„Wir müssen uns alle mehr trauen“: JU-Kreis-Vize Flexeder erlebt seine allererste Demo

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„Müssen uns alle mehr trauen“: So erlebte Freisings JU-Kreis-Vize Flexeder seine allererste Demo

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Wichtiger Schulterschluss: Für Benedikt Flexeder (M.) ist es wichtig, dass alle demokratischen Parteien gegen extremistische Kräfte im Land an einem Strang ziehen. Deshalb nahm der Haager an seiner allerersten Demo teil – an der Seite von Grünen-MdL Leon Eckert (l.) und Andreas Hauner, Sprecher der Grünen Jugend Freising. © Forster

Benedikt Flexeder hat die Demo gegen Rechtsextremismus in Freising als Vertreter der Jungen Union unterstützt. Im Interview sagt er, warum das erst der Anfang war.

Freising/Haag - Gut möglich, dass Benedikt Flexeder auf den Geschmack gekommen ist. Für den stellvertretenden Kreisvorsitzenden der Jungen Union aus Haag war es am Dienstag in Freising die allererste Demo-Teilnahme in seinem bis dato 34-jährigen Leben. Sein Fazit: „Gigantisch.“ Dabei hätte er die Veranstaltung um ein Haar verpasst.

Herr Flexeder, was hat für Sie den Ausschlag gegeben, auch zur Demo für Demokratie zu gehen?

Das war für mich überhaupt keine Frage. In der jetzigen Zeit ist ein Schulterschluss der demokratischen Parteien ein wichtiges Signal. Deswegen waren wir als JU auch Mitveranstalter.

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Dieser Artikel ist Teil einer Spezialausgabe des Freisinger Tagblatts - gewidmet allen, die für unsere freiheitliche Grundordnung eintreten. Die Links zu den weiteren Texten finden Sie am Ende dieses Artikels.

Wie kam es dazu?

Wir Jugendparteien im Landkreis Freising sind gut vernetzt, haben eine WhatsApp-Gruppe. Und da kam eben die Frage auf, wer sich der Demo anschließen würde. Für mich war es selbstverständlich, dass wir dabei sind – gemäß unseres JU-Mottos: Jeder Extremist ist Mist.

Die extremen Kräfte sind auf dem Vormarsch.

Es ist schon krass, wie sich die Leute bei der AfD gegenseitig immer weiter überbieten in ihrem extremistischen Sprech. Und wenn man sich den Bericht über das Treffen von Potsdam durchliest, stellt man fest, dass nicht etwa „nur“ Flüchtlingshelfer das Feindbild sind, sondern sich aus deren Sicht auch der Chef eines Handwerksbetriebs „schuldig“ macht, wenn er einen türkischen Mitarbeiter beschäftigt. Das ist ein Angriff auf die gesamte Gesellschaft inklusive der Wirtschaft. Da muss man jetzt dazwischen grätschen und klar sagen: Es reicht!

Dabei hätten Sie Ihre erste Demo-Teilnahme fast verpasst, richtig?

Stimmt. Ich hatte einen Arbeitsauftrag in Bamberg und nicht gedacht, dass ich es noch rechtzeitig schaffe. Aber dank glücklicher Umstände hat es doch geklappt. So war es für mich die allererste Teilnahme an einer Demo überhaupt.

Wirklich? Und wie hat es sich angefühlt?

Gigantisch. Wenn du da vorne bei der Bühne gestanden bist und auf die vielen Leute geblickt hast – das war schon atemberaubend. Selbst ein Landrat Helmut Petz hatte da Lampenfieber, vor so vielen Menschen zu sprechen. Und doch haben alle Reden genau das auf den Punkt gebracht, was die Leute gedacht haben. Ich hatte jedenfalls eine Gänsehaut, und das nicht, weil mir kalt war, sondern wegen der Stimmung.

Sie selbst haben dann als Ordner fungiert.

(lacht) Dazu kam ich wie die Jungfrau zum Kinde. Der stellvertretende Vorsitzende der JuLis, Fabian Dirscherl, kam auf mich zu, hat mir das Band in die Hand gedrückt und gesagt: „Schön, dass du da bist. Du bist jetzt Ordner.“ Ich habe es gern gemacht, und es war auch ein ganz einfacher Job. Denn zum einen war ja alles friedlich, und dann hat auch die Polizei super mit uns kommuniziert. Es war einfach ein schöner Abend.

Wie wichtig ist es, dass die Demokratie mit Blick auf das Erstarken der AfD und dem Treffen der rechtsextremen Kräfte in Potsdam Wehrhaftigkeit zeigt?

Grundsätzlich gilt, dass wir immer an der Demokratie arbeiten müssen. Wir haben sie noch nicht so lange wie beispielsweise die Amerikaner. Es gibt immer etwas zu verbessern. Es muss auch nicht jeder damit zufrieden sein, was in der Politik passiert, aber jeder sollte zufrieden sein, dass er in Freiheit und Demokratie lebt. Insofern ist es mit einer Demo auch nicht getan. Sie ist erst der Anfang, eine Art Anstoß.

Zu was?

Jeder Einzelne ist in der Pflicht, für die Demokratie einzutreten. Unser Problem ist, dass man oft Hemmung hat, etwas zu sagen, nur weil andere Leute lauter sind. Da müssen wir uns alle mehr trauen, was zu sagen, wenn jemand sich antidemokratisch äußert. Unfug darf nicht unwidersprochen sein.

Werden noch mehr Demos notwendig sein?

Ich hoffe nicht, dass wir noch mehr Demos brauchen, weil ich hoffe, dass sich bei der kommenden Europawahl die demokratischen Kräfte durchsetzen, und dass in Thüringen nicht Björn Höcke zum Ministerpräsidenten gewählt wird. Aber wenn es nötig ist, dann machen wir wieder eine und werden als JU auch vorne mit dabei sein.

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