„Dramatische Lage“: BRB-Chef warnt vor steigenden Kosten und fordert Einschreiten der Politik

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Wo führt die Reise für die Bayerische Regiobahn hin? Der Geschäftsführer blickt sorgenvoll in die Zukunft. © THOMAS PLETTENBERG

Strafzahlungen bei unverschuldeten Zugausfällen, hohe Kosten für Ersatzverkehr und sinkende Einnahmen: BRB-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann warnt vor einer dramatischen Lage für die Eisenbahnverkehrsunternehmen. Jetzt fordert er die Politik zum Handeln auf.

Landkreis – Mit dem zuletzt Erreichten ist Arnulf Schuchmann eigentlich zufrieden. In einer Pressemitteilung zum Jahresrückblick schreibt der BRB-Geschäftsführer von einem erfolgreich gestarteten WhatsApp-Kanal mit über 1000 Abonnenten, seither sinkenden Beschwerdezahlen und dem neuen Jobsuche-Portal www.bockauflok.de. Auch die MVV-Verbundraumerweiterung bringe eine große Erleichterung. Schuchmanns Blick in die Zukunft ist allerdings „sorgenvoll“, wie das Unternehmen mitteilt.

„Einerseits steigen die Kosten für Personal, Material und Energie, andererseits müssen wir Eisenbahnverkehrsunternehmen Strafzahlungen für Verspätungen und Zugausfälle auch dann tragen, wenn der Grund zum Beispiel marode Infrastruktur ist und somit das Verschulden bei der DB InfraGO AG liegt und nicht bei uns“, wird der Geschäftsführer in der Pressemitteilung zitiert.

Dazu kämen noch die Kosten für Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen und Taxis. Diese SEV-Kosten werden der BRB zwar vom Freistaat erstattet, allerdings sei die Höhe zu einem Zeitpunkt ausgehandelt worden, als die Kosten noch deutlich niedriger waren als heute. „Nachgebessert wurde nie“, schreibt das Unternehmen. Hinzu kommt, dass mehr Baustellen und Störungen der Infrastruktur auch mehr SEV erforderlich machen würden als von der BRB ursprünglich angenommen.

Jeder 20. Zug fällt aus – BRB hatte mit jedem 300. gerechnet

Schuchmann erklärt dazu: „Im Netz Oberland sind wir rein rechnerisch zu Beginn des aktuell noch geltenden Verkehrsdurchführungsvertrages davon ausgegangen, dass jeder 300. Zug ausfallen wird.“ Mittlerweile falle aber etwa jeder zwanzigste Zug aus. Bezahlt bekomme die BRB allerdings nur Züge, die auch fahren. „Wer den Zugausfall verursacht hat, spielt keine Rolle.“

Schuchmann beklagt in der Pressemitteilung außerdem sinkende Einnahmen aus dem Ticketverkauf als Folge des Deutschlandtickets, während die Fahrgastzahlen „teilweise drastisch“ gestiegen seien. Höhere Kosten, etwa für die Reinigung der Züge, seien die Folge. „Die Ausgleichszahlungen berücksichtigen solche Entwicklungen im laufenden Verkehrsdurchführungsvertrag nicht“, teilt die BRB mit. Das Unternehmen fordert: „Nötig wäre eine Planungssicherheit mit finanziellen Anpassungsmöglichkeiten, statt dem Hin und Her zwischen Bund und Ländern.“ Schuchmann bezeichnet die Lage in seinem Jahresrückblick und -ausblick laut BRB als „dramatisch“.

BRB sieht Politik in der Pflicht

Abseits der finanziellen Situation warnt die BRB auch vor „Unachtsamkeit und Ignoranz“, mit der Fußgänger, Radler und Autofahrer die Gleise an Bahnübergängen, in Bahnhöfen und auch auf freier Strecke überqueren würden. „Beinahe täglich kommt es dabei zu gefährlichen Situationen“, betont das Unternehmen. Unfälle könnten oft erst in letzter Sekunde durch eine Schnellbremsung verhindert werden – manchmal aber auch nicht. Auffällig viele solcher Vorfälle gibt es laut BRB im Netz Berchtesgaden-Ruhpolding, doch auch im Oberland kommt es immer wieder zu Unfällen oder Beinaheunfällen mit Zügen, zuletzt am vergangenen Freitag in Miesbach.

860 Mitarbeiter würden bei der BRB dafür arbeiten, die Fahrgäste sicher, pünktlich und komfortabel ans Ziel zu bringen, bilanziert Schuchmann, was wohl auch 2025 nicht leicht werde. Weil der Kostendruck in der Bahnbranche steigt, sieht die BRB nun auch die Politik in der Pflicht. nap

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