Bürgermedaille für Inge Jooß: „Mir fällt immer etwas ein“

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Viele Ideen für ein besseres Miteinander: Auch mit kleinen Aktionen wie den Weihnachtsgrußkarten, die 2021 gestartet wurden, setzt Inge Jooß im sozialen und kirchlichen Leben neue Akzente. © THOMAS PLETTENBERG

Als rettenden Engel beschrieb Bürgermeister Gerhard Braunmiller seine Stadtratskollegin Inge Jooß (SPD), die beim Neujahrsempfang der Stadt Miesbach mit der Bürgermedaille ausgezeichnet worden war.

Seit Jahrzehnten umfasse ihr ehrenamtlicher Einsatz die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Migranten und Senioren. Dabei verbinde sie christlich-soziales Handeln mit politischem Einsatz.

Tatsächlich sind es die beiden Bereiche Kirche und Soziales, in denen sich die 76-Jährige bewegt. Dort sind ihre Themen breit gestreut. „Gerade das Soziale ist ein großes Feld“, stellt die ehemalige Lehrerin fest, die an der Realschule in Miesbach Deutsch, Geschichte sowie – natürlich – Religion und Sozialwesen unterrichtet hat.

Als Referendarin nach Miesbach

Ihrem Beruf ist es zu verdanken, dass ihr Weg als Referendarin nach Miesbach führte. „Damals war die Realschule eine neue Schulart mit einer neuen Ausbildung“, erzählt Jooß. Entsprechend rar waren Lehrer. Sie bekam hier den Zuschlag, wenn sie drei Punkte akzeptieren würde: Sozialwesen unterrichten, eine Theatergruppe leiten und eine Klasse mit 40 Schülern übernehmen. Jooß nahm an. 1972 fing sie hier zu arbeiten an, 1978 zog die Familie direkt nach Miesbach.

SPD als erste Station

Das mit den Ehrenämtern begann 1979, als sie dem SPD-Ortsverein beitrat. Ihr Lehrerkollege und späterer Bürgermeister Hans Schuhbeck hatte gesagt: „Geh mit zur SPD.“ 1980 kam die katholische Pfarrgemeinde hinzu, in der die Lehrerin Familiengottesdienste mitgestaltete, Kommunion- und Firmgruppen begleitete sowie Fortbildungen durchführte. In dieser Zeit gründete die Katholikin einen ökumenischen Besuchsdienst im Seniorenheim.

Vielfältiges Engagement

1989 gehörte Jooß zu den Mitbegründern des Arbeitskreises Asyl. 1996 wurde sie in den Stadtrat gewählt, wo sie als Kulturreferentin fungierte und aktuell Integrationsbeauftragte ist. Dazwischen immer wieder Projekte wie das Kindertheater „Die Theatermäuse“, Aktionen wie der Krippenweg und Begegnungsfeste sowie Ausstellungen über starke Frauen, die Bücherverbrennungen und das Ende des Zweiten Weltkriegs.

Erwachsen ist ihr Engagement aus Beruf und Kirche. „Ich war als Mädchen schon Jugendleiterin“, erklärt sie. Aufgewachsen sei sie in Starnberg. „Aber nicht in einer Villengegend“, wie sie betont, „sondern in einer einfachen Proletarierfamilie.“ Was sie schon in ihrer Jugend ausgezeichnet hat: „Mir fällt immer etwas ein.“

„Ich bin eine Nachtarbeiterin“

Dabei war das ehrenamtliche Engagement – gerade als ihre drei Kinder noch kleiner waren – eine Familienangelegenheit. „Die Kinder mussten oft mit“, stellt sie fest. So wurden gerade bei der frühen Flüchtlingsarbeit oft mitgenommen. „Und sie haben heute noch Freunde von damals.“ Dabei kam Jooß ihr Beruf als Lehrerin entgegen. Die freie Zeiteinteilung habe viel möglich gemacht, zumal sie eh „eine Nachtarbeiterin“ sei und somit abends gut arbeiten könne.

Die Lorbeeren für ihre Einsatzbereitschaft weiß Jooß zu teilen: „Vieles hatte ja Vorläufer, wie etwa den Bibelkreis in der Pfarrei.“ Gerade im kirchlichen Bereich habe es viele Engagierte gegeben, die sich um Themen gekümmert haben.

Schöne Erlebnisse

Die ehrenamtliche Arbeit hat Inge Jooß viele schöne Erlebnisse beschert. „Mit der Theatergruppe an der Schule haben wir ganz viel Spaß gehabt“, sagt sie. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr das erste Flüchtlingsbaby, das 1989 im Landkreis geboren wurde. „Als es im Krankenhaus Agatharied zur Welt gekommen ist, kam der damalige Landrat Norbert Kerkel ans Bett und gratulierte. Das war kurz vor Weihnachten. Und ich fand: Genau so soll es sein.“ Wobei, wie Jooß ergänzt, damals gerade mal 200 Leute im Landkreis untergekommen waren. Dennoch habe der Landrat Bedarf für einen Helferkreis gesehen.

Heute bereitet es ihr große Freude, wenn sie Menschen von früher wieder trifft und erfährt, was aus ihnen geworden ist. Und sie ist zufrieden, wenn Flüchtlinge ihre Deutsch-Prüfungen bestehen. „Denn das zeigt, dass wir gut gearbeitet haben.“ Oder wenn sie Eigenheiten der Region von selbst übernehmen, etwa „wenn sie Grüß Gott sagen statt Guten Tag wie im Deutschkurs“.

Über die Bürgermedaille freut sich Inge Jooß, „weil das zeigt, dass diese Arbeit wahrgenommen wird“. Wobei sie betont: „Ich mache das ja nicht allein.“ Bewusstsein schaffen ist aber sicher der rote Faden, der sich durch ihre vielen Aktivitäten zieht. So wie sie es ihren eigenen Kindern vorgelebt hat: „Die sind alle sozial eingestellt. Sie haben erlebt: Das ist etwas, wo Menschen etwas brauchen, aber auch etwas zurückgeben.“

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