Rubel-Absturz belastet Russlands Wirtschaft – Zentralbank gerät in Zugzwang
Der russische Rubel rutscht weiter ab – diese Entwicklung dürfte auch Putin und Russlands Wirtschaft beunruhigen. Die russische Zentralbank muss nun handeln.
Moskau – Der russische Rubel setzt seine Talfahrt fort. Seit einiger Zeit verliert die russische Währung an Wert, was Russlands Wirtschaft in Alarmbereitschaft versetzen dürfte. Analysten zufolge könnte der Rubel sogar noch weiter abstürzen. Die Zentralbank der Russischen Föderation greift nun Maßnahmen ein, zudem wird der Rubel-Absturz Folgen für die Bevölkerung haben.
Russlands Wirtschaft unter Druck: Rubel stürzt weiter ab – Zentralbank trifft Entscheidung
Jüngst hat der Rubel den niedrigsten Wert seit März 2022 erreicht: Dem Datenanbieter LSEG zufolge mussten am Mittwoch (27. November) 106,40 Rubel für einen Dollar bezahlt werden - 0,86 Prozent mehr als am Vortag. Einige Analysten sagen nun voraus, dass der Rubel noch vor Jahresende auf einen Wert von 115 bis 120 zum Dollar abrutschen könnte. Um das zu verhindern, könnten etwa die Exporteure dazu gezwungen werden, mehr Devisen zu verkaufen.
Die russische Zentralbank kündigte infolge des schwachen Rubels am Mittwoch (27. November) an, dass sie ihre Devisenkäufe einstellen werde, um den Druck auf die Finanzmärkte zu verringern. Die Bank habe „beschlossen, vom 28. November 2024 bis Ende 2024 keine Fremdwährungen auf dem inländischen Devisenmarkt zu kaufen“, heißt es auf der Seite der russischen Zentralbank.

Die Entscheidung der Zentralbank, die Fremdwährungskäufe auszusetzen, wird sich auch auf die Bürger auswirken. „Die Folge: Erhöhter Inflationsdruck auf die Bevölkerung, wobei der Staat bedacht die Grundausgaben der Bevölkerung managen wird; der Inflationsdruck wird gegenwärtig eher den urbanen ‚Mittelstand‘ treffen“, sagte Oliver Kempkens, Ex-Manager der russischen Sberbank gegenüber IPPEN.MEDIA.
Schwacher Rubel könnte Inflation befeuern – Sanktionen „verschärfen Entwicklung“ für Russlands Wirtschaft
Der Kursverfall des Rubels erfolgte nur wenige Tage, nachdem die USA Sanktionen gegen die Gazprombank, und ihre sechs ausländischen Tochtergesellschaften verhängt hatten. „Die jüngsten US-Sanktionen gegen russische Banken und insbesondere die Gazprombank, über die EU-Staaten ihre Gasimporte aus Russland abwickeln, verschärften die Entwicklung“, sagte auch Kempkens.
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Als Hauptgrund für den Rubelverfall gelte ein Defizit an Devisen in Russland. Als weiterer grundsätzlicher Auslöser würden die zunehmenden geopolitischen Spannungen gelten. Kemkpens sagte noch ergänzend zur wirtschaftlichen Situation in Russland: „Die russische Regierung hat im vergangenen Monat den Unternehmen erlaubt, nur ein Viertel, statt wie bisher mindestens die Hälfte ihrer Exporterlöse in Rubel umzuwandeln“, so Kempkens.
Zudem sei das generelle Wirtschaftsklima aufgrund der hohen Verbraucherkredite angespannt „Der Währungsdruck wird mit Sicherheit die Inflation (die zum Teil aus Knappheitsgründen existiert) unterstützen.“ Er räumt an der Stelle auch ein, dass Länder mit recht intakten Binnenmärkten (beispielsweise Türkei) auch mit einer höheren Inflation leben.
Rückgang des Rubels kommt für Ökonomen überraschend – „Panik“ in Russlands Wirtschaft?
Der starke Rückgang des Rubels kam für viele Ökonomen überraschend. Sie hatten Anfang November in einer Reuters-Umfrage erwartet, dass die russische Währung die 100er-Marke zum Dollar verteidigen würde. „Der Markt wartet auf die Reaktion der Finanzbehörden auf die Abwertung des Rubels“, erklärten die Analysten vom Broker BCS. Ihrer Ansicht nach ähnelten die Devisenkäufe „einer Panik in einem Umfeld der Unsicherheit“.
Finanzminister Anton Siluanow erkennt in der Rubel-Schwäche einen Vorteil für Russlands Wirtschaft. „Ich sage nicht, ob der Wechselkurs gut oder schlecht ist“, sagte er auf einer Finanzkonferenz in Moskau. „Ich sage nur, dass der Wechselkurs heute für Exporteure sehr, sehr günstig ist.“ Zudem hilft das der russischen Regierung dabei, mehr staatliche Einnahmen aus Energiesteuern und Exportzöllen zu erzielen. Analyst Nikolai Dudschenko vom Finanzhaus Finam sagte: „Der Wechselkurs ist sehr förderlich für den Ausgleich des Haushalts.“ (bohy mit Material von Reuters)