„Es musste passieren“: Putin diktierte laut Moskau-Insidern Nawalnys Straflager-Tortur
Ein russischer Bericht beleuchtet, wie Moskau-Machthaber Wladimir Putin angeblich direkt Einfluss auf die Haft Alexej Nawalnys im Straflager nahm.
Charp - Was ist die Todesursache für das Ableben von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny? Am Samstag (17. Februar), als das Team des russischen Oppositionellen seinen Tod am Tag zuvor bestätigte, war diese Frage noch immer nicht beantwortet.
Putin-Gegner Alexej Nawalny ist tot: Rätselraten um die Todesursache
Während westliche Spitzenpolitiker zum Beispiel auf der Münchner Sicherheitskonferenz (Siko) Moskau-Autokrat Wladimir Putin scharf kritisierten, gab es aus Russland teils bizarre Reaktionen zu Nawalnys Todesmeldung. Da war etwa von einem Unfall die Rede. Nawalnys Unterstützer wittern dagegen ein perfides Mordkomplott Putins hinter dem Tod des bekannten Politikers.
Er sei „zu Tode gequält“ worden, sagen sie. Kreml-Insider sollen nun einem unabhängigen russischen Nachrichtenportal erzählt haben, dass Putin von Moskau aus die Haftbedingungen Nawalnys im fernen Charp im äußersten Norden von Russland diktiert habe. Und das der Tod des Regime-Gegners für sie deshalb nicht überraschend komme.

Alexej Nawalny: Putin-Kritiker wagte sich nach Giftanschlag wieder nach Russland
Dies gehe zum Beispiel aus zwei Quellen hervor, die der Putin-Regierung nahe stünden, berichtet Meduza. Eine der Quellen habe demnach eine hohe Position in der regierenden Partei „Einiges Russland“ inne, die andere Quelle sei ein politischer Stratege des Kreml. Die namentlich nicht präzisierten Quellen hätten unter der Bedingung der Anonymität mit Meduza gesprochen, schreibt das zweisprachige Exilmedium mit Sitz in Riga, Lettland.
Eine der Quellen meinte demnach, dass der Oppositionspolitiker „wusste, worauf er sich einließ, als er 2021 nach Russland zurückkehrte“. Zur Einordnung: Nawalny hatte im August 2020 einen Giftanschlag überlebt. Nach seiner Behandlung in der Berliner Charité flog er im Januar 2021 in die russische Hauptstadt zurück, wo er direkt am Flughafen festgenommen wurde. Aus den fadenscheinigsten Gründen wurde er schließlich zu 19 Jahren Straflager in einer abgelegenen Region des Landes im sogenannten Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen nördlich des Polarkreises verurteilt.
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Alexej Nawalny: Heftige Haftbedingungen im Straflager Ursache für seinen Tod?
Seinen Tod führen beide Quellen auf die schlechten Haftbedingungen des mit 47 Jahren verstorbenen Juristen zurück. „Hast du etwas anderes erwartet? Früher oder später musste es passieren“, sagte demnach einer der Männer. Eine andere Quelle, die diversen Kreml-Beamten nahestehen soll, bedaure den Tod Nawalnys, schreibt Meduza. Dieser sei ein „verurteilter Mann“ gewesen, „niemand überlebt solche Haftbedingungen“.
Eben jene Quelle sowie eine weitere Quelle hätten erklärt, „dass nach den ihnen vorliegenden Informationen Entscheidungen über die Haftbedingungen für Gefangene vom Kaliber Nawalnys direkt von der obersten Führung des Landes getroffen würden“, heißt es in dem Bericht. Am 14. Februar hatten die russischen Gefängnisbehörden Nawalny laut des Online-Portals zum 27. Mal in eine Einzelzelle gesperrt. Mitarbeiter seines Teams sowie unabhängige medizinische Fachkräfte hätten immer wieder wegen seines Gesundheitszustands alarmiert.

Tod von Alexej Nawalny: Moskau lässt Trauernde in ganz Russland festnehmen
Das Moskauer Regime soll indes auch gegen jene hart vorgehen, die um Nawalny trauern. Wie die Bürgerrechtsorganisation Ovd-Info laut Agenturangaben mitteilte, wurden bis Samstagmittag in mehreren russischen Städten geschätzt über 100 Menschen bei Gedenkveranstaltungen festgenommen. Im Stadtzentrum von Moskau standen Menschen demnach Schlange, um an einer Gedenkstelle für Opfer politischer Repression Blumen abzulegen.
Fotos zeigten, wie Trauernde sowohl in der Hauptstadt als auch in der Millionenmetropole St. Petersburg, Putins Heimatstadt, von Polizisten abgeführt wurden. Wie die unabhängige russische Nowaja gaseta Europa am Samstagabend berichtete, wurden mindestens 157 Menschen in 25 Städten inhaftiert, weil sie öffentlich ihre Anteilnahme am Tod des Oppositionellen Alexej Nawalny ausdrückten. (pm)