Boris ist Lehrer an einer Grundschule – aus einem Grund will er nicht verbeamtet werden
Boris Kunofski ist seit Januar 2024 als Lehrer an einer Berliner Grundschule tätig. Der 40-Jährige entschied sich für einen beruflichen Neuanfang als Quereinsteiger, nachdem er zunächst im Marketing tätig war. Er konnte sich eine Schule aussuchen und absolviert parallel zum Unterricht sein Referendariat. Auch wenn er als Deutsch-, Mathe- und Sachkunde-Lehrer glücklicher ist, will er auf keinen Fall verbeamtet werden, verrät er der Wochenzeitung "Die Zeit".
Wie eine Verbeamtung familiäre Verhältnisse umkrempeln kann, zeigt ein Fall aus Indonesien.
Quereinstieg als Lehrer: Auch Boris muss Hausaufgaben machen
Auch wenn sein Arbeitspensum hoch sei, liebe Boris seinen neuen Job. In der Wochenzeitung beschreibt er seinen Arbeitstag als Quereinsteiger so: Zu 13 Stunden Unterricht pro Woche kommen elf Stunden Seminare plus Unterrichts-Vor- und -Nachbereitung.
Außerdem muss der Referendar Hausaufgaben erledigen und für Prüfungen büffeln. Trotzdem bliebe ihm genug Zeit für einen Mittagsschlaf, den Boris auch nötig habe.
Lehrer rechnet vor: Beamter sein lohnt sich – deshalb will er es trotzdem nicht
Finanziell ist der Lehrer laut der "Zeit" mit seinem Bruttoeinkommen von 3635 Euro monatlich, ergänzt durch 128 Euro Hauptstadtzulage, sehr zufrieden. Davon blieben ihm 2493 Euro netto, etwa so viel wie bei seiner vorherigen Tätigkeit im Marketing. Seine größten Ausgaben, hinter Wohnen und Lebensmitteln, tätigt Boris für Versicherungen. Von den insgesamt 413 Euro fließen 370 Euro in zwei private Altersvorsorgepläne.
"Das hat auch damit zu tun, dass ich als Lehrer auf keinen Fall verbeamtet werden möchte. Ich finde dieses Zwei-Klassen-System ungerecht und will es nicht unterstützen", sagt er der Wochenzeitung.

Rente vs. Pension in Zahlen: Staatsdiener haben es deutlich besser im Alter
Boris' Entscheidung, nicht verbeamtet zu werden, ist für den Lehrer mit deutlichen finanziellen Nachteilen im Alter verbunden. Ein Vergleich von Rente und Pension zeigt: Beamte sind eindeutig besser gestellt als Angestellte.
- Pensionshöhe: Beamte erhalten deutlich höhere Altersbezüge als Rentner. Seit Januar 2023 liegt das durchschnittliche Ruhegehalt bei 3240 Euro brutto monatlich, mit einer geplanten Erhöhung auf rund 3600 Euro. Rentner hingegen bekommen im Schnitt deutlich weniger – Männer etwa 1373 Euro, Frauen nur 832 Euro.
- Versorgungsniveau: Beamte profitieren von einem höheren Prozentsatz ihres letzten Gehalts bei ihrer Pension. Während das Rentenniveau bei Arbeitnehmern bei 48,15 Prozent liegt, erhalten Bundesbeamte durchschnittlich 65,6 Prozent und Berufssoldaten sogar 69,8 Prozent. Einige Beamte erreichen den Höchstsatz von 71,75 Prozent.
- Mindestversorgung: Beamte haben Anspruch auf eine garantierte Grundpension. Diese lag 2022 bei rund 1866 Euro brutto monatlich und ist nicht mit der Grundrente vergleichbar, bei der es sich um einen staatlichen Zuschuss von maximal 460 Euro zu niedrigen Renten handelt. Für die Mindestpension genügen in der Regel fünf Dienstjahre, während Rentner mindestens 33 Beitragsjahre für einen Anspruch auf Grundrente benötigen.
- Gesamtbezüge: Pensionäre erhalten über die Jahre deutlich mehr Geld als Rentner. Bei einer Bezugsdauer von 15 Jahren summieren sich die Altersbezüge eines Beamten auf rund 580.860 Euro, während ein Rentner auf etwa 268.950 Euro kommt. Der Unterschied beträgt über 311.000 Euro.
- Zusatzvorsorge: Alle Arbeitnehmer können (und müssen) ihre Rente durch private Maßnahmen verbessern. Möglichkeiten sind die Riester-Rente mit staatlichen Zuschüssen, die betriebliche Altersvorsorge mit Arbeitgeberbeteiligung und Investitionen in Aktien oder ETFs. Diese Optionen helfen, die Versorgungslücke im Alter zu schließen.
- Schwieriger Vergleich: Laut dem Innenministerium hinkt dieser Vergleich jedoch. Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland dient als Grundsicherung und wird häufig durch betriebliche Altersversorgung ergänzt, während Pensionen bereits diese beiden Säulen der Altersvorsorge abdecken. Außerdem sind die Einkommensverläufe von Beamten und Arbeitnehmern zunehmend unterschiedlich, was den Vergleich ihrer Altersbezüge erschwert.
Bessere Noten, schlechtere Leistung
Vielen Lehrern macht heutzutage das sinkende Niveau der Klassen zu schaffen. Ein Lehrer fand dafür im Schutze der Anonymität auf der Internetplattform Reddit deutliche Worte: "Meine Liebe zum Unterrichten ist heute gestorben."
Diese Aussage steht im Kontrast zu immer besseren Noten: Heute erreichen drei- bis viermal mehr Schüler einen Schnitt von 1,0 bis 1,9. Dies ordnet der Lehrerverband gegenüber der dpa so ein: "Benotungen sind auch immer von der Relation innerhalb der Gruppe abhängig, heterogene Leistungen in einer Gruppe führen dazu, dass Leistungen, die vor 20 Jahren gut waren, heute als sehr gut eingeschätzt werden. Der Maßstab verschiebt sich."