Abschied mit Knall: Habeck rechnet mit Söder ab – „Fetischhaftes Wurstgefresse“
Robert Habeck zieht sich aus dem Bundestag zurück: Sein Abschied ist alles andere als leise – er holt zum Schlag gegen Söder und Klöckner aus.
Berlin – Robert Habeck (Die Grünen) tritt von seinem Bundestagsmandat zurück. Doch nicht ohne einen Knall beendet der 55-Jährige diese prägende Phase seiner politischen Laufbahn. Im Interview mit der taz hält er sich mit seiner Einschätzung aktueller politischer Ereignisse nicht zurück, und arbeitet sich an der Union ab. Neben Julia Klöckner (CDU) wird besonders Markus Söders (CSU) „fetischhaftes Wurstgefresse“ zur Zielscheibe des ehemaligen Vizekanzlers.
Spaltung der Gesellschaft, „mutwillig oder aus Dämlichkeit“: Habeck keilt gegen Klöckner
In einem ausführlichen Interview mit der taz zeigt sich: Die letzten Wochen scheinen nicht spurlos an Robert Habeck vorbeigegangen zu sein. Der ehemalige Vizekanzler sieht Debatten über Kulturkampfthemen als strategische Ablenkung von tatsächlichen politischen Herausforderungen.
Debatten wie Söders Verteidigung des Fleischkonsums oder Julia Klöckners Verbot der Regenbogenflagge seien reine Ablenkungsmanöver. „Es gab also faktisch kein Problem“, so Habeck mit Blick auf Klöckners Verbot der Regenbogenflagge auf dem Bundestagsgebäude. Doch statt reale Herausforderungen anzugehen, habe Klöckner eine künstliche Kontroverse geschaffen: „Sie hat immer nur polarisiert, polemisiert und gespalten. Insofern war von Anfang an klar, dass sie eine Fehlbesetzung ist.“ Bereits andere Grüne hatten in jüngster Vergangenheit Kritik an der Bundestagspräsidentin geübt, doch Habeck geht noch weiter: „Julia Klöckner hat die Gesellschaft gespalten. Ob mutwillig oder aus Dämlichkeit, weiß ich nicht.“
„Keine Politik“: Habeck kritisiert Söders Wurst-Rituale
Auch Söder wird von dem ehemaligen Wirtschaftsminister ins Visier genommen. Dessen vermeintliche Kulturkämpfe, etwa gegen ein angebliches Fleischverbot, seien „keine Politik“. Vielmehr ginge es um ein Ritual, das von den eigentlichen Krisen ablenke. „Dieses fetischhafte Wurstgefresse von Markus Söder ist ja keine Politik“, kritisiert Habeck. Der Effekt sei klar: Statt über die Ursachen von Frust und Entfremdung zu sprechen, würden Talkshows und Schlagzeilen mit Scheinproblemen gefüllt.
Die Vorliebe des bayerischen Ministerpräsidenten für Fleisch ist schon länger Thema in den sozialen Medien. So schrieb Markus Söder zur Preisverleihung des bayerischen Metzgercups in Augsburg, Fleisch und Wurst hätten in Bayern „quasi Verfassungsrang“. Dass er stolz auf die bayerische Küche ist, ist nicht neu. Medien wie Der Spiegel wiesen jedoch darauf hin, dass Söders Essgewohnheiten zunehmend zu einer Form der Selbstvermarktung geworden sind – eine Nische, die über die sozialen Medien hinausgeht und auch in die politische Bühne hineinwirkt.
„Schlag ins Gesicht“ und der „schwarze Metzger“: Die CSU gegen die Grünen
Politisch nutzte Söder das Image wiederholt: 2023 etwa, erklärte er auf Facebook, die Grünen wollten ein Fleisch-, Böller- und Sprachverbot einführen. Im Juni desselben Jahres sorgte eine Falschmeldung über ein angebliches Fleischverbot im Ministerium des damaligen Landwirtschafts- und Ernährungsministers, Cem Özdemir (Grüne), für Empörung. Söders Partei sprach daraufhin von einem „Schlag ins Gesicht“ und „Ideologie“ – obwohl keine tatsächlichen Pläne dazu bestanden.
Zwei Jahre später griff Söder das Thema erneut auf: Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, kündigte er an, dass nach dem Grünen Özdemir, nun „der schwarze Metzger“ komme. Mit diesem gebe es „wieder Leberkäs statt Tofu-Tümelei“. Alois Rainer, Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat und damit Nachfolger von Özdemir, distanzierte sich von der Formulierung und betonte, er setze auf „Vielfalt auf unseren Tellern“. (kox)