Die Party ist vorbei: Kult-Hersteller ist jetzt auch in Deutschland insolvent

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Im September stellte der Mutterkonzern einen Insolvenzantrag, jetzt ist die Krise auch bei der deutschen Tochter angekommen. Die Tupper-Party ist vorbei.

Frankfurt – Sie ist eine der bekanntesten Marken der Welt: Tupperware war vor allem in den 60er und 70er Jahren eine absolute Kult-Marke. Seit 1962 ist Tupperware Deutschland auch in Frankfurt am Main ansässig, zehn Jahre nachdem die Muttergesellschaft in den USA gegründet und groß geworden war. Im September knickte die US-amerikanische Mutter jedoch ein und stellte einen Insolvenzantrag. Am 27. November 2024 zog die deutsche Gesellschaft nach.

Tupperware Deutschland ist insolvent: Hohe Kosten brachten dem Unternehmen Schulden

Die Tupperware Deutschland GmbH hat beim Amtsgericht in Frankfurt die Insolvenz angemeldet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist nach Angaben der Gerichtsunterlagen der Rechtsanwalt Thomas Rittmeister von der Anwaltskanzlei REIMER Rechtsanwälte bestimmt worden.

Das 1946 gegründete Unternehmen, bekannt für seine langlebigen, aber hochpreisigen Vorratsbehälter für Lebensmittel aus Kunststoff, die auf sogenannten Tupper-Parties verkauft werden, musste in den vergangenen Jahren mit zunehmender Konkurrenz und steigenden Schulden ringen.

Zur Insolvenz der Muttergesellschaft kam es weil Tupperware hohe Schulden angehäuft hatte. Nach einem kurzen Aufschwung während der Corona-Pandemie gingen die Umsätze in den vergangenen Quartalen erneut zurück. Zudem setzten dem Unternehmen gestiegene Arbeits-, Fracht- und Rohstoffkosten zu. Gleichzeitig verlor es den Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, die günstigere und umweltfreundlichere Behälter herstellt. 

Tupperware in Deutschland synonym für Frischhaltedosen – ein großer Erfolg für die insolvente Firma

Der Name Tupperware wird in Deutschland oft als Synonym für Frischhaltedosen gebraucht – ein Erfolg, den nicht viele Unternehmen schaffen. Andere bekannte Beispiele sind „Tempo“ für Taschentücher oder „Zewa“ für Küchenpapier. Das Unternehmen ist mit dem Direktverkauf groß geworden: Tupperware-Partys, bei denen Verkaufsberater die Dosen und andere Küchenartikel unters Volk bringen. Die Gastgeber bekommen Rabatte, die Berater eine Provision.

Rund 90 Prozent der Erlöse kämen aus solchem Direktmarketing, betonte Tupperware. Durch den sturen Fokus auf das langjährige Erfolgsrezept habe man aber auch lange Chancen unter anderem im Online-Handel verpasst, räumte Sanierungschef Brian J. Fox in den Insolvenzpapieren in den USA ein. 

Erst 2022 fing Tupperware an, Produkte unter anderem bei Amazon online zu verkaufen, und suchte auch den Weg in Regale stationärer Händler wie Target in den USA. Anders als in den Anfangsjahren wüssten viele Verbraucher, was die Produkte von Tupperware seien - aber nicht, wo man sie kaufen könne, beklagte das Management.

Tupperware ist insolvent: Zahl der Großinsolvenzen schnellt nach oben

Tupperware hat 5.450 Beschäftigte in 41 Ländern. Hinzu kommen rund 465.000 der eigenständig agierenden Verkaufsberater. Diese Zahl sei nach einer Warnung vor wirtschaftlichen Problemen bereits geschrumpft, betonte Tupperware.

Tupperware steht vor der Insolvenz.
Tupperware steht vor dem Aus. © IMAGO

Die Insolvenz von Tupperware Deutschland findet im Rahmen einer größeren Wirtschaftskrise in Deutschland statt, die zahlreiche Unternehmen in den Abgrund zieht. Wie aus dem Insolvenzreport der Unternehmensberatung Falkensteg hervorgeht, mussten im dritten Quartal 2024 insgesamt 45 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 20 Millionen Euro Insolvenz anmelden, was nahezu dem Vorquartalswert von 46 entspricht und leicht unter dem Vorjahreszeitraum von 48 Anträgen liegt.

Im Vergleich zum Fünf-Jahres-Durchschnitt von 35 Insolvenzen pro Quartal liegt die aktuelle Zahl um 28 Prozent höher. Die Neunmonatszahlen unterstreichen diesen Trend mit einem Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr und sogar 27 Prozent im Fünfjahresvergleich.

Große Unsicherheiten durch Ampel-Aus und Donald Trump: Insolvenzen könnten weiter steigen

„Das Ampel-Aus hat ein Vakuum hinterlassen, während neue Hiobsbotschaften von Donald Trump Europa erreichen – eine Kombination, die das Verbrauchervertrauen in den freien Fall schickt“, so Studienautor Jonas Eckhardt. Ferner werden 2025 zusätzliche Belastungen, sei es durch die Erhöhung der CO₂-Steuer auf Kraftstoffe, steigende Versicherungsprämien oder zunehmende Energiekosten noch größere Löcher in die Haushaltskasse reißen. „Größere Anschaffungen? Fehlanzeige, denn es fehlt an Planungssicherheit. Stattdessen halten die Konsumenten ihr Geld lieber fest umklammert und auch die Unternehmen schieben ihre Investitionen auf die lange Bank. Es herrscht eine Atmosphäre des Abwartens“, erklärt Jonas Eckhardt. 

Das könnte die ohnehin angespannte Situation für viele Zulieferer- und Handelsunternehmen weiter verschärfen. „Wir werden bei den Großinsolvenzen in diesem Jahr voraussichtlich den Rekordwert von 180 Fällen erreichen – ein Niveau, das wir zuletzt während der Coronakrise 2020 gesehen haben“, schätzt Restrukturierungsexperte Eckhardt. (mit Material von dpa)

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