Forscher warnen vor großem Problem bei Langzeitmissionen ins Weltall
Bei einer dreijährigen Mars-Mission ist die Erde nicht in Reichweite, es gibt Probleme mit Nachschub. Das könnte die Gesundheit der Astronauten gefährden.
Durham – Derzeit sind Astronautinnen und Astronauten in der Regel nicht länger als sechs Monate im Weltall. Genauer: Sie befinden sich auf der Internationalen Raumstation ISS und damit in Reichweite der Erde. Bei größeren medizinischen Problemen ist die Rückreise schnell angetreten. Doch bei Langzeitmissionen, wie sie unter anderem die US-Raumfahrtorganisation Nasa in Zukunft anstrebt, ist das nicht so einfach. Eine Mission zum Mars soll laut Nasa beispielsweise rund drei Jahre dauern – eine Herausforderung für Mensch und Raumfahrt-Branche.
Ein Forschungsteam hat nun ein neues Problem gefunden, das mit der Länge der Reise zu tun hat: die Haltbarkeit von Medikamenten. Während die Medikamentenvorräte auf der ISS regelmäßig aufgefüllt werden können, ist das bei einer dreijährigen Mars-Mission nicht möglich. Daniel Buckland, ein Forscher in der Luft- und Raumfahrtmedizin an der Duke University School of Medicine in Durham, erklärt: „Eine gut ausgestattete Apotheke, die regelmäßig mit Nachschub versorgt wird, ... verhindert, dass kleine Verletzungen oder leichte Krankheiten zu Problemen werden, die die Mission beeinträchtigen“.
Medikamente laufen ab, bevor eine Mars-Mission zu Ende ist
In einer Studie, die im Fachjournal npj Microgravity veröffentlicht wurde, hat das Forschungsteam um Buckland die Medikamente untersucht, die auf der ISS gelagert werden. Von den 91 verschiedenen Medikamenten hatten 54 eine Haltbarkeitsdauer von 36 Monaten oder weniger, so die Ergebnisse der Studie. Wenn man optimistisch schätzt, könnten etwa 60 Prozent der Medikamente ablaufen, bevor eine Mars-Mission abgeschlossen ist, so die Befürchtung der Forscher. Bei konservativeren Schätzungen könnten es sogar 98 Prozent der Medikamente sein.
Die Forscher gehen in ihrer Studie nicht davon aus, dass sich die Medikamente im Weltraum schneller verschlechtern. Es geht lediglich um das offizielle Verfallsdatum, das von den Herstellern angegeben wird. Aber was passiert, wenn ein Astronaut abgelaufene Medikamente einnimmt? Buckland betont in einer Mitteilung seiner Universität: „Es bedeutet nicht unbedingt, dass die Medikamente nicht wirken. Aber so wie man keine abgelaufenen Medikamente nehmen sollte, die man zu Hause herumliegen hat, müssen die Raumfahrtbehörden damit rechnen, dass abgelaufene Medikamente weniger wirksam sind.“
Langzeitmission im Weltall hat Versorgungsproblem mit Medikamenten
Man könnte annehmen, dass Astronauten – gesunde und gut trainierte Menschen – nicht oft Medikamente benötigen. Aber das ist nicht der Fall. Ältere Studien, auf die auch die aktuelle Arbeit hinweist, zeigen, dass auf der ISS täglich Medikamente eingenommen werden. Die Hauptgründe dafür sind Schmerzen, Verstopfung, Schlafprobleme und Allergien. Im Durchschnitt werden so pro Woche etwa 20 Dosen verschiedener Medikamente pro Astronautin oder Astronaut eingenommen.
Es ist bereits bekannt, dass die Schwerkraft gesundheitliche Probleme verursachen kann. Neben Knochenabbau und Augenproblemen sind beispielsweise auch durch Schwerelosigkeit verursachte Kopfschmerzen bekannt. Bei Langzeitmissionen kommen zusätzlich noch Probleme durch die Weltraumstrahlung hinzu.
Drei Optionen für die Medikamenten-Versorgung bei Langzeitmissionen
Thomas E. Diaz, Hauptautor der Studie und Mitarbeiter des Johns Hopkins Hospital, sieht drei Optionen: „Diejenigen, die für die Gesundheit der Raumfahrtbesatzungen verantwortlich sind, werden Wege finden müssen, das Verfallsdatum von Medikamenten zu verlängern, um eine Marsmission von drei Jahren zu ermöglichen, Medikamente mit längerer Haltbarkeit auszuwählen oder das erhöhte Risiko zu akzeptieren, das mit der Verabreichung von abgelaufenen Medikamenten verbunden ist.“
Meine news
Eine weitere Option könnte sein, bei Langzeitmissionen mehr Frauen einzusetzen. Laut einer anderen Studie können sie den Belastungen im Weltraum besser standhalten als Männer. (tab)