Gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus: 450 Demonstranten setzen Zeichen in Geretsried
Demonstranten aus dem ganzen Landkreis zog es am Sonntag auf den Karl-Lederer-Platz in Geretsried. Rund 450 Bürger setzten dort ein Zeichen gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus.
Geretsried: Ein starkes Zeichen gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus setzten rund 450 friedliche Demonstranten am Sonntagvormittag auf dem Karl-Leder-Platz. Aus dem gesamten Landkreis gingen sie auf Einladung von Initiator Florian Völler unter dem Motto „Zammhoitn, ned spoitn“ mit Plakaten und Regenbogenfahnen auf die Straße.
Demonstration in Geretsried: Rund 450 Menschen kommen auf den Karl-Lederer-Platz
Politiker jeglicher Couleur, vom SPD-Kreisvorsitzenden Klaus Barthel über Geretsrieds Bürgermeister Michael Müller (CSU) bis hin zu seinem Wolfratshauser Amtskollegen Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) sowie zahlreiche Grünen-Stadträte, waren vertreten. Die Initiativen „Gemeinsam für Demokratie und Vielfalt“ und „WOR for Future“, die wichtigsten Sozialverbände sowie Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche zeigten Flagge.
„Nie wieder ist jetzt“ stand auf einem Stück Pappkarton, das Christian Haas aus Lenggries hochhielt. Als Vater von zwei kleinen Kindern wünsche er sich eine Gesellschaft, in der ein Miteinander statt eines Gegeneinanders herrsche, sagte der 41-Jährige. Assunta Tammelleo vom Kulturverein Isar-Loisach, die tags zuvor schon mit rund 70 weiteren Landkreisbürgern an der Groß-Demo in München teilgenommen hatte, freute sich, dass auch in Geretsried so viele Menschen mobilisiert werden konnten.

Stefanie Rieder-Haas war mit ihren drei Kindern im Alter von zwei, acht und zehn Jahren aus Greiling angereist. „Es ist erwiesen, dass solche Demonstrationen Einfluss auf das Wahlergebnis haben“, sagte sie.
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Demo gegen Hass, Hetze und Rechtsextremismus: „Wollen uns proaktiv für Miteinander einsetzen“
Eigentlich hatte Florian Völler, Kreisbeauftragter des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, gehofft, dass eine weitere Kundgebung nach der ersten, ebenfalls von ihm im Februar vergangenen Jahres organisierten, nicht nötig sein würde. Doch die jüngsten Ereignisse – Hakenkreuze auf Hauswänden in Geretsried und Wolfratshausen, Islam-feindliche Aktionen in Penzberg, vielerorts Proteste gegen Flüchtlingsunterkünfte – hätten diese Hoffnung zerstört.
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Hinzu kämen die Reaktionen auf den unbestritten furchtbaren Messerangriff in Aschaffenburg, der von Rechtsextremen instrumentalisiert worden sei und der die Union schließlich dazu veranlasst habe, an der geltenden Gesetzgebung zu rütteln. Menschen mit Migrationshintergrund würden „unter Generalverdacht“ gestellt, kritisierte Völler, die Gesellschaft werde gezielt verunsichert. „Wir sollten uns proaktiv für ein Miteinander einsetzen“, forderte er.
Demo gegen Hass in Geretsried: Bürgermeister Michael Müller dankt allen Besuchern
Reichlich Applaus erntete Bürgermeister Michael Müller für seine stellenweise sehr emotionale Rede. Er erinnerte daran, dass Geretsried von Heimatvertriebenen aufgebaut worden sei. Die Angriffe in Form von Hakenkreuz-Schmierereien auf Geretsrieder und Wolfratshauser Bürger seien ein „nicht hinnehmbarer Akt“, machte er deutlich.
Er wisse aus persönlicher Erfahrung, wie man sich fühle, wenn man beschimpft und bedroht werde. Müller dankte allen Besuchern: „Sie sind eine wachsame Zivilgesellschaft, die darauf achtet, dass die Regeln unseres Zusammenlebens eingehalten werden.“

Für alle christlichen Konfessionen sprach der katholische Diakon Michael Baindl, der sich ebenfalls einen „respektvollen Umgang miteinander“ wünschte. Dr. Sybille Krafft vom Verein Bürger fürs Badehaus Waldram, betonte, dass das Erinnern die Widerstandskräfte der Demokratie stärke. Rudi Mühlhans vom Geretsrieder Trägerverein Jugend- und Sozialarbeit sagte, dass in Geretsried mit seinen rund 120 Nationalitäten Vielfalt und Toleranz so stark wie in kaum einer anderen Stadt gelebt würden.
Demo in Geretsried: Veranstalter appelliert - Bei der Wahl Stimme für Demokratie abgeben
Petra Wolf von der Lebenshilfe Bad Tölz-Wolfratshausen sagte, Menschen mit Behinderung dürften nicht ausgegrenzt werden. Die Vertreter von VdK, Caritas und Diakonie sprachen sich für soziale Gerechtigkeit und eine offene Gesellschaft aus, in der sich jeder frei entfalten könne. Am Ende der zweistündigen Veranstaltung, die Leonie Hahn musikalisch mit Friedensliedern gestaltete, appellierte Florian Völler an alle, am 23. Februar zur Wahl zu gehen und ihre Stimme „für die Demokratie“ abzugeben. Von Tanja Lühr