„Vergeudete Zeit“: Greilinger Bürgermeister enttäuscht über TV-Beitrag

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„Sehr enttäuscht“ ist Bürgermeister Anton Margreiter über den „quer“-Beitrag zum Thema Asyl. © Screenshot: Sabine Schörner

Greilings Bürgermeister hadert mit einem Beitrag in der BR-Sendung „quer“ zum Thema Asyl. Die Dreharbeiten seien „vergeudete Zeit“ gewesen.

Greiling – „Sehr enttäuscht“ und „verärgert“ äußerte sich Anton Margreiter in der jüngsten Gemeinderatssitzung über den Beitrag, der vor drei Wochen im BR-Magazin „quer“ lief. Der Greilinger Bürgermeister war um ein Interview angefragt worden, weil seine Gemeinde gegen die Zwangszuweisung von Flüchtlingen vor dem Münchner Verwaltungsgericht geklagt hatte und im Eilverfahren auch Recht bekam (wir berichteten).

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Bitte an den Landrat, Hilferuf abzusetzen, sei nicht zu hören gewesen

Thema in dem Beitrag war auch das Verhältnis zu Landrat Josef Niedermaier. „Persönlich verstehen wir uns sehr gut“, sagt Margreiter. Sie könnten auch miteinander sprechen, wenngleich sie bei diesem einen Thema nicht einer Meinung seien. Zu sehen ist in dem Beitrag eine Szene, in der Margreiter zusammen mit seinem Dietramszeller Amtskollegen Josef Hauser, dessen Gemeinde ebenfalls geklagt hat, im Büro des Landrats sitzen. Das Gespräch der Drei ist jedoch nicht zu hören. Margreiter kritisiert, dass seine Aussagen und seine Bitte an den Landrat, sich „hinter seine Bürgermeister zu stellen, die einen Hilferuf absetzen“, nicht gezeigt wurde.

Gemeinde habe sich in der sogenannten Flüchtlingskrise „überdurchschnittlich“

Seine Aussagen seien nicht verrissen worden, betont Margreiter. Er findet es aber sehr ärgerlich, dass diese und andere Erklärungen nicht erwähnt wurden, „obwohl diese Fakten zu einem Gesamtbild der Gemeinde Greiling gehören“. So sei zwar seine Aussage gezeigt worden, dass es für eine kleine Gemeinde wie Greiling schwer sei, Kapazitäten für Geflüchtete zu generieren. Nicht aber, dass sich die Gemeinde in der sogenannten Flüchtlingskrise „überdurchschnittlich“ engagiert habe. Auch dass es zu der Klage gekommen sei, weil das Landratsamt auf diverse Vorschläge der Gemeinde für die Unterbringung nicht reagiert habe, sei nicht erwähnt worden. Beim Rundgang durch das Dorf wurden Margreiter zufolge alle Örtlichkeiten besichtigt und sogar „mit einer Drohne beflogen“. Derzeit laufen wieder Planungen der Verwaltungsgemeinschaft Reichersbeuern für eine Unterkunft für 240 geflüchtete Personen. Dies kam in dem Beitrag ebenfalls nicht vor.

BR betont, dass Margreiter ausführlich zu Wort gekommen sei

Auf Nachfrage beim BR heißt es: „Der gemeinsame Dreh mit dem Landrat und den Bürgermeistern entsprach deren Wunsch, sich auch vor der Kamera einig zu zeigen. ,quer’ ist diesem Wunsch nachgekommen und hat diese Gemeinsamkeit durch das im Beitrag gezeigte Gespräch der Bürgermeister mit dem Landrat für das Publikum erlebbar gemacht.“

Dass derartige Szenen anstatt mit Originalton mit Sprechertext unterlegt werden, sei gängige Praxis. „Bürgermeister Margreiter kam im ,quer‘-Beitrag ausführlich zu Wort. In einer Magazinsendung werden in der Regel lediglich Teile eines aufgezeichneten Interviews verwendet. Die Auswahl gehört zur redaktionellen Arbeit in allen Medien. Ein Anspruch auf Ausstrahlung aller Interviewaussagen, die aus Sicht des Interviewpartners relevant sind, gibt es nicht.“ Vielmehr gehe es darum, Vertreter unterschiedlicher Positionen in ausgewogenem Umfang zu Wort kommen zu lassen.

Margreiter: „Für mich waren die beiden Drehtage vergeudete Zeit.“

Als ausgewogen erachtet dies der Greilinger Rathauschef nicht. Was ihn außerdem stört, ist, dass man in demselben Beitrag über die Bürgerversammlung in Warngau berichtet hat, in der es um eine Asylunterkunft ging und zu der rund 800 Menschen kamen. Dazu befragt sagt der Warngauer Gemeinderat Reinhard Bücher in dem Beitrag: „Es war wie die Wahlveranstaltung einer rechtsradikalen Partei.“ Margreiter ist von dieser Aussage entsetzt. Seiner Meinung nach könne man die Bürger nicht einfach so stigmatisieren. 99 Prozent der Anwesenden seien „besorgte Bürger“ gewesen, die „nicht wissen, wie es weitergeht“. Diese Sorgen müsse man ernst nehmen und pragmatische Lösungen finden.

Der BR erklärt, dass es in beiden Gemeinden um die gleichen Probleme geht. Warngau habe man wegen der Aktualität aufgegriffen. Margreiter mag das Verhalten der Teilnehmer anders bewerten als Bücher. Dies sei für die Redaktion aber kein Anlass, über Büchers Einschätzung nicht zu berichten. Margreiter fand den Beitrag dennoch „zu einseitig“. Seiner Meinung nach wäre es wichtig gewesen, noch andere Stimmen zu Wort kommen zu lassen. Sein Fazit: „Für mich waren die beiden Drehtage vergeudete Zeit.“

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