Bauen direkt am See ist nicht so einfach. Warum läuft‘s beim Wiesseer Seegut, beim Rottacher Severin‘s aber nicht? Wir haben nachgefragt.
Bad Wiessee/Rottach-Egern - Die Enttäuschung über den fehlenden Fortschritt auf der Baustelle fürs Luxushotel Severin‘s an der Rottacher Seestraße war unlängst Thema im Gemeinderat. Es sei dies die vierte Saison eines „untragbaren Zustandes in der bedeutendsten Tourismusstraße der Gemeinde“, so die harsche Kritik. Bürgermeister Christian Köck (CSU) beklagte das Fehlen einer „offenen Kommunikation“.
Langwierige Probleme mit Wasser an der Severin‘s Baustelle
Bauherr des Severin‘s ist die Gustav-Zech-Stiftung. Bekannt ist, dass es den beauftragten Firmen sehr lange nicht gelungen ist, die Baustelle so abzudichten, dass kein Wasser eindringen kann. Jetzt arbeitet eine Spezialfirma mit Zementinjektionen – und Unternehmenssprecher Holger Römer wagt zwei Jahre nach dem symbolischen ersten Spatenstich eine Aussage zum Zeitplan. Ab August werde der Aushub erfolgen, so Römer. Anschließend gehe man von einer Errichtung der Tiefgeschosse ab September 2025 aus. Deren Fertigstellung sei – abhängig von den Witterungsverhältnissen – fürs Frühjahr 2026 geplant.
Fertigstellung verzögert
Allerdings, das räumt Römer ein, hinkt die Baustelle dem ursprünglichen Zeitplan weit hinterher. Auf der Homepage des Betreibers ist noch immer von einer Fertigstellung Ende 2024 die Rede. Auf dem 6040 Quadratmeter großen Grundstück ist ein exklusives 5-Sterne-Superior Wellnesshotel geplant.
Seegut-Baustelle im Zeitplan
Auch das Strüngmann-Familienunternehmen Athos GmbH baut nah am Wasser, und zwar wesentlich größer. In Bad Wiessee entsteht mit dem Projekt Seegut nicht nur ein Hotel, sondern insgesamt 24 Gebäude. Dort läuft es deutlich besser. Ende 2023 wurde mit den aufwendigen Tiefbauarbeiten auf dem rund 3,8 Hektar großen Areal beim einstigen Hotels Lederer begonnen. „Wir sind im Zeitplan“, berichtet Athos-Sprecher Stephan Heller. Bisher habe es keine unvorhergesehenen Herausforderungen auf der Baustelle gegeben. Die Fertigstellung der kompletten Anlage Seegut, ein neuer Wiesseer Ortsteil am Seeufer, ist für 2028 anvisiert.
Womöglich auch deshalb, weil in Bad Wiessee, wie bei vielen Grundstücken in Seenähe, ein anderes Verfahren zum Abdichten der Baugrube zur Anwendung kam. Der gesamte Tiefbaubereich wurde aufwendig mit Spundwänden vor nachrutschendem Erdreich und weitestgehend gegen eindringendes Grundwasser abgesichert, das problemlos abgepumpt wurde.
Zech-Group verweist auf schwierige Bodenverhältnisse
Dieses Vorgehen sei für das Severin‘s in Rottach jedoch keine Alternative gewesen, meint Römer. Denn die Baugrundverhältnisse, erklärt er, würden sich deutlich unterscheiden. Während in Bad Wiessee ein Baugrund aus „wenig durchlässigen, bindigen Böden (Lehm/Ton) vorliegt, stehen in Rottach-Egern stark wasserdurchlässige Kiese an“.
Abdichtungsarbeiten voraussichtlich Ende Juli abgeschlossen
Wie sich ein Boden mit diesen Eigenschaften abdichten lässt, wurde im Vorfeld vom Zech-Team offenkundig falsch eingeschätzt. Zunächst, so Römer, hatte ein Tiefbau-Unternehmen „für eine geräusch- und erschütterungsarme Ausführung die Abdichtung der Baugrubensohle im Silikat-Gel-Verfahren vorgeschlagen“. Doch das Gel-Kissen erwies sich als untauglich, immer wieder drang Wasser ein. Nun sollen es die Zement-Injektionen richten. „Zurzeit wird das Verfahren DSM (Deep-Soil-Mixing) erfolgreich angewendet. Dabei wird der anstehende Boden mit einer Zement-Bentonit-Suspension vermischt und bildet die Abdichtung“, teilt Römer mit. Die Arbeiten zur Abdichtung der Baugrube seien voraussichtlich Ende Juli abgeschlossen.