Aus für „Heel‘s Alpe“ auf der Allgäuer Festwoche in Kempten: Die Gründe – und Reaktionen

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Rustikal und gemütlich: Wo sich untertags zum Beispiel Mitglieder der Trachtengruppe Unterillertaler stärkten, wurde abends kräftig gefeiert. Im nächsten Jahr ist Heel‘s Alpe nicht mehr Teil der Allgäuer Festwoche in Kempten. © Kraus

Nach 21 Jahren ist Schluss für Heel‘s Alpe auf der Festwoche in Kempten. Ein Unterallgäuer folgt auf Familie Heel. Das sagen die Beteiligten.

Kempten – Der Werkausschuss hat in einer nichtöffentlichen Sitzung lange diskutiert und zwei Entscheidungen für die Allgäuer Festwoche in den kommenden Jahren getroffen. Für die Jahre 2025 bis 2029 bekommt weiterhin das Allgäuer Brauhaus den Zuschlag für die Bewirtschaftung der Gastro­nomieeinheit im Linggpark.

Bei der Gastronomieeinheit im Stadtpark entschied sich das Gremium für Jakob Bauer von der Unique-Eventagentur in Mindelheim, und nicht für den langjährigen Vertragspartner Hotel und Restaurant Waldhorn aus Kempten mit Heel’s Alpe. In der Pressemitteilung des OB-Büros ist von „intensiven Beratungen“ die Rede. Es wird betont, dass Jakob Bauer „alle im Ausschreibungsverfahren geforderten Voraussetzungen erfüllt“.

In der Zeit zwischen der Ausschreibung im Juli und dem Ende der Bewerbungsfrist Mitte September seien die Unterlagen von jeweils fünf Interessenten eingefordert worden, schreibt die Pressestelle der Stadt. Der Kempten Messe- und Veranstaltungsbetrieb ist nun per Beschluss beauftragt, mit den jeweiligen künftigen Partnern die Verträge zu schließen.

Es ist ungewöhnlich, dass die Entscheidung gegen einen örtlichen Gastronom und für eine ortsfremde Eventagentur fiel. Deswegen hat der Kreisbote bei den Betroffenen nachgefragt.

Ein Mann steht an einem Pult und spricht. Er ist ein Politiker mit Glatze
Der Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle. © Fischer

Aus für Heel‘s Alpe auf der Allgäuer Festwoche in Kempten: Dank und Anerkennung vom OB

Oberbürgermeister Thomas Kiechle wird in der Pressemeldung des OB-Büros zitiert: „Diese Vergabeentscheidung für die Gastronomieeinheit für die Allgäuer Festwoche ist das Ergebnis eines offenen und transparenten Wettbewerbs. Der Ausschuss hat nach gründlicher Prüfung aller Bewerbungen einem neuen Anbieter den Zuschlag erteilt.

Wir wissen um das langjährige Engagement unseres bisherigen Partners und danken ihm ausdrücklich für seine wertvolle Arbeit. Gleichzeitig freut es uns, dass die Festwoche so attraktiv ist, dass mehrere Bewerber Interesse gezeigt haben. Das spricht für die große Bedeutung und Anziehungskraft unserer Allgäuer Festwoche.“

Mit Hinweis auf die Vorschriften im Vergaberecht waren nähere Informationen weder vom Büro des Oberbürgermeisters noch vom Kempten Messe- und Veranstaltungsbetrieb zu bekommen.

Festwochenbeauftragter Hartmann bedauert die Entscheidung von Familie Heel

Ein mann im weißen Hemd vor buntem Hintergrund lächelt in die Kamera. Er steht vor einem Plakat der Allgäuer Festwoche in Kempten
Hans-Peter Hartmann © privat

Michael Heel habe sich selbst „ausgeschossen“, meint Hans-Peter Hartmann, Festwochenbeauftragter des Stadtrats. Die Stadt habe die Festwochen-Gastronomie ausgeschrieben, wie alle fünf Jahre. Dass sich dabei die Bedingungen verändern, sei auch üblich. „Trotzdem wollte die Familie Heel die Konditionen bekommen wie 2019“, sagt der Beauftragte.

„Es gab Vorgespräche“, berichtet er, der Oberbürgermeister habe dabei versucht, dem langjährigen Partner die Hand zu reichen. Die Stadt hätte die Heels gerne weiter beauftragt, aber sie hätten es nicht gewollt, weil der Familienrat beschlossen habe, nur dann weiterzumachen, wenn es zu ihren Konditionen passiere. „Es ist schade, aber Michael Heel hat dadurch abgesagt, dass er auf die Bedingungen der Ausschreibung nicht eingegangen ist, wie seine Mitbewerber.“

Schweren Herzens zieht sich Familie Heel von der Allgäuer Festwoche zurück

Ein Mann lacht in eine Kamera. Ein Auge ist zugegkniffen.
Der Kemptener Gastronom und Hotelbetreiber Michael Heel. © privat

„Wir haben die letzten 21 Jahre Platzpacht bezahlt, sagt ­Michael Heel. Die Neuausschreibung stelle das System auf eine Sockelpacht mit zusätzlicher Umsatzpacht um. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir damit nicht klarkommen.“ Der Grund sei, dass in „Heel‘s Alpe“ eine sehr hochwertige Gastronomie angeboten werde. „Wir haben die Hütte, kochen sehr hochwertig und haben keine Getränke in Litermaß.“ Von seinen acht Köchen seien drei Küchenmeister.

Außerdem gehe es um knapp 500 Plätze und nicht um eine Gastronomie mit 3.000 Plätzen. „Wir waren auf die höchste Qualität in einem Festzelt ausgerichtet.“ Manche Gäste meinten, sie seien in einem Restaurant gelandet. Das neuen System bestrafe diejenigen, die Qualität bieten würden. „Für uns wären massiv erhöhte Kosten die Folge gewesen“, sagt Heel.

Es ist kein Kompromiss zustande gekommen

Von 2023 auf 2024 sei die Pacht um 12,5 Prozent erhöht worden. „Wir haben das Gleiche angeboten und noch einmal zehn Prozent drauf gelegt“, berichtet er. Da der neue Mitbewerber die Ausschreibungsbedingungen akzeptiert habe, seien die Heels aus dem Ausschreibungsverfahren heraus. Ob die Stadt mit der neuen Umsatzpacht die Einnahmen erzielen könne, wie sie sie mit ihren Platzpacht erzielt hätte, bezweifle er. „Es gab vor und nach der Festwoche Gespräche.“

Eine Woche vor der Ausschusssitzung habe er mit Bürgermeister Klaus Knoll, dem Festwochenbeauftragten Hans-Peter Hartmann und Festwochen-Chefin Michaela Waldmann gesprochen. Er verstehe die Logik der Ausschreibung, aber dahinter stecke das Prinzip „‚Friss oder stirb‘: In der Geschäftswelt könnten wir das mit niemandem machen“, so Heel.

Auch die Gäste im Blick

Auf der Homepage des Waldhorn ist zu lesen: „Über zwei Jahrzehnte prägte die fünfte Jahreszeit den Alltag im Hotel Waldhorn. Nun müssen wir schweren Herzens Abschied von der Allgäuer Festwoche nehmen. Mit der Neuausschreibung unserer Gastronomie-Einheit wurden die Pachtkonditionen geändert und hätten eine nicht unerhebliche Preissteigerung (auch für die Gäste) mit sich gebracht. Trotz unserem Entgegenkommen war kein Verhandeln möglich und somit wurde die Gastronomieeinheit im Stadtpark an einen ortsfremden Bewerber vergeben. Nun bleibt uns nur noch dankbar zurückzublicken …“

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