„Ist schon ein ziemlicher Zufall“: Demokratischer Abgeordneter gibt Trump Mitschuld an Nawalny-Tod

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Greift Donald Trump wegen des Todes von Alexej Nawalny an: Der Demokrat Ted Lieu (r.) findet, dass der Ex-US-Präsident Russland ermutigt hat. © Screenshot MSNBC

Alexej Nawalny stirbt wenige Tage nach einer aufsehenerregenden Nato-Rede von Donald Trump. Ein demokratischer Politiker glaubt nicht an einen Zufall.

New York City – Der nach wie vor rätselhafte Tod von Alexej Nawalny in einer sibirischen Strafkolonie hat binnen weniger Stunden den US-Wahlkampf erreicht. Während die Angehörigen des Kreml-Kritikers noch immer auf der Suche nach der Leiche sind, schiebt ein demokratisches Mitglied des Repräsentantenhauses dem Ex-Präsidenten Donald Trump zumindest eine Mitschuld in die Schuhe.

Trump und der Tod von Nawalny: Demokratischer Abgeordneter sieht Schuld beim Ex-US-Präsidenten

Ted Lieu, der seit 2015 für Kalifornien im Kongress sitzt, sieht einen Zusammenhang zwischen der jüngsten Warnung des wahrscheinlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner an die Nato-Staaten und dem Tod von Nawalny. Das hob der in Taiwan geborene Politiker in der Sendung „Alex Witts Reports“ auf dem Sender MSNBC hervor, wie die Nachrichten-Webseite Mediaite mit dem entsprechenden TV-Ausschnitt offenbart.

Zu Beginn des Interviews wird Lieu von der Journalistin gefragt, was er darüber denke, dass US-Präsident Joe Biden bereits erklärt hat, Kreml-Chef Wladimir Putin sei verantwortlich für Nawalnys Tod, und wie die USA Russland zur Verantwortung ziehen sollten. Daraufhin betont der 54-Jährige, zunächst müssten sich alle die Frage stellen, „warum ist Nawalny gerade zu diesem Zeitpunkt so plötzlich gestorben“. Zudem sei er einer Meinung mit Biden, dass Russland die Verantwortung trage.

Dann aber schlägt er den Bogen zu einem Trump-Auftritt, der vor allem in Europa nachhallte. „Aber was ist ein paar Tage vor seinem Tod passiert?“, fragt Lieu: „Nun, da sagte der ehemalige Präsident Donald Trump im Grunde, Russland sollte europäische Länder angreifen. Das ist verrückt, das ist die Sprache von Verrätern.“

Im Video: Weltberühmter Kreml-Kritiker – wer war Alexej Nawalny?

Trump und die Warnung an die Nato-Partner: „Russland hat das Gefühl, grünes Licht bekommen zu haben“

Tatsächlich hatte der einstige TV-Unternehmer die Nato-Staaten wie schon in der Vergangenheit – aber diesmal mit noch drastischeren Worten – davor gewarnt, die finanziellen Regeln des Verteidigungsbündnisses zu umgehen. Er sei vom „Präsidenten eines großen Landes“ gefragt worden, ob die USA unter seiner Führung dieses auch schützen würden, wenn es die Verteidigungsausgaben nicht zahle. Dies will Trump verneint haben und legte bei seiner Rede vor Fans nach: Er würde Russland „sogar dazu ermutigen, zu tun, was auch immer zur Hölle sie wollen“. Worte, die angesichts des Ukraine-Kriegs nicht allzu viel Raum für Spekulationen lassen.

Nach Lieus Lesart führten sie jedenfalls nun auch zum Tod von Nawalny. Er schlussfolgert: „Russland hat das sicher vernommen und ich denke, sie haben das Gefühl, grünes Licht bekommen zu haben, um all die verrückten Sachen zu tun. Und falls Trump Präsident werden sollte, hätte Putin noch mehr Spielraum.“

Schon jetzt unterstütze Russland Terroristen. Das US-Außenministerium könnte Putins Reich als „Sponsor von Terrorismus“ bezeichnen. Deshalb plädiert er dafür, russische Vermögenswerte einzufrieren, zu verkaufen und den Erlös an die Ukraine zu übergeben.

Donald Trump hält eine Hand mit der Fläche oben nach vorne
Lud Russland ein, „zu tun, was auch immer zur Hölle sie wollen“: Ex-US-Präsident Donald Trump sieht sich im Todesfall von Alexej Nawalny Anschuldigungen gegenüber. © TIMOTHY A. CLARY / AFP

Trumps Nato-Rede als Auslöser für Nawalnys Tod? Laut Lieu „schon ein ziemlicher Zufall“

Witt aber will nochmal auf den ersten Teil der Antwort zu sprechen kommen und fragt nach, ob Lieu einen Zusammenhang zwischen Trumps Warnung und Nawalnys Tod in Gefangenschaft vermutet. Zugleich verweist die Reporterin darauf, dass der Kreml-Kritiker noch am Tag zuvor in guter Verfassung zu sein schien, als er mit seiner Frau gesprochen, mit den Wachen, dem Richter und dem Anwalt gescherzt habe. „Er sah absolut gut aus. Und am nächsten Tag fällt er tot um?“, beschloss die 62-Jährige.

„Ich denke, das ist schon ein ziemlicher Zufall“, antwortet Lieu, der Trump vorwirft, seine Aussagen seien nicht nur verrückt, „sie entehren unsere Veteranen und Militärangehörigen, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben und diese friedliche Weltordnung geschaffen haben. Es gab für viele, viele Jahre Frieden. Und zu sagen, man will quasi die Nato zerstören, ist verrückt.“

Lieu war bereits in der Vergangenheit bekannt dafür, Trump offen die Stirn zu bieten. Er veröffentlichte mehrere Pressemitteilungen zu den „alternativen Fakten“ des Republikaners während dessen Präsidentschaft und hob später auch Trumps Rolle beim Versuch hervor, das Wahlergebnis aus dem Jahr 2020 zu kippen. Zudem trat er als einer der Impeachment Manager beim zweiten Amtsenthebungsverfahren auf, beeindruckte mit seinen Vorträgen. Nun stemmt er sich gegen dessen Rückkehr ins Weiße Haus 2025. (mg)

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