neu, das hatte hier noch keiner, das ging ab wie eine Rakete“, erinnert sich Knoll. Wurde ein Farbfilm vom Kunden gebracht, konnte dieser die Bilder schon nach einer Stunde abholen. Der „japanische Zauberkasten“ schlug ein wie eine Bombe. Besonders stolz war Knoll, dass er jedes Negativ von Hand ausgefiltert hat. Absolute Qualität. „Das ging nur, weil mir mein Schwiegervater Helmut Salver vom ersten Tag an vor allem im Verkauf zur Seite stand“, lobt Knoll. Und setzt nach, dass er es ohne dessen Hilfe nicht geschafft hätte.

Am 31. März 2000 wechselte Knoll in die Münzstraße 15 und eröffnete dort den Canon-Shop. „Das Schnelllabor ging natürlich mit und hat noch bis 2005 beste Dienste geleistet“, so Knoll. Dann kam ab 2005 die Digitalfotografie auf den Markt, „und der Film war tot“. Knoll setzte ab dann mehr auf die Reparatur von Computern.

Ab 2004 ist Jürgen Kastl dabei

Konnte er auch locker, denn ein treuer Kunde von ihm war bei ihm als Fotograf und Bildbearbeiter mit eingestiegen. Es wr Jürgen Kastl, der viele Teile der alten Ausrüstungen aus dem Fundus von Rudolf Gigl aufkaufte. Als Knoll merkte, dass auch Kastl ein eigenes Geschäft eröffnen will, bot er ihm eine Mitarbeiterschaft an. „Da ich wusste, dass Jürgen ausgezeichnete Fotos macht, war mir lieber, er sitzt mit mir in einem Boot, als dass er mir zur Konkurrenz wird“, so ein lachender Knoll. Ab 2004 ist Jürgen Kastl mit im Boot.

Im Gegensatz zu Knoll hatte Kastl schon mit zwölf Jahren mit der AGFA-Pocket-Kamera seiner Oma experimentiert. „Alles auf Dia-Film“, betont Kastl. Was man sich heute in Zeiten der Digitalfotografie überhaupt nicht mehr vorstellen kann. „Ich bin mit dem Radl von Windach nach Schondorf gefahren, um den Dia-Film einzukaufen“, erzählt Kastl. Dann hat er seine 36 bis 38 Bilder geschossen und den Film wieder nach Schondorf zum Entwickeln gebracht. Drei Tage später konnte er diesen wieder abholen. Alles per Rad.

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Kastl machte sich schnell einen Namen. Von Familien- über Hochzeitsfotos bis zu Modell-Shootings deckte er eine große Palette der Fotografie ab. Er begleitete auch Sportler bei Turnieren, um dann die Bilder vor Ort sofort an den Mann zu bringen. Großen Wert legte Kastl auch auf die Bild- und Nachbearbeitung. Auch hier hat sich viel geändert. War der Kunde lange mit den Ausdrucken oder Abzügen von Bildern zufrieden, legt er jetzt nur noch Wert auf die Daten.

So ist bei Werner Knoll der Entschluss gereift, nach 35 Jahren sein Geschäft zu schließen. Kastl wird der Fotografie treu bleiben. Nicht mehr im gleichen Stil, „aber auf den Auslöser werde ich bei faszinierenden Motiven immer noch drücken“.

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