Putins Plan für 2024: Start ins Jahr wird für Ukraine schwierig – wie es weitergehen könnte
Die Ukraine und Russland stehen vor dem dritten Kriegsjahr. Putin hegt weiter Angriffspläne und die Ukraine erlebt ein Jahr des Durchhaltens und der Verteidigung.
Frankfurt – Im Februar 2022 begann Russlands Präsident Wladimir Putin den Angriffskrieg auf die Ukraine. Mehr als 22 Monate später ist an der 500 Kilometer langen Front im Osten und Süden der Ukraine noch kein Ende des Blutvergießens in Sicht. Der Ausgang bleibt weiter ungewiss – doch Putin hegt Pläne für das Jahr 2024 und zeigt sich nach Rückschlägen wieder selbstbewusster.
Das erste Jahr im Ukraine-Krieg verlief für Putins-Armee mit vielen Niederlagen ernüchternd. Doch mittlerweile sieht der Kreml-Chef die Initiative wieder bei seinen Truppen: Die Hilfe für die Ukraine aus dem Westen scheint zu bröckeln, Wolodymyr Selenskyj werden offenbar die Soldaten knapp und Russland überzieht das Nachbarland bereits früh im Jahr mit verheerenden Angriffen. Ein schwieriger Start ins neue Jahr für die Ukraine. „Der Friede wird kommen, wenn wir unsere Ziele erreicht haben“, sagte Putin auf seiner Jahrespressekonferenz im Dezember.

Militärexperte warnt im Ukraine-Krieg: „2024 könnte Jahr der Entscheidung werden“
Eines steht wohl bereits am Jahresanfang fest: Die Ukraine erwartet ein Jahr des Durchhaltens und der Verteidigung. Dies bestätigte auch der Militärexperte Carlos Masala, Professor an der Universität der Bundeswehr in München. Doch er sieht auch einen Hoffnungsschimmer für die Ukraine. Nämlich dann, wenn der Westen in der Mitte des Jahres Maßnahmen ergreift, „um eine dauerhafte und nachhaltige Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte mit Munition, Ersatzteilen, Kurzstreckenraketen etc. sicherzustellen.“ Erst danach könne es für die Ukraine wieder bergauf gehen, sagte Masala der Bild.
Doch der Militärexperte aus München schlägt auch Alarm: „Sollte dies jedoch ausbleiben, dann könnte 2024 zu einem Jahr der Entscheidung werden, in dem die Ukraine nicht in der Lage sein wird, die Frontlinie zu halten.“
Zugleich steht die Ukraine wohl beim Versuch der Rückeroberung vieler ihrer Gebiete vor Problemen. Bundeswehr-Generalmajor Christian Freuding schilderte der Süddeutschen Zeitung zuletzt massive Befestigungen der russischen Armee: Einige Gebiete seien „in einem Maße vermint und mit Sperren versehen sind, wie wir das in diesem Umfang wohl noch nicht gesehen haben“. Bei einer Sperre „von bis zu zehn Kilometern Ausdehnung“ seien übliche taktische Ansätze schlicht „unmöglich“.
Putins Russland will auch 2024 Eroberungen machen
Putins Ziele im Krieg sind indes klar: Er möchte Russlands Grenzen an mehreren Stellen erweitern. Auch im neuen Jahr wird er wohl alles daran setzen, diesem Ziel näherzukommen. Der Kreml-Chef betonte zuletzt abermals, dass Russland kein Interesse am Westen der Ukraine habe. Putin möchte mit dem Angriffskrieg aber andere Gebiete zurückerobern, darunter zählen zum Beispiel folgende Regionen:
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- Donezk-Kriwoi Rog
- Odessa
- Taurida (Krim)
Mögliche Angriffspläne auf Nato-Territorium verwies Putin zuletzt als „Unsinn“ ins Reich der Fabel. Immer wieder deutlich machte der Kreml-Chef aber auch, dass es Verhandlungen mit der Ukraine nur zu Russlands Bedingungen geben werde. Putin versicherte in seiner Neujahrsansprache, dass sein Land „niemals“ zurückweichen werde. Russland habe seine Interessen 2023 „hart verteidigt“, sagte er am Sonntag in seiner Rede zum Neuen Jahr. Die Ukraine erwähnte er dabei nicht explizit.
Kein Kriegsende in Sicht: „Zu Waffenstillstand und Frieden wird es 2024 nicht kommen“
Dass die Ukraine auf Waffenlieferungen der USA angewiesen ist, meinte auch Militärfachmann Nico Lange, Forscher bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Gespräch mit der Bild. Mit Waffenlieferungen hätte die Ukraine im Frühjahr 2024 dann wieder eine Chance, Russland im Süden des Landes zu vertreiben.
Ohnehin sei nicht mit einem schnellen Ende der Kämpfe zu rechnen, erklärte der ukrainisch-amerikanische Experte Mark Temnycky dem Portal newsweek.com. „Solange sich die Umstände nicht ändern, ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Krieg 2024 enden wird“, sagte er. Die Mehrheit der Menschen in der Ukraine glaube weiterhin, dass das Land den Krieg gewinnen werde: „Und sie werden keinen anderen Ausgang akzeptieren als den vollständigen Abzug der russischen Kräfte aus dem Territorium der Ukraine.“
Putins Pläne und Trump: Droht der Ukraine ein „Desaster“ aus den USA?
Veränderte Umstände scheinen auf mittlere Sicht gleichwohl durchaus möglich. Ausschlaggebend für den Verlauf des Ukraine-Krieges ist auch die Präsidentschaftswahl 2024 in den USA, wie Lange betonte: „Zu Waffenstillstand und Frieden wird es 2024 aber höchstwahrscheinlich nicht kommen können, da Putin mindestens so lange den Krieg weiterführen wird, bis das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen feststeht.“
Andere Experten sprechen bereits von einem möglichen „politischen Desaster“: Es gebe Anzeichen dafür, dass die kurz- bis mittelfristige Strategie Russlands darin bestehe, „in der Ukraine so lange auszuharren, bis eine Trump-Präsidentschaft den Stecker der lebenswichtigen Militärhilfe zieht“, analysierte das Magazin Foreign Policy kurz vor dem Jahreswechsel. (Denise Dörries/fn)