Invasion verläuft „sehr schlecht“: Ultranationalist Girkin schimpft über Putins Krieg
Kreml-Gegner Girkin meldet sich aus dem Gefängnis. Er bemängelt Wladimir Putins Kriegsführung und die fehlenden Soldaten im Ukraine-Krieg.
Moskau – Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 läuft der Krieg für Russlands Präsident Wladimir Putin anders als erhofft. Die Verluste auf der russischen Seite sind hoch, einen großen Fortschritt konnte die Putin noch nicht erzielen. Das sieht auch Igor Girkin, ein ehemaliger Oberst des russischen Geheimdienstes FSB und Putin-Kritiker. Er bezeichnete Russlands Invasion in der Ukraine als „sehr schlecht“.
Nationalist Girkin kritisiert Putins Krieg: Invasion läuft „sehr schlecht“
Der inhaftierte frühere Separatist Girkin kritisierte in einem Brief aus seiner Gefängniszelle, der laut Newsweek am Donnerstag (10. Januar) auf seinem Telegram-Kanal veröffentlicht wurde, die Kriegsführung Putins. Er betonte, dass den Streitkräften Soldaten fehlen würden. Großangriffe könnten ohne eine Mobilisierung nicht aufgenommen werden. „Es wird noch keine Mobilisierung geben – ganz sicher bis zu den ‚Wahlen‘“, so Girkin in seinem Brief. „Sie werden versuchen, ‚Lücken in den Reihen‘ und neue Einheiten auf Kosten von Gefangenen und Vertragssoldaten zu schließen“, mutmaßte er.

„Das bedeutet wiederum, dass wir im Frühjahr niemanden und nichts haben werden, mit dem wir angreifen können (und wenn die Mobilisierung im Frühjahr nicht durchgeführt wird, wird es niemanden im Sommer geben)“, fügte Girkin hinzu. Seit langem ist bekannt, dass Russland im Ukraine-Krieg viele schlecht ausgebildete Soldaten an die Front schickt und dass die schlechte Ausbildung unter anderem ein Grund für die hohe Anzahl an russischen Verlusten ist.
Trotz Haft: Nationalist Girkin kandidiert bei den russischen Präsidentschaftswahlen 2024
Eine weitere Mobilmachung wie 2022 schließt Putin aus, wie er im Dezember bei seiner traditionellen Fragestunde für Bürger und Journalisten zum Jahresende ankündigte. Dennoch wächst die Angst vor einer weiteren Mobilmachung in der Bevölkerung. Nur einen Monat zuvor kündigte Putin an, bei den russischen Präsidentschaftswahlen im März 2024 teilzunehmen. Auch der nationalistische Girkin hatte seine Kandidatur angekündigt. Dieser wurde jedoch nach mehreren kritischen Online-Beiträgen über Putin im Juli wegen „öffentlicher Aufrufe zum Extremismus“ festgenommen. Im Dezember begann sein Prozess hinter verschlossenen Türen.
Girkin über Putins Kriegsführung: „Eine breite Offensive nicht geplant“
Im Jahr 2022 wurde Girkin, auch unter dem Pseudonym Strelkow bekannt, vom niederländische Strafgericht wegen des Abschusses des Passagierflugzeugs der Malaysia Airlines (MH17) über der Ukraine verurteilt. Girkin hatte den Befehl zum Abschuss der Maschine gegeben, durch den 298 Menschen starben. Bei der Urteilsverkündung war er nicht anwesend.
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„Eine breite Offensive (der Rhetorik nach zu urteilen) ist nicht mehr geplant – alles ist darauf ausgerichtet, in der Defensive zu ‚warten‘, bis die Ukraine von selbst auseinanderfällt oder zu Verhandlungen übergeht“, so Girkin. In dieser Zeit werde die Ukraine an Stärke gewinnen, wie er weiter schrieb. „Ich persönlich habe keinen Zweifel daran, dass sie es ‚noch einmal versuchen‘ werden“, fügte der Putin-Kritiker hinzu. „Und es ist keine Tatsache, dass es so mittelmäßig und erfolglos ist wie das erste Mal. Sie wissen immer noch, wie man lernt, aber hier haben wir die gleichen Idioten an der Spitze“, schlussfolgerte er mit Blick auf die ukrainische Gegenoffensive im Sommer 2023, die die gesetzten Ziele nicht erreichen konnte. (vk)