Krise in der Automobilbranche: Mega-Zulieferer Continental will Autosparte abstoßen

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Die Automobilbranche hadert weiter mit schlechten Rahmenbedingungen - es stehen Hunderttausende Jobs auf dem Spiel. Der Zulieferer Continental kündigt jetzt die Ausgliederung der Automotive-Sparte an.

Hannover – Die Hiobsbotschaften aus der Automobilindustrie reißen nicht ab. Der deutsche Automobilzulieferer Continental will bis Ende 2025 die Autoliefersparte loswerden. Wie es in einer Pressemitteilung seitens des Continental-Vorstandsvorsitzenden, Nikolai Setzer heißt, soll die Automotive-Sparte über einen reinen Spin-Off an der Börse ausgegliedert werden.

Umfassender Stellenabbau durch Sparprogramm bei Conti

Zu der Sparte gehörten mitunter Elektronik, Bremsen und Innenausstattung für Fahrzeuge. Im März 2025 muss der Aufsichtsrat jedoch zustimmen, im April prüft die Hauptversammlung den Beschluss. „Wir fokussieren uns weiter voll auf die Durchführung des Spin-offs von Automotive und auf mehr Eigenständigkeit für unsere ertragsstarken Unternehmensbereiche Reifen und ContiTech“, so der Continental-CEO, Nikolai Setzer.

Der Konzern schreibt mit Blick auf die schwache Lage in der Automobilbranche seit Jahren rote Zahlen. Mit einem Sparprogramm sollen Kosten von 400 Millionen Euro ab kommenden Jahr eingespart werden. Der Autozulieferer will im Zuge dessen 5.400 Stellen streichen. Zudem plant das Unternehmen Einsparungen in Forschung und Entwicklung. In diesem Bereich sollen demnach 7.150 Jobs wegfallen. Ende September waren knapp 195.000 Menschen bei Continental beschäftigt - in der Autozuliefersparte noch fast 96.400. Ziel sei es, Investoren anzulocken und die Sparte wieder wettbewerbsfähig zu machen.

Continental
Conti hatte schon vor der aktuell schwachen Branchenlage im konjunkturanfälligen Zuliefergeschäft an die Autobauer immer wieder rote Zahlen geschrieben. (Archivbild) © Moritz Frankenberg/dpa

Durch den Spin-Off bei Continental werden den Aktionären neue Aktien des ausgegliederten Teils ins Depot gebucht. Danach kann entschieden werden, ob man dabei bleibt oder aussteigt. Bereits vor zwei Jahren hat Conti die Antriebssparte Vitesco Technologies als Spin-off an die Börse gebracht. Die Autozulieferer-Sparte ist der größte Teil des DAX-Konzerns und wirft den größten Gewinn ab.

Krise in der Automobilindustrie: Hunderttausende Jobs auf dem Spiel

Die Krise in der Automobilbranche trifft auch zunehmend ihre Zulieferer. Vom Einbruch der Nachfrage zur Corona-Zeit 2020 konnten sich die Hersteller mit der darauffolgenden der Energiekrise nur schwer erholen. Die Neuzulassungen im Jahr 2024 haben mit 2,8 Millionen nach Angaben des Verbandes für Automobilindustrie (VDA) noch immer das Vorkrisenniveau nicht erreicht. Die Pkw-Inlandsproduktion ist im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zu 2019 um sechs Prozent zurückgegangen.

Der Branche drohen in den kommenden Jahren daher gravierende Arbeitsplatzverluste angesichts der sich verschärfenden Lage. So sollen einer Studie des Prognose-Instituts im Auftrag des VDA Mitte des kommenden Jahrzehnts 140.000 Jobs gestrichen werden. In der deutschen Automobilindustrie sind momentan 911.000 Menschen beschäftigt. Besonders der Übergang zur Elektromobilität kostet viele Stellen. Es würden im Zuge dessen etwa ein Drittel der Beschäftigungen wegfallen, da der elektrifizierte Antrieb weniger komplex sei als der Verbrenner, so Manuel Kallweit, Chefvolkswirt des VDA.

Ungewisse Zukunft bei Continental: Strafzölle von Donald Trump können Lage verschärfen

Für das kommende Jahr erwartet die Branche weitere Belastungen auf der Kostenseite. Die Schwellenwerte für die CO₂-Flottenziele werden sich ab 2025 erhöhen und können mit hohen Bußgeldern bestraft werden. Wie Analysen der Datenerfassungsplattfom Dataforce gezeigt haben, liegen lediglich zwei Hersteller unter dem neuen Wert. Die deutschen Spitzenkonzerne VW und Ford liegen weit darüber.

Mit dem Sieg des designierten US-Präsidenten Donald Trump können sich aufgrund von angedrohten Strafzöllen für Einfuhren aus dem Ausland auch Schwierigkeiten auf dem Absatzmarkt USA ergeben. Das Land gilt als größter Handelspartner Deutschlands - rund 11 Prozent der deutschen Exporte entfallen auf die Vereinigten Staaten. Die deutschen Ausfuhren in die USA könnten demnach um fast 15 Prozent einbrechen, wie eine Simulation des Ifo-Instituts zeigt. Die Automobilindustrie müsste mit einem Rückgang von 35 Prozent rechnen.

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