„Haben die Verantwortung, aktiv zu werden“: „Spaziergang für Menschenrechte“ in Bad Tölz

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Die Initiatoren des „Spaziergangs für Menschenrechte“: (v. li.) Johannes Schultheiß, Max Hänisch, Stephanie Hobmeier, Teilala von Keyerlingk und Mario Hentrich. © Andreas Steppan

Es soll ein starkes Zeichen für die Demokratie werden: In Bad Tölz findet am Freitag, 21. Februar, ein „Spaziergang für Menschenrechte“ statt.

Bad Tölz - Den Initiatoren des „Spaziergangs für Menschenrechte“ in Bad Tölz am Freitag (21. Februar) ist es wichtig, mit ihrer Aktion die Gemeinschaft zu stärken und ein möglichst breites Spektrum der Gesellschaft zu vereinen. Der erste Schritt dazu war, dass Menschen zusammengetan haben, die sich vorher noch nicht alle kannten. Zum einen gingen Planungen für einen „Spaziergang für Menschenrechte“ aus den Reihen der evangelischen und der katholischen Kirche in Bad Tölz hervor. „Auf uns sind eine Reihe von Menschen aus dem kirchlichen, aber auch aus dem nicht-kirchlichen Umfeld zugekommen, die gesagt haben: Man müsste etwas machen“, berichtet der evangelische Pfarrer Johannes Schultheiß.

Parallel dazu ergriffen die Nachbarn Heilala von Keyserlingk, Stephanie Hobmeier und Max Hänisch die Initiative. „Wir haben gesehen, dass es Demonstrationen in Wolfratshausen und Geretsried gab, und uns gesagt, dass es auch wichtig wäre, in Bad Tölz wieder ein Zeichen zu setzen“, berichtet von Keyserlingk. Dabei sei ihr die Idee gekommen, mit Mario Hentrich Kontakt aufzunehmen, der 2024 große „Demos gegen Rechts“ in der Stadt auf die Beine gestellt hatte. Zuletzt schlossen sich die beiden Initiativen aus dem privaten und dem kirchlichen Umfeld kurz.

Weltweite Nachrichtenlage beunruhigt

Was allen gemeinsam ist: Die Nachrichtenlage weltweit, in Deutschland und auch lokal vor Ort bereitet ihnen Sorgen. „An den Schulen gibt es eine Viertelstunde für Demokratie – das braucht auch die gesamte Gesellschaft“, sagt Schultheiß. Denn in Zeiten, in denen „man das Gefühl hat, dass selbst in den USA die Demokratie ins Wanken gerät“, sei diese eben keine Selbstverständlichkeit mehr. „Bisher war es für unsere Generation sehr bequem“, sagt dazu Hobmeier. „Aber jetzt erleben wir zum ersten Mal, dass die Gefährdung der Demokratie so richtig an die Tür klopft. Da haben wir, die wir die Ressourcen dazu haben, die Verantwortung, aktiv zu werden.“

„Allein fühlt man sich hilflos und überfordert“

Ob es nun Meldungen über die Hakenkreuz-Schmierereien am Café eines schwulen Paars in Wolfratshausen sind oder allgemein über „den Zustand der Welt“, wie Stephanie Hobmeier sagt: Alles zusammen wecke oft ein Gefühl der Ohnmacht. „Man sitzt zu Hause, konsumiert diese Meldungen und fragt sich: Bin ich denn eigentlich allein mit meinen Sorgen und Gedanken?“, sagt Hänisch.

Dem wollen die Initiatoren ein Gemeinschaftsgefühl entgegensetzen. „Allein fühlt man sich hilflos und überfordert“, sagt Hobmeier. Auch für Mario Hentrich war es am Ende ausschlaggebend für seien neuerliches Engagement, dass er nun nicht mehr auf sich allein gestellt ist.

„Wir wollen nicht polarisieren“

Um eine breite Gemeinschaft herzustellen, ist es den Initiatoren wichtig, keinen auszuschließen. „Wir wollen nicht polarisieren und treten ganz bewusst für etwas ein statt gegen etwas“, sagt Schultheiß. Er ist überzeugt: „Demokratie und Menschenrechte, das ist nichts, wo man etwas dagegen haben kann.“ Ihr sei es „wichtig, im Gespräch zu bleiben, egal, was man wählt, und Gräben zuzuschütten“, betont Hobmeier. „Wir sind hier alle Nachbarn, die sich mit Respekt und Wertschätzung begegnen“, sagt von Keyserlingk. Die Grenze liege für sie aber bei einer rechtsextremen Weltanschauung, „denn die ist nicht demokratisch“. Die Farbe des Regenbogens, die auch das Plakat für den „Spaziergang für Menschenrechte“ zieren, steht für die Initiatoren unter anderem für politische Vielfalt.

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Der „Spaziergang“ am Freitag soll laut Hänisch zudem eine Initialzündung für mehr sein. „Wir wollen nicht, dass das nach der Wahl einfach wieder verschwindet, sondern dass wir im Austausch bleiben“, sagt von Keyserlingk. So seien auch weiterhin regelmäßige Treffen angedacht. Dafür hat sich die Gruppe das Motto „60 Minuten für Demokratie“ gegeben. Die ersten 60 Minuten davon sollen mit der etwa einstündigen Aktion am Freitag gefüllt sein. Treffpunkt ist um 16.30 Uhr das Winzerer-Denkmal. (ast)

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