Rückkehrwelle nach Russland? Westliche Firmen wollen zurück – deutsche Autobauer im Fokus
An westlichen Geschäften mit Russland gibt es immer wieder starke Kritik. Offenbar bietet das Land jedoch attraktive Bedingungen – auch für deutsche Firmen.
Moskau – Im Falle, dass der Ukraine-Krieg endet, könnten westliche Firmen nach Russland zurückkehren. Wladimir Putin sagte Mitte März 2025, westliche Unternehmen seien willkommen, nach Russland zurückzukehren. Moskau führe Gespräche hinter verschlossenen Türen, um einigen von ihnen die Rückkehr zu erleichtern. Doch würden diese Firmen tatsächlich in Russland profitieren?
Vorteile für Russlands Wirtschaft – Rückkehr nach Russland böte sich für deutsche Autobauern an
Eine Rückkehr nach Russland schließen Experten zumindest nicht aus. Der Markt mit seinen fast 150 Millionen Bürgern sei viel zu interessant, um sich auf Dauer zu verabschieden, sagte der Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), Vasily Astrov, der Deutschen Presse-Agentur.
Gerade für deutsche Autokonzerne, die bis 2022 in Russland Fabriken betrieben hätten, böte sich das an. „Aktuell stammt in Russland die Hälfte aller Neuwagen aus China“, sagt Astrov. Neben deutschen Marken wie VW, Mercedes-Benz und BMW hatten auch Hersteller aus Frankreich, Japan und Südkorea erhebliche Marktanteile.

Die Zahl der Firmen, die Russland wegen des Kriegs und der Sanktionen verlassen hätten, werde meist überschätzt, so der Experte. Nur zwölf Prozent der vor dem Ukraine-Krieg in Russland tätigen ausländischen Firmen hätten das Land komplett verlassen. Das gelte vor allem für manche große Konzerne. „Die mittelständischen Unternehmen sind eher geblieben, machen davon aber wenig Aufhebens“, sagte Astrov.
Wenn der Ukraine-Krieg endet – Rückkehr nach Russland? Putin macht es Firmen nicht leicht
Zu bedenken sei dabei, dass Russland den Abschied ausländischer Firmen schon bald erschwert und spätestens seit Herbst 2024 weitere besonders hohe Hürden eingeführt habe. Auch für die etwaige Rückkehr deuteten sich nun Bedingungen seitens Moskau an.
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Das unabhängige russische Onlinemedium The Bell zweifelt an einer Rückkehr westlicher Firmen nach Russland. Russland habe in den letzten Jahren die Tätigkeit ausländischer Unternehmen erheblich erschwert. Es gebe ein System zur Klassifizierung von befreundeten und unfreundlichen Staaten und Beschränkungen für den Abzug von Kapital.
Zudem hatte Putin selbst verlauten lassen, dass eine Rückkehr nach Russland für bestimmte Firmen schwierig werden könnte. Putin sagte Mitte März 2025, er respektiere Unternehmen, die weiterhin mit Russland zusammenarbeiten, vertrete aber eine andere Auffassung gegenüber jenen, die beim Ausstieg „trotzig die Tür zuschlagen“.
Trotz Ukraine-Krieg führen westliche Firmen Geschäfte in Russland
Trotz Ukraine-Kriegs sind westliche Unternehmen in Russland geblieben oder führen ihre Geschäfte zumindest weiter. So produziert der Schokoladenhersteller Ritter Sport ausschließlich in Deutschland, beliefert Russland jedoch noch immer mit Gütern. Auch Unternehmen aus Amerika halten an ihren Geschäften mit Russland fest.
Durch ihre Geschäfte befeuern die Unternehmen durch Steuern die Staatseinnahmen des Kreml. Allein Unternehmen aus den USA haben 2023 Steuern in Höhe 1,2 Milliarden US-Dollar gezahlt, wie aus einer Auswertung der Kampagnengruppe B4Ukraine und der Kyiv School of Economics (KSE) aus Januar 2025 hervorgeht, die Newsweek vorliegt.
„Es ist absolut beschämend, dass amerikanische Unternehmen sich entschieden haben, in Russland zu bleiben und Putins barbarischen Krieg in der Ukraine zu subventionieren“, sagte Michael McFaul, Professor für Politikwissenschaft an der Stanford University und früherer US-Botschafter in Russland, Newsweek.
Westliche Firmen befeuern Russlands Wirtschaft durch Steuern
Einige Firmen, wie Ritter Sport, haben sich gegen die Kritik gewehrt und fühlen sich an den Pranger gestellt. „Es war eine sehr harte Entscheidung, aber wir würden sie wieder so fällen. Der Krieg Russlands ist ein gewaltiges Unrecht. Aber es geht bei uns um Schokolade, und gegen Lebensmittel gab und gibt es keine Sanktionen. Es ist in Ordnung, dass Schokolade an jeden verkauft wird“, sagte Ritter-Sport-Gesellschafter Moritz Ritter gegenüber der Zeit.
Sanktionen gegen Russlands Wirtschaft – was sie für westliche Firmen bedeuten
Die EU hat im Rahmen ihrer Wirtschaftssanktionen eine Reihe von Einfuhr- und Ausfuhrbeschränkungen gegen Russland verhängt. Dies bedeutet, dass europäische Unternehmen bestimmte Erzeugnisse nicht nach Russland verkaufen können (Ausfuhrbeschränkungen) und dass russische Unternehmen bestimmte Erzeugnisse nicht in die EU verkaufen dürfen (Einfuhrbeschränkungen).
Von den Ausfuhr- und Einfuhrbeschränkungen ausgenommen sind Erzeugnisse, die in erster Linie für den Verzehr bestimmt sind, sowie gewisse Erzeugnisse für den Gesundheits-, Pharma-, Nahrungsmittel- und Agrarbereich, um der russischen Bevölkerung nicht zu schaden. Eine Strafe gegen die Ausfuhr von Lebens- oder Gesundheitsmitteln gibt es also nicht. (bohy)