Britischer Ex-Armeeminister folgt Macrons Vorschlag: Truppen in der Ukraine – aber nicht an der Frontlinie
Schon jetzt bilden westliche Staaten ukrainische Rekruten aus. Jedoch nicht in der Ukraine. Macron forderte, Unterstützung vor Ort nicht auszuschließen. Aus UK kommt nun Zustimmung.
London – Über Truppen aus Großbritannien in der Ukraine wurde in der Vergangenheit viel spekuliert. Nicht zuletzt nach dem geleakten Gespräch deutscher Bundeswehr-Offiziere. Großbritannien hat die Entsendung von Truppen in die Ukraine jedoch bislang abgelehnt. Der ehemalige Minister für die britischen Streitkräfte James Heappey forderte von Großbritannien, diese Haltung zu überdenken, berichtete Sky News.
In der Debatte, die Frankreichs Präsident Macron mit seinem Vorstoß angestoßen hat, die Möglichkeit, Truppen in die Ukraine zu entsenden, nicht auszuschließen, hat sich Heappey damit positioniert.
Wie auch Macron bezieht sich der ehemalige britische Minister dabei allerdings nicht auf den direkten militärischen Einsatz der Soldaten. Im Interview mit Sky News forderte er vielmehr, britische Soldaten zu Ausbildungszwecken der ukrainischen Streitkräfte zu entsenden.

Bis zu seinem Rücktritt im Oktober 2022 war Heappey Minister der britischen Streitkräfte. Er betonte, dass es für die Sicherheit Europas entscheidend sei, die Ukraine im Krieg mit Russland zu unterstützen. Neben der möglichen Notwendigkeit, westliche Truppen in die Ukraine zu entsenden, betonte Heappey auch die Bedeutung von Waffenlieferungen. Großbritannien und die westlichen Verbündeten forderte er auf, das Ausmaß der Waffenlieferungen zu erweitern.
Ehemaliger britischer Minister über Soldaten für die Ukraine: Keine Truppen an die Front
Macrons Vorschlag unterstütze der ehemalige britische Minister, erklärte er gegenüber Sky News: „Einige der Dinge, die Macron kürzlich vorgeschlagen hat, verdienen meiner Meinung nach wirklich Beachtung“. In die Nähe der Front solle man keine Truppen entsenden, ergänzte Heappey im Interview. Es sei darauf zu achten, den Ukraine-Krieg nicht zu einem Krieg zwischen Russland und er Nato werden zu lassen. Die Entsendung von Truppen, sei für ihn jedoch „eine Überlegung wert“, sagte der Ex-Militärminister.
Spekulation über britische Truppen in der Ukraine nach Bundeswehr-Leak
Britische Truppen haben im Kontext des Ukraine-Kriegs bereits im Februar für Spekulationen gesorgt, nachdem eine Besprechung ranghoher Bundeswehroffiziere abgehört und geleakt wurde, in der die Rede von britischer Unterstützung in der Ukraine „am Boden“ war.
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Ein Sprecher von Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak sagte bereits im Februar öffentlich, dass „eine geringe Anzahl an Kräften zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte“ im Land gewesen sei. Als Reaktion auf Macrons Vorstoß sagte er, Großbritannien habe darüber hinaus „keinerlei Plänen für einen großangelegten Militäreinsatz“, berichtete Tagesschau.
UK als einer der wichtigsten Ukraine-Unterstützer: Sicherheitsabkommen bis zu Nato-Beitritt
Das Sicherheitsabkommen, das Sunak im Januar mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vereinbart hat, enthalte einem Bericht der Zeit zufolge Bereiche wie Cybersicherheit, die militärische und medizinische Ausbildung und Kooperation in der Rüstungsproduktion sowie das Teilen geheimdienstlicher Erkenntnisse. Das Abkommen solle so lange in Kraft sein, bis die Ukraine der Nato beitreten könnte. Maximal gelte es allerdings für zehn Jahre.
Großbritannien hat bereits kurz vor dem russischen Angriffskrieg Panzerabwehrwaffen in die Ukraine geschickt und hat als erster westlicher Staat Kampfpanzer an die Ukraine geliefert. UK gehört zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland.
Putin warnt Nato-Staaten: Russland habe Waffen, „die Ziele auf ihrem Territorium treffen können“
Russlands Präsident Putin warnte die westlichen Staaten in der Vergangenheit eindringlich davor, Truppen auf das Gebiet der Ukraine zu entsenden. Zu Macrons Vorschlag, den sowohl die USA, Deutschland und Großbritannien damals deutlich abgelehnt haben, sagte er in seiner Rede zur Lage der Nation im Februar: „Westliche Nationen müssen erkennen, dass wir auch Waffen haben, die Ziele auf ihrem Territorium treffen können“.
Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte zuletzt bekräftigt, dass es keine Pläne dafür gebe, Nato-Truppen in der Ukraine einzusetzen. Der polnische Außenminister, das Verteidigungsministerium Lettlands und auch Norwegens Außenministerin schlossen die Möglichkeit nicht mehr aus, zumindest den Diskurs über die mögliche Truppenentsendung offenzuhalten. Keine der Forderungen beinhaltete jedoch die direkte militärische Konfrontation mit Russland, sondern die Unterstützung des ukrainischen Militärs durch westliche Einheiten im Hintergrund.
„Operation Interflex“: UK und 12 Partner bilden Ukrainerinnen und Ukrainer für den Krieg aus
In Großbritannien gibt es bereits Ausbildungsprogramme für ukrainische Rekruten, wie die „Operation Interflex“. Die Ausbildungs-Operation ist zwar in Großbritannien stationiert, wird jedoch durch 12 internationale Partner unterstützt, darunter Kanada, Norwegen und Schweden.

Am Freitag (12. April) hat das britische Verteidigungsministerium auf der Plattform X geschrieben, dass durch Operation Interflex über 34.000 ukrainische Rekruten ausgebildet worden seien. Im Dezember 2023 berichtete der Sunday Telegraph, der britische Verteidigungsminister Grant Shapps habe gesagt, Großbritannien ziehe in Erwägung, die Ausbildung näher an oder in die Ukraine zu verlegen. (pav)