Kabarettist Philipp Weber kommt mit neuem Programm nach Tölz: Was Ameisen besser können als Menschen

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„Es ist doch schön, den Problemen der Welt mit Humor zu begegnen“: Philipp Weber beschäftigt sich in seinem neuen Programm mit dem Thema Demokratie. © Büttner/Meyer

Mit einem Auftritt des Kabarettisten Philipp Weber wird am Sonntag, 10. März, die 20. Saison von „Abo Tölz“ im Tölzer Kurhaus eröffnet. Philipp Weber kommt mit seinem neuen Kabarett-Programm „Power to the Popel“.

Bad Tölz – Philipp Weber spielt sein brandneues Programm „Power to the Popel“. Im Interview mit unserer Zeitung berichtet er, was sich dahinter verbirgt.

Herr Weber, um was geht’s in Ihrem Programm genau? Der Titel ist ja ein bisschen zweideutig...

„Power to the Popel“ ist ein rasanter, sehr lustiger Grundkurs zum Thema Demokratie. Denn der Titel spielt natürlich sprachlich mit dem Slogan „Power to the People“, die Macht dem Volke. Aus dem kleinen, unbedeutenden „Popel“ wird der Souverän des Staates. Doch Vorsicht – das Volk könnte ja auch zum „Pöbel“ werden, aber das soll es nicht. Der Ausgangspunkt des Programms ist mein Eindruck, dass immer mehr Menschen in diesem Lande mit der Staatsform Demokratie unzufrieden sind. Deshalb stelle ich die große Frage auf der Bühne: Was erwarten wir eigentlich von der Demokratie? Und wer ist für wen mittlerweile die größere Zumutung: die Demokratie für die Deutschen oder die Deutschen für die Demokratie?

Ein brisantes Thema gerade.

Ja, das stimmt. Mit der Idee bin ich lange schwanger gegangen. Ich würde ungern darüber reden, ob die aktuelle Politik gut ist oder nicht. Viel mehr geht es mir um die Frage, was ist Demokratie und was kann jeder Einzelne dafür tun? Demokratie ist nicht selbstverständlich, man kann sie auch verlieren. Dazu brauchen wir nur mal in unsere Nachbarländer schauen. Ich will aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger dastehen. Das Programm soll einfach Lust auf Demokratie machen. Es geht dabei auch darum, wieder eine gute Gesprächskultur zu entwickeln, und für diesen Zweck ist der Humor ein sehr hilfreiches Werkzeug.

Wie haben Sie das Programm geschrieben?

Ich habe sehr viel gelesen, von der Antike bis zu den heutigen Philosophinnen und Philosophen, und bin über einen Gedanken bei Aristoteles gestolpert: Der Mensch und die Ameise haben etwas gemeinsam, sie sind beide ein „zoon politicon“. Übersetzt heißt das: ein politisches Tier. Beiden Arten ist es bestimmt, in der Gemeinschaft zu leben. Und dann kam mir die tierisch-satirische Idee: Vergleichen wir doch den Ameisenstaat mit unserer Demokratie und schauen wir, ob wir etwas lernen können.

Wie ziehen Sie den Vergleich zum Tierreich?

Tiere sind in ihrer kollektiven Leistung unschlagbar. Ameisen zum Beispiel übersteigen in ihrer Anzahl und Biomasse den Menschen bei Weitem, hätten Sie das gewusst?

Nein.

Auf den Ameisenautobahnen gibt es keine Staus und keine Unfälle. Das ist eine Schwarmintelligenz, die ist für uns Menschen unvorstellbar. Zwar ist ein einzelner Mensch vernunftfähig, aber in der Masse wird es dann schwierig. Im Tierreich gibt es keine Individualisten, da gibt es nur das Kollektiv. Ein Ameisenstaat wird ja gerne als Monarchie betrachtet, aber eine Ameisenkönigin regiert nicht. Wenn die Königin stirbt, machen alle ihren Job einfach weiter. Ein Ameisenstaat ist also keine Monarchie, sondern eine perfekte Anarchie: Keiner hat die Macht, aber alles funktioniert. Wir dagegen haben die Demokratie: Alle haben die Macht. Und manche Zeitgenossen sagen heute: Das funktioniert aber nicht mehr so richtig gut.

Hier gibt‘s Karten

Der Auftritt im Tölzer Kurhaus am Sonntag, 10. März, beginnt um 19 Uhr. Tickets zum Preis von 29 Euro gibt es online auf www.brotzeitundspiele.de/bad-toelz-kurhaus/

„Power to the Popel“ ist Ihr ganz neues Programm. Wie oft haben Sie es schon gespielt?

In Bad Tölz wird es der siebte Auftritt sein. Noch immer gibt es Änderungen, denn das Thema Demokratie ist ja sehr groß, und ich kann mich nur auf bestimmte Aspekte konzentrieren. Deshalb: Es wird kein blindes Schimpfen über Politiker werden. Auch wenn ich mir natürlich einige bissige Seitenhiebe nicht verkneifen kann. Das ist mein Job als Kabarettist. Aber keine noch so schlechte Politik legitimiert, dass demokratische Prinzipien über Bord geworfen werden. Dann schütten wir das Kind mit dem Bade aus. Und genau davor will dieses Programm sehr unterhaltsam, aber doch eindringlich warnen.

Wie waren die ersten Reaktionen des Publikums?

Ziemlich gut! Die Zuschauer hatten danach auch ein sehr großes Bedürfnis, mit mir zu sprechen. Daran sehe ich, dass es ein Thema ist, das die Leute derzeit sehr emotionalisiert.

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Ist es nicht auch ein schweres Thema?

Das ist ja die Kunst eines Kabarettisten, alle Leute anzusprechen und zum Lachen zu bringen, aber auch gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Dafür ist die Theaterbühne ein sehr schöner Raum: Dort kann man über sich und über die Welt lachen. Mir ist wichtig, dass das Kabarett für jeden zugänglich ist und ich meine Themen jedem vermitteln kann.

Nach der Pandemie kommt das Kulturleben nur schleppend in Fahrt, die Menschen gehen nicht mehr so schnell in eine Veranstaltung. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Gefühlt taumelt die Welt gerade schwer, und die Leute ziehen sich da lieber ins eigene Schneckenhaus zurück. Wie man da wieder rauskommt? Ich denke, es geht nur durch Ermutigung. Im Theater trifft man nette, interessante Menschen, man kann gemeinsam lachen. Und es ist doch schön, den Problemen der Welt mit Humor zu begegnen. Lachen tut gut. Und bei mir kann jeder lachen, und jeder sollte auch mal wieder lachen. Ich habe in der Corona-Zeit so wenig gespielt und meinen Beruf so sehr vermisst. Jetzt kann ich diese Leidenschaft wieder ausleben und spüre, dass jeder Abend auf der Bühne etwas ganz Besonderes ist.

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