ABC-Projekt für Schüler: Wie das Penzberger Familienzentrum bei der Integration hilft

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Ein Projekt-Schild für den FAN-Eingang: (v.l.) Lia Jalal (ehrenamtliche Mitarbeiterin), Caroline Reudelsdorf (Projektleiterin), Bürgermeister Stefan Korpan und Annelies Plep (Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH). © Andreas Baar

Neu im Penzberger Familienzentrum Arche Noah: Beim ABC-Projekt werden Schüler mit Flucht- und Migrationshintergrund betreut. Wichtig ist dabei die Sprache. Für das Vorhaben gibt es einen großen Zuschuss.

Penzberg – Am Penzberger Familienzentrum Arche Noah (FAN) ist ein besonderes ABC-Projekt für Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund gestartet. Für eine dreijährige Phase gab es eine kräftige Finanzspritze.

Das Familienzentrum Arche Noah hat in Penzberg ein Betreuungsprjekt für Kinder mit Flucht- und Migrationshintergrund gestartet

Anfang vergangenen Dezember hatten sie beim Familienzentrum den Antrag an die Deutsche Fernsehlotterie abgeschickt, heuer im Mai kam die erfreuliche Zusage: Satte 432.577,91 werden zum neuen Projekt der Arche Noah dazu geschossen. Diese Summe nannte FAN-Projektleiterin Caroline Reudelsdorf bei der kleinen Start-Feier gegenüber der Rundschau. Weitere 4.000 Euro gab es über das EU-Förderprogramm Leader für die Vorbereitung der ehrenamtlichen Mitstreiter und die Materialbeschaffung.

Eine Frau steht an einem Stehtisch und schaut in die Kamera.
„Wir haben immer mehr Anfragen bekommen“: Projektleiterin Caroline Reudelsdorf über den wachsendem Bedarf an dem neuen Angebot. © Andreas Baar

Ehrenamtliche Helfer

Den Mega-Zuschuss gab es auch wegen der „Nachhaltigkeit“, wie Projektleiterin Reudelsdorf der Rundschau sagte. „Wir wollen es natürlich fortsetzen“, blickt sie über die drei Jahre hinaus – allerdings bedürfe es dafür einer weiteren Finanzierung. Mit dem jetzigen Geld der Fernsehlotterie werden vor allem die hauptamtliche Kräfte beim Projekt gefördert. Sechs davon gibt es in der Startphase in Teilzeit, vier werden es danach sein. 17 Ehrenamtliche sind aktuell dabei.

Erst Schule, dann Betreuung

Das ABC steht für die drei Gruppen, in denen nun betreut wird. Gruppe A und B, jeweils mit circa zehn Grundschülern, zwischen sieben und elf Jahre. In Gruppe C mit etwa 25 Schülern sind alle Altersstufen vertreten. Als Kooperationspartner hat sich das FAN in Penzberg die Bürgermeister-Prandl-Volksschule, die Grundschule an der Birkenstraße sowie die Asylsozialarbeit ins Boot geholt. Die Idee: Die Kinder sollen in drei Schwerpunkten betreut werden – Alphabetisierung, deutsche Sprache und praktische Integration (zum Beispiel mit Ausflügen und Busfahrten). Vormittags gehen die Teilnehmer normal in die Schule, danach werden sie an drei bis fünf Wochentagen bis 16 Uhr im Familienzentrum in Empfang genommen

Infos zum Projekt und Spenden

Infos zum ABC-Projekt: E-Mail an reudelsdorf@familienzentrum-arche-noah.de. Mehr zum Familienzentrum online auf www.familienzentrum-arche-noah.de oder unter Telefon 08856/6089230. Wer das Arche Noah finanziell unterstützen möchte, bekommt dort auch Infos.

Immer mehr Anfragen

Der Bedarf an einem derartigen Angebot ist da, bekräftigte Reudelsdorf. An den Schulen habe man deutliche Lücken bemerkt – auch, weil die Brückenklassen für dieses Klientel weggefallen sind. „Wir haben immer mehr Anfragen bekommen“, sagte die Projektleiterin. Aktuell sind 34 Schüler im Projekt dabei, mit bis 45 Teilnehmern rechnet man.

Lia erzählt heute „meine Geschichte“

Eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen ist Lia Jalal. Die 15-Jährige war vor fünf Jahren mit Eltern und fünf Geschwistern aus Afghanistan geflüchtet. Heute besucht Jalal die Penzberger Mittelschule und weiß, wie wichtig Sprachkenntnisse sind. Sie erinnerte sich an ihre Anfangszeit ohne Deutsch zu sprechen. „Ich hatte Angst zu reden.“ Jalal schaffte es dank der Nachhilfe im Familienzentrum und Unterstützung von Betreuer Ralf Gerard. Heute stehe sie bei der Feier zum Start des ABC-Projekts „und erzähle meine Geschichte“, sagte sie voller Stolz. Aber: In Penzberg gebe es „immer noch Kinder“, die solch eine Hilfe bräuchten, mahnte die 15-Jährige.

Blick auf das Haus in der Straße Im Thal, in dem sich das Penzberger Familienzentrum Arche Noah befindet.
Das Penzberger Familienzentrum Arche Noah bietet viele soziale Angebote - es entstand 1989 aus einer Elterninitiative heraus. Mittlerweile hat es sein Domizil in der Straße Im Thal. © Andreas Baar

Familien unterstützen ist das Ziel

Die Unterstützung von Jalal und ihrer Familie passt in das Arche-Noah-Profil. Es sei „immer das Ziel“ vom 1989 gegründeten Zentrum gewesen, Familien zu unterstützen, betonte Annelies Plep, Gründerin und mittlerweile Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH als Träger der Einrichtung. Gerade für diese Zielgruppen gebe es viel neuen Bedarf an Hilfen. Weil auch „die Schulen sehr allein gelassen sind“, wie Plep auf Lehrer und Deutschunterricht blickte. Plep zeigte sich aber auch optimistisch: „Hier in Penzberg können wir was machen.“

Bürgermeister: „Sollte Schule machen“

Was Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) beim ABC-Startschuss sicher gern gehört haben wird. Gerade im Bezug auf Sprachkompetenzen. „Das ermöglicht eine Teilhabe in Penzberg“, ist sich das Stadtoberhaupt sicher. „Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg von Integration.“ Für Korpan eine klare Sache: Das neue Projekt „sollte Schule machen“.

Für Projekte braucht dringend Spenden

Die hohe Förderung der Fernsehlotterie ist allerdings nur für das ABC-Projekt, machte FAN-Chefin Annelies Plep am Rand der Feier deutlich. Für andere Angebote des Familienzentrums brauche die Einrichtung weiterhin dringend Spenden.

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