Auf dem Höhepunkt der Energiekrise wurde dem Forstbetrieb Freising das Brennholz aus den Händen gerissen. Jetzt sieht sich der Betreiber aber dazu gezwungen, den Scheitholzplatz zu schließen.
Freising – „Die Nachfrage ist in der letzten Zeit stark eingebrochen“, berichtet Tobias Sommer, stellvertretender Leiter des Forstbetriebs Freising. „So sind wir leider zu der Erkenntnis gekommen, dass der sehr hohe Aufwand, den wir mit dem Scheitholzplatz betreiben, letztlich wirtschaftlich nicht mehr rentabel ist..“
2020 wurde der Verkauf am Weihenstephaner Ring in Freising gestartet. Immer samstags konnten Interessenten dort ihr Brennholz beziehen – bereits fertig aufbereitet für den Gebrauch. Als Projekt von der Zentrale initiiert, entschied sich auch der Forstbetrieb Freising, diesen Schritt zu gehen, wie Forstbetriebsleiter Alfred Fuchs erklärt. „Wir wollten unser Angebot diversifizieren und neben dem Verkauf von Rundholz, das jeder Kunde selbst spalten muss, Kunden auch das Angebot bieten, Kleinmengen zu kaufen, die sie ,just in time‘ verheizen können.“
Der Forstbetrieb pachtete dafür im Freisinger Westen einen Teil des alten Schießplatzes, der dem Bund gehört. Ein Unternehmer zerkleinerte die Rundhölzer von Esche und Buche mit einem Spaltautomaten, lieferte es an eine Biogasanlage zum Trocknen und transportierte es dann zum Scheitholzplatz, um es dort sofort nutzbar zu verkaufen. Ein Angebot, das zunächst holprig anlief, und das man eigentlich schon Anfang 2022 wieder einstellen wollte.
Nach dem Angriff kamen die Menschen in Scharen
Doch dann befeuerten drastische weltpolitische Ereignisse das Angebot in Freising. Russland griff die Ukraine an, und mit dem Krieg in Osteuropa kam die Energiekrise. Gaslieferungen waren nicht mehr sicher, und so entschieden sich etliche Menschen, einen Holzofen in den eigenen vier Wänden einbauen zu lassen, um die Wärmeversorgung für den kommenden Winter zu gewährleisten.
„Kurz nach dem Angriff kamen die Menschen in Scharen, um sich auf dem Scheitholzplatz zu versorgen“, erinnert sich Fuchs. „Wir hatten bereits im Frühjahr eine Warteliste bis in den Oktober hinein. Sogar ein Kunde aus Köln ist bei uns vorgefahren, um sich einzudecken.“ Zeitweise sei man der einzige Forstbetrieb gewesen, der deutschlandweit noch liefern konnte. „Und wir sind trotzdem fair geblieben. Wir haben auch im Herbst 2022 den Preis verlangt, der bei der Bestellung im Frühjahr gegolten hat, auch wenn er über die Monate erheblich gestiegen ist.“
„Wir sehen uns gezwungen, die Reißleine zu ziehen“
Inzwischen aber ist die Nachfrage deutlich zurückgegangen. Zahlen belegen das. Wurden in der Hochphase gut 1600 Raummeter Esche oder Buche verkauft, sind es jetzt nur mehr knapp 500, wie Sommer verrät. Dennoch wollte der Forstbetrieb den Scheitholzplatz nicht so schnell aufgeben – einfach weil viel positive Energie in das Angebot geflossen ist, die Kundennähe gefördert und den Forstbetrieb Freising zu einer Marke gemacht hat.
Inzwischen ist man in Freising der letzte von acht Betrieben, die das Angebot noch aufrechterhalten. „Aber es bindet unendlich viele Kräfte“, sagt Sommer. „Und jetzt sehen wir uns gezwungen, die Reißleine zu ziehen.“
Ende Juni soll der Scheitholzplatz nach aktueller Planung zum letzten Mal öffnen. Danach steht für Interessierte, die Holz kaufen wollen, noch der Brennholzplatz zur Verfügung. Dort verkauft der Forstbetrieb Rundholz, das der Abnehmer selbst noch spalten und verarbeiten muss.